EuroShop: Start zur richtigen Zeit | stores+shops

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Die erste EuroShop fand vom 11. bis 15. Juni 1966 in Düsseldorf statt. (Foto: Messe Düsseldorf)

EuroShop: Start zur richtigen Zeit

Die erste EuroShop fand vom 11. bis 15. Juni 1966 in Düsseldorf statt. Als Investitionsgütermesse für den Einrichtungs- und Ausstattungsbedarf des Handels setzte sich die EuroShop von Anfang an durch. Ein Blick zurück auf die Anfänge.

War der Ball im Tor oder nicht? Kaum ein anderes Sportereignis in den 60er-Jahren hat so viele Diskussionen ausgelöst wie das legendäre „Wembley-Tor“. Geoff Hurst erzielte den umstrittenen Treffer zum 3:2 während des WM-Endspiels zwischen England und Deutschland am 30. Juli 1966 im Londoner Wembley-Stadion. Knapp drei Wochen vorher fand ein anderes Ereignis statt, das später ebenfalls Geschichte schreiben sollte: Die Fachmesse EuroShop wurde am 11. Juli 1966 in Düsseldorf aus der Taufe gehoben. Bereits die Erstveranstaltung, die von rund 29.000 Fachleuten besucht wurde, war die weltweit größte Ausstellung für Ladenbau und Geschäftsausstattung.

Ausstellungskatalog der EuroShop 1966 (Foto: Messe Düsseldorf)

Ausstellungskatalog der EuroShop 1966 (Foto: Messe Düsseldorf)

Durch die gravierenden, durch die Vertriebsform der Selbstbedienung ausgelösten Veränderungen war abzusehen, dass die Einrichtung und Ausstattung von Handelsgeschäften eine wesentlich größere Bedeutung bekommen würde.Die mehr und mehr praktizierte offene Warenpräsentation auch in den Nonfood-Branchen löste tiefgreifende Veränderungen in der gesamten Ladengestaltung aus. Kästen, Schubladen und Schränke zur Aufnahme und Bereitstellung der Sortimente wurden durch Regale, Gondeln, Angebotstische und Verkaufsständer abgelöst. Hinzu kam die große Nachfrage nach Kassentischen und Kassen, Kühlmöbeln und Elektroausstattung.

Für den Einzelhandel wurde für den Zehnjahreszeitraum 1966-1976 ein zusätzlicher Verkaufsflächenbedarf von zwölf Mio. Quadratmetern prognostiziert. „Aus diesen Gründen sahen wir es als notwendig an, eine Spezialmesse ausschließlich für die Einrichtung und Ausstattung von Geschäften aller Branchen zu etablieren“, so Henksmeier damals. Bislang waren Investitionsgüter für den Handel, zu denen auch die Innendekoration sowie Werbemittel für Schaufenster und Geschäft zählten, lediglich als Anhängsel auf den verschiedenen Sortimentsfachmessen zu sehen.

Eine Idee setzt sich durch

In seiner Eigenschaft als Vorsitzender der EuroShop-Kommission eröffnete Henksmeier zusammen mit Düsseldorfs Oberbürgermeister Willi Becker am 11. Juni 1966 offiziell die erste „Internationale Messe für Ladenbau und Schaufenster“. Die EuroShop war von Anfang an auf den gesamten Investitionsgüter- und Werbemittelbedarf des Handels ausgerichtet. Von den 331 Ausstellern kamen bereits 20 Prozent aus elf europäischen Ländern, und auch von den rund 28.000 Fachbesuchern kam rund ein Fünftel aus dem Ausland, insbesondere aus den EWG-Ländern und England, aber auch aus Skandinavien und den Ostblockstaaten. Zielgruppen waren vor allem Einzelhändler, Architekten, Ladenbauer und -einrichter. 1968 waren es bereits 39.000 Besucher und sechs Jahre später 50.000 Besucher.

Bis auf den letzten Platz gefüllt waren die Stuhlreihen auf dem internationalen EuroShop-Kongress am 14. Juni 1966 in Düsseldorf. (Foto: Messe Düsseldorf)

Bis auf den letzten Platz gefüllt waren die Stuhlreihen auf dem internationalen EuroShop-Kongress am 14. Juni 1966 in Düsseldorf. (Foto: Messe Düsseldorf)

Ein großes Thema auf der Erstveranstaltung 1966 ist der Fertigbau von SB-Geschäften. So zeigen die Vereinigten Flugtechnischen Werke aus Hoyenkamp einen Fertigbau-Montage-Laden, der auf einem Rasternetz und in Modulen funktioniert. Der Vorteil: Eröffnungstermin und Kosten lassen sich punktgenau fixieren. Die Hoch-Tief AG präsentiert ein in Zusammenarbeit mit NCR entwickeltes Fertigbauprogramm für Läden, Supermärkte, Lebensmittel-Zentrallager und Cash&Carry-Hallen. Die Bauzeit betrug nur drei Monate.

Palisander- und Teak-Optik bestimmen den Trend bei den Oberflächen von Ladenmöbeln. Es gibt auch schon schraubenlos zu montierende Regale zu sehen, zum Beispiel die von Combi-Store, die auch ein Wandkühlregal mit Luftschleier vorstellen. Elektrohelios, Hersteller von Kühlmöbeln, macht mit der Weiterentwicklung seiner bekannten Stolpertruhe „Liliput“ auf sich aufmerksam.

Die Anker-Werke zeigten die Kasse „Anker 7“, an die ein automatischer Rabattmarkengeber angeschlossen wird, der die einzelnen Marken nach Abschluss des Kaufvorgangs bedruckt. Ebenfalls von den Anker-Werken kommt die Kasse „N 100“ mit Festwertspeicher. Bestimmte immer wiederkehrende Beträge werden nicht mehr über das normale Tastenfeld eingegeben, sondern mittels eines Hebelzugs unmittelbar eingestellt. Nicht wenige der auf der EuroShop 1966 gezeigten Innovationen muten aus heutiger Sicht skurril an. Ein Beispiel ist „die Stimme aus dem Warenstapel“, ein neues Werbemittel für den POS, das von der Firma Beyer vorgestellt wurde. Geht der Kunde an dem „Phon-Nettocontacter“ vorbei, wird eine unsichtbare Lichtschranke durchbrochen und ein Tonband in dem Gerät ausgelöst, das unmittelbar hinter der Ware steht und einen Werbespot abspielt.

Sonderschau „distributa“ 1966

Das EHI Retail Institute war von Anfang an ideeller Träger der EuroShop. In Zusammenarbeit mit rund 30 Unternehmen präsentiert das EHI auf nahezu 1.600 qm Ausstellungsfläche eine Sonderschau, erstmals unter dem Namen „Distributa“. Praxisnah werden zukunftsweisende Themen und Anwendungen für den Handel veranschaulicht, darunter u.a. Themen wie die Vorverpackung von Obst- und Gemüse, Tiefkühlkost („die Ware mit Zukunft“), Frischfleisch in Selbstbedienung, Selbstwahl bei Autozubehör und SB-Verkauf von Textilien. Auf der Sonderschau hat die Firma Hansa-Kontor, die 2008 in die ITAB-Gruppe eingegangen ist, mit Unterstützung der Firma Gebrüder Heinemann ein Textilgeschäft in Selbstwahl eingerichtet. Zum Themenbereich Hausrat und Eisenwaren wird ein modernes Eisenwarengeschäft einem alten gegenübergestellt, um zu demonstrieren, dass sich durch offene Warenauslage besser und leichter verkaufen lässt als mit in Schubladen und Kästen verborgener Ware.

Noch stellte die Selbstbedienung in den Augen vieler Händler ein Wagnis dar. (Foto: EHI)

Noch stellte die Selbstbedienung in den Augen vieler Händler ein Wagnis dar. (Foto: EHI)

Als ein Höhepunkt der Ausstellung wird der Internationale Kongress des Instituts für Selbstbedienung angekündigt. Themen der Zweitagesveranstaltung sind u.a. Standortanalysen, Arbeitsorganisation, Shopping-Center, Warenpräsentation, Kälte- und Klimatechnik.

Die EuroShop fand anfangs im zweijährigen, ab 1972 im dreijährigen Turnus statt. In mittlerweile 18 Veranstaltungen hat die EuroShop ihre herausragende Rolle als Plattform für den Erfolg im Handel eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Die nächste EuroShop (05.03. – 09.03.2017) wird die Erfolgsgeschichte fortschreiben, denn schon jetzt ist abzusehen, dass die Messe einen neuen Höchststand bei Ausstellerzahl und -fläche erreichen wird.

Für die deutschen Fußballer gab es bekanntlich kein Happy End bei der Fußball-WM 1966. Das „Wembley-Tor“ wurde vom Schiedsrichter als regelgerecht gewertet, obwohl der Ball nicht hinter, sondern auf der Linie aufgesprungen war. Das konnte aber erst 40 Jahre später, im Mai 2006, mittels moderner Videoanalyseverfahren nachgewiesen werden.

Fotos (5): Messe Düsseldorf (4), EHI (1)

Weitere Informationen: www.euroshop.de

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