Möbel mit Verkaufstalent | stores+shops

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Präsentationselement mit „Inspirationsfläche“, zwei Fächern für Stapelware und Schubladen für die Nahreserve bei Marc O’Polo (Foto: Leifhelm für Dan Pearlman)

Möbel mit Verkaufstalent

Verkaufsmöbel müssen nicht nur gut aussehen, sondern auch gut verkaufen können. Damit die Ware schneller dreht, sollten Tische und Warenträger perfekt aufs Produkt abgestimmt sein und die Ware so präsentieren, dass der Kunde sie nicht nur physisch, sondern auch visuell mühelos erfassen kann.

Kann ein Store in Schönheit sterben? Das soll schon vorgekommen sein, wenn auch nicht gerade von heute auf morgen. Doch ein bisschen kränkeln kann er zum Beispiel, wenn Warenträger und Verkaufsmöbel zwar edel aussehen, aber keinen guten Job machen, weil die Ware darauf sich nicht so recht bewegen will. Welche Eigenschaften muss ein Tisch oder Warenträger mitbringen, wenn er ein Verkaufstalent sein will? „Das ist natürlich sehr abhängig vom Produkt“, sagt Klaus Schwitzke von der Düsseldorfer Schwitzke Group. Um sich für die jeweilige Produktkategorie zu qualifizieren, muss ein Tisch oder Warenträger bestmöglich auf die betreffenden Artikel zugeschnitten sein.

Hat man es mit Karton- oder Blister-Verpackungen, kleinteiligen oder großformatigen Produkten zu tun? Handelt es sich um Accessoires oder Cashmere-Pullover, Sandalen oder Stiefel – in welcher Warendichte und Stückzahl? Davon hängt auch die Größe und Untergliederung der entsprechenden Möbelstücke ab. „Die Maße der Produkte bestimmen die Möbel“, sagt Schwitzke, „und die Ergonomie gibt vor, was für den Menschen komfortabel ist.“ Da der stationäre Handel im Wettbewerb mit dem E-Commerce steht und der Kunde jederzeit vom Sofa aus einkaufen kann, muss man das Shoppen bequemer gestalten. Daher sollten Verkaufsmöbel im Optimalfall nicht mehr als zwei Präsentationsebenen haben, wobei in der Höhe die untere Fläche 50 cm nicht unter- und die obere 1 m nicht überschreiten sollte. Die Ware sollte mühelos zu greifen und von allen Seiten bestens zu sehen sein. „Die erfolgreichsten Präsenter oder Verkaufsmöbel zeigen die Artikel so, dass der Kunde sie visuell wirklich erschließen und manuell gut erreichen kann“, sagt der auf die Schuhbranche spezialisierte Innenarchitekt und Inhaber der EBG Einzelhandelsberatung Manfred Brockkötter. Klaus Schwitzke plädiert für ein Layout mit „Arena-Effekt“: im Mittelraum niedrig und zu den Rückwänden hin ansteigend.

Mühelos zu greifen

Damit der Kunde verweilt, „muss der Warenträger ihn einladen, das Produkt in die Hand zu nehmen“, eklärt Sophie Gatzke, Projektleiterin bei Plajer & Franz Studio. „Daher darf ein Verkaufsmöbel keine Hemmschwellen aufbauen“, ergänzt ihre Kollegin, Senior Designerin Maria Welzel. Das nämlich kann passieren, wenn ein Warenträger nicht stabil wirkt, oder auch wenn das Visual Merchandising nicht dem Genre des Produkts entspricht oder der Warenträger mit zu viel oder zu wenig Ware bestückt ist.

Ebenso ist ein „Chamäleon-Effekt“ zu vermeiden: „Wenn man schwarze Taschen präsentiert, dann sollte die Tischoberfläche besser hell sein“, so Maria Welzel, denn sonst werde die gesamte Präsentation für den Kunden unsichtbar. Andererseits ist es ratsam, mit Farbe zurückhaltend zu sein, wenn schon die Ware sehr farbintensiv ist wie in Kinder-Abteilungen mit ihrem bunten Spielzeug oder fröhlich gemusterter Kleidung. „Hier sind weiße Warenträger eine gute Wahl“, rät Sophie Gatzke.

Ausgemachte Eyecatcher sollten Verkaufsmöbel generell nicht sein, denn sie sollen die Produkte unterstützen und ihnen nicht die Schau stehlen. „Einen Tick wertiger als die Produkte“ jedoch dürfen Verkaufsmöbel laut Klaus Schwitzke gern sein, „um dem Produkt zu helfen.“ Letztendlich geht es bei einem guten Verkaufsmöbel um gelungene Kommunikation. „Es ist wie eine Visitenkarte und repräsentiert das Produkt und natürlich den Händler.“

Fotos (5): Leifhelm für Dan Pearlman (2), Plajer & Franz Studio (1), Schwitzke Group (2)

Sehr komplexe Anforderungen

Volker Katschinski, Kreativdirektor der Berliner Agentur Dan Pearlman, über das komplexe Anforderungsprofil für erfolgreiches Verkaufsmobiliar.

Was muss gutes Verkaufsmobiliar leisten?

Es erzählt die Geschichte des Produkts weiter. Nehmen wir als Beispiel ein italienisches Familienunternehmen, das luxuriöse Cashmere-Pullover herstellt. Da muss so ein Möbelstück im Grunde die komplette Familiengeschichte erzählen. Das beginnt beim Holz, das vielleicht nicht lackiert ist, sondern offenporig, und dem Holzton, der subtil auf Unternehmen und Produkt abgestimmt ist. Mit diesen Dingen beschäftigt man sich sehr intensiv. Man muss ein Produkt und ein Unternehmen genau verstehen und wissen, was dahintersteckt.

Worauf kommt es bei den Oberflächen an?

Die Fragen sind immer: Harmoniert die Oberfläche mit den Farben des Produkts? Wie strapazierfähig ist sie? Wie ist die Lichteinwirkung, reflektiert die Oberfläche das Licht? Übrigens wird auch das in die Möbel integrierte Licht immer wichtiger, um die spezifischen Eigenschaften der jeweiligen Produkte hervorzuheben.

Inwiefern haben sich die Anforderungen an Verkaufsmöbel geändert?

Die Produkte sind komplexer geworden, denken Sie im Modebereich beispielsweise an die aufwändige Ausstattung eines Hemdes, an spezielle Nähte, die einen Artikel auszeichnen oder den lässigen Schnitt einer Hose, deren Beine gekrempelt werden müssen, um den Style zur Geltung zu bringen. Auf all das müssen Verkaufsmöbel reagieren. Die Kunden wollen das Produkt erleben und anfassen, aber es soll auch convenient sein. Man muss den Style sehen, aber der Größensatz dazu muss gleich griffbereit sein. Das alles sind sehr komplexe Anforderungen.

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