Oberflächlich betrachtet echt | stores+shops

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Shoebaloo in Amsterdam: elliptische und geschwungene Formen, fugenlos realisiert mit dem Mineralwerkstoff Hi-Macs. (Foto: Hi-Macs)

Oberflächlich betrachtet echt

In vielen Storekonzepten spielen Oberflächen aus dekorativen Schichtstoffen und Mineralwerkstoffen eine wichtige Rolle. Den aktuellen Trends zu einladender Wohnlichkeit, industrieller Coolness und Individualisierung tragen sie durch authentisch wirkende Holzoptiken oder Beton-Look sowie „maßgeschneiderte“ Lösungen Rechnung.

In höherem Maße als in der analogen Vergangenheit ist der Handel aktuell gefordert, seine Flächen durch hohe Inszenierungsqualität aufzuwerten, um seine Ware nach allen Regeln der Kunst ins rechte Licht zu rücken, durch ein unverwechselbares Storedesign die Identität der Dachmarke zu stärken bzw. – bei Monolabel-Formaten – die Geschichte des Produkts im Storedesign weiterzuerzählen. Gleichzeitig kommt es darauf an, die Aufenthaltsqualität für die Kunden zu erhöhen und ihnen stimmungsvolle Räume mit ausgeprägtem Wohlfühlfaktor anzubieten, die sie zudem inspirieren und animieren – und das immer wieder aufs Neue. Dadurch werden die Lebenszyklen von Innenausbauten im Ladenbau kürzer und die Anforderungen an Storedesign und Store-Möblierung komplexer.

Trend 1: Heimat & Tradition

Diese Entwicklung berührt natürlich auch die im Ladenbau häufig verarbeiteten Oberflächenmaterialien wie dekorative Schichtstoffe und Mineralwerkstoffe. Diese Materialien prägen die Shop-Atmosphäre maßgeblich, denn sie kommen für sämtliche Verkaufsmöbel wie Tresen, Kassentheken, Regale, Podeste, die Rückwandgestaltung oder als Akustikdecke zum Einsatz.

Welches sind die vorherrschenden Trends?

„Letztendlich entwickeln sich auch die Oberflächen-Designs in allen Bereichen wie auch im Ladenbau aus den gesellschaftlichen Veränderungen, sprich den Mega-Trends heraus“, sagt Christiane Gebert, aktuell verantwortlich für Design und Entwicklung bei Pfleiderer Holzwerkstoffe, „und da in den letzten Jahren vor allem ‚Heimat’ und ‚Tradition’ dazu zählten, ist die Eiche wieder in den Fokus gerückt.“ Vor allem Eichen-Optiken in einem gealterten Look mit einem leichten Graustich sind im Ladenbau gefragt, denn: „sie wirken, als könnten sie eine Geschichte erzählen“, so Gebert. Auch Leder- und Stoff-Optiken, zum Beispiel mit Leinen-Charakter, gehören in diesen Kontext.

Selbst im Lebensmittelbereich, wo in der Vergangenheit vorwiegend Uni- oder Phantasiedekore verarbeitet wurden, sind Holzoptiken, die Emotionalität und Natürlichkeit transportieren, auf dem Vormarsch. „Holzdekore sind hier aktuell ein ganz zentrales Thema“, sagt Klaus Monhoff, Leiter Design- und Dekormanagement der Egger-Gruppe.

In diesem Zusammenhang ist natürlich auch „Authentizität“ ein Stichwort. „In den letzten vier, fünf Jahren Jahren hat sich der Anspruch an authentische Materialien stark erhöht“, so Monhoff, „sowohl die Optik als auch die Haptik sollen sich am Vorbild der Natur orientieren.“ Aus diesem Anspruch heraus sind sogenannte Synchronporenoberflächen entstanden, bei denen die Oberflächenpore „genau dort verpresst wird, wo auch das Dekor entsprechend bedruckt ist“, wodurch eine besonders authentische Wirkung erzielt wird.

Bei modernen Holzdekoren entsteht auch nach jahrelanger Beanspruchung keine Patina. (Foto: Pfleiderer)

Bei modernen Holzdekoren entsteht auch nach jahrelanger Beanspruchung keine Patina. (Foto: Pfleiderer)

Warum greift man dann nicht gleich auf Echtholz zurück? Zum einen, weil Schichtstoffplatten bessere Pflegeeigenschaften haben als lackiertes oder gebeiztes Furnier oder Massivholz. Eine Gebrauchspatina entsteht hier nicht, die Platten lassen sich mit Haushaltsreinigern säubern. Ein weiterer Vorteil gegenüber Massivholz und Furnier ist neben großer Robustheit die Farbstabilität. Zwar kann man mit Beizen und Lacken bei Echtholz farblich durchaus konstante Oberflächen erzielen, doch unter Einwirkung von UV-Licht verändern sich die Farbnuancen oft im Laufe weniger Monate, während für das Bedrucken der Dekore extrem UV-beständige Farbpigmente eingesetzt werden können.

Durch Speziallacke werden auch die aktuell gefragten supermatten Oberflächen ladenbau-tauglich. „Da supermatte Oberflächen ursprünglich sehr kratzempfindlich sind, im Ladenbau jedoch extrem resistent sein müssen, werden sie mit einem besonderen Lack überzogen und ausgehärtet“, erläutert Christiane Gebert.

Begriffserklärung: Schichtstoffe und Werkstoffe

Dekorative Schichtstoffe wie hochdruckverpresste Laminate (High Pressure Laminate, kurz HPL) sind aus mehreren Lagen bestehende und meist mit Melamin- und Phenolharz getränkte Zellulosefaserstoffbahnen, die per Hitze (über 120 Grad) und Hochdruck mit einem durch Print oder Prägung entstandenen Oberflächendekor verbunden und auf unterschiedliche Trägermaterialien (z.B. MDF-, Span-, Multiplex-Platten) aufgebracht werden.

Mineralwerkstoffe bestehen aus Mineralien wie Bauxit, einem Gestein und Aluminiumerz, das thermisch mit Acryl und Farbpigmenten gebunden wird.

Trend 2: Individualisierung & Hochwertigkeit

Einen weiteren starken Trend sieht Klaus Monhoff in der individuellen Kombination von Materialien, zum Beispiel Unifarben mit Hölzern. „Hier kann man den aktuellen Grau-Effekt des Holztons sehr schön mit dem Uni-Ton aufgreifen.“ Durch die gesicherte Farbkonstanz bleibt diese subtile Harmonie auch über Jahre bestehen, während sich die Nuancen bei Echtholz durch Aufhellung oder Vergilbung auseinanderentwickeln können.

Dekorative Schichtstoffe sind durch UVBeständigkeit farbstabil. (Foto: Pfleiderer)

Dekorative Schichtstoffe sind durch UVBeständigkeit farbstabil. (Foto: Pfleiderer)

„Wir stellen fest, dass die Anforderungen immer individueller werden und immer komplexere Formen gefordert sind“, berichtet Timm Mudra, als Country Manager Deutschland verantwortlich für das Mineralwerkstoffprodukt Hi-Macs von LG Hausys. Gleichzeitig beobachtet er „einen ganz klaren Trend zu hochwertigen Materialien am POS“.

Solche individuellen Optiken und Formen bis hin zur Dreidimensionalität oder Transluzenz in hochwertiger Ausführung können mit Mineralwerkstoffen wie Hi-Macs problemlos realisiert werden, da sie per Erhitzung auf eine Kerntemperatur von 160 Grad in jeder denkbaren Weise geformt werden können. Dazu werden 12 mm starke Mineralwerkstoffplatten aufgeheizt und in Vakuumpressen über Schablonen in eine bestimmte Form gebracht, die nach Abkühlung bestehen bleibt. Anschließend können verschiedene Module fugenlos verklebt werden. Da das massive Material immer wieder nachbearbeitet werden kann und gut 15 Jahre Farbkonstanz verspricht, eignet sich ein Mineralwerkstoff dieser Art, der optisch auf den ersten Blick dem Stein ähnelt, auch für die Fassadengestaltung.

Trend 3: Industrial Chic

Genau wie die Hersteller dekorativer Schichtstoffe sieht auch Timm Mudra als dritten starken Oberflächen-Trend Betonoptiken, die – ebenso wie Metall-, Rost- oder Backstein-Optiken – im Kontext von Industrial Chic relevant sind. Da die Originale mit ihren oft rauen oder porösen Oberflächen für Ladenbau-Möblierung weniger geeignet sind, sind dekorative Schichtstoffe oder Mineralwerkstoffe hier oft eine gute Wahl.

Und was wird die Zukunft bringen? Zwar zeigen sich nach dem Trend zu rustikalen Holz-Oberflächen in der Architektur schon wieder helle, skandinavische Hölzer wie Ahorn und Buche am Horizont. „Doch auch im Ladenbau wird die leicht graustichige Eiche weiterhin aktuell sein“, meint Christiane Gebert, „und das gilt auch für das Thema Beton.“

Fotos (4): Hi-Macs (1), Pfleiderer (3)

Eigenständige Ästhetik

Der Ladenbauarchitekt Ansgar Hellmich über die Vorzüge von dekorativen Schichtstoffen und Mineralwerkstoffen und seine Anforderungen an Produkte und Lieferanten.

Wenn Sie bei der Umsetzung eines Storekonzepts die Wahl haben zwischen einem dekorativen Schichtstoff in Holzoptik und dem authentischen Echtholz – was gibt den Ausschlag?

Natürlich spricht viel für das Echte, speziell bei Marken, deren Identität Naturverbundenheit spiegelt. Andererseits zählt auch der Kostenaspekt, insbesondere, wenn man ein größeres Rollout hat. Aber auch abgesehen von den Kosten hat Holz durchaus Nachteile. Es kann sich im Laufe der Zeit verfärben oder durch die Maserung feine Splitter bilden – gerade im Modebereich ist das ein Manko, denn ein Pullover kann daran hängen bleiben. Oberflächen müssen im Ladenbau sehr glatt sein, das ist ein ganz wichtiger Punkt.

Welche Lebensdauer sollten dekorative Schichtstoffe haben?

Sie sollten einen Storezyklus überstehen. Hochdruckverpresste Schichtstoffe wie High Pressure Laminate (HPL) sind in der Regel sehr langlebig und zeigen wenig Abnutzungserscheinungen, vor allem in Weiß. Schwachpunkte sind höchstens die Ecken, die bei besonderer Beanspruchung – zum Beispiel an Kassentresen – abplatzen können, gerade wenn man Platten verwendet, die dünner als einen Millimeter sind. Dankbar sind diesbezüglich bestimmte Mineralwerkstoffe: Da man sie immer wieder abschleifen kann, verzeihen sie viel, sind allerdings preislich High-end.

Was erwarten Sie von den Lieferanten, auch in Bezug auf Design?

Zunächst mal Verfügbarkeit. Wenn man sich für ein Produkt in einer bestimmten Farbigkeit entschieden hat, dann sollte es auch in der Nachproduktion relativ kurzfristig verfügbar sein. Was das Design anbelangt: Es gibt zwar mittlerweile Oberflächen in Holzoptiken, die vom Original kaum zu unterscheiden sind; ich persönlich ziehe dem Imitat eines Naturmaterials jedoch Produkte mit einer eigenständigen Ästhetik vor und bin hier auch sehr offen für Innovationen.

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