Eine Hommage an die Spanplatte | stores+shops

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Crystal Forest“ heißt das Ladenbau-Konzept von Swarovski. Grundstoff ist die Spanplatte mit reflektierender, futuristischer Wirkung.
Foto: Swarovski/Münch+Münch

Eine Hommage an die Spanplatte

Ein Ladenbau-Leben ohne Spanplatte ist kaum vorstellbar. Auch wenn man sie nie wirklich sieht, ist die Alleskönnerin allgegenwärtig. Nicht zuletzt deswegen, weil sie sich gemeinsam mit den Beschichtungs- und Verarbeitungstechniken sehr in Richtung Qualität emporgearbeitet hat. Eine Hommage an die Spanplatte.

Im frisch modernisierten Sporthaus Mohr in Dollern im Alten Land erweckt ein Felsgestein an der Rückwand Assoziationen an Berge, Höhlen, Wanderungen und die passende Ausrüstung. Die ideale Einstimmung also auf Rucksäcke und stabiles Schuhwerk, die direkt davor angeboten werden. Gebaut ist das stilisierte Bergrelief aus voreinander gestellten Platten mit Hinterleuchtung und einem sandigen grauen Farbanstrich.

Der Grundwerkstoff ist die Spanplatte. Die Wandgestaltung bei Mohr steht prototypisch für das Schicksal der Spanplatte im Ladenbau: Wo große Flächen mit großem Materialeinsatz ausgebaut werden, spielt sie eine zentrale Rolle, auch in Verbindung mit Trägersystemen, da sie sich gut fräsen und weiterbearbeiten lässt.

Der Kunde allerdings sieht später nur noch das Finish der hochwertigen Materialwelten und die verführerischen Produkte, aber nicht mehr die Spanplatte, die all dem zugrunde liegt. Daher läuft sie immer ein wenig „unter dem Radar“. „Brot- und Butter- Geschäft im Ladenbau“, fasst Franz-Josef Susewind, Head of Product Management bei Egger Holzwerkstoffe, zusammen.

 

Uni-Designs lassen sich von den Trends in der Automobilindustrie ableiten: Der nächste Schritt geht hin zum Supergloss-Finish, Glattheit mit höchster Brillanz.

Norbert Kuschel

Betriebsleiter, Tenbrink Objekteinrichtungen

Ein Schattendasein

Die Spanplatte, ein allgegenwärtiges Medium im Store-Design, aber so gut wie nie sichtbar. Das verschafft ihr ein Image, das deutlich hinter ihrer Bedeutung im Laden- und Möbelbau zurückbleibt. Sie gilt als profan, einfallslos, Standard – also alles, wovon man sich in Zeiten phantasievollen Storytellings im Store- Design abgrenzen will.

Hochwertige Eichenoptik bei einem Optiker: Durch die Synchronporen-Oberfläche sieht die beschichtete Spanplatte so aus wie das Original und fühlt sich so an.Das geht so weit, dass mancher Architekt, Store-Planer und einzelne Marken aus dem Designer- oder Luxus-Genre öffentlich gar nicht mit der Spanplatte in Verbindung gebracht werden möchten. Materialien wie Massivholz, Marmor, Leder, Glas, Stahl und Stein gelten als prestigeträchtige Zutaten eines Store-Konzepts.

Auch werden hier gerne Hightech-Werkstoffe gesucht, die über ihren Innovativ-Faktor die Reputation statusbetonter Unternehmen untermauern. All das ficht die Spanplatte nicht an.

„Wer die Chance hat, Engineering und Technologie rund um die Pressplatte einmal live zu erleben, wir nie mehr abschätzig über sie reden“, sagt Frank Wessels, Geschäftsführer von Tenbrink Objekteinrichtungen. Franz-Josef Susewind nennt ihre Vorzüge: „Ihr Kosten-Nutzen- Verhältnis ist optimal, ihre Verfügbarkeit ideal, ihr Einsatzzweck universal.“

Zu 80 bis über 90 Prozent kommt Spanplatte zum Einsatz, bestätigen Ladenbau-Unternehmen. Und sie ist heute wichtiger denn je: Als Trägermaterial ist die Spanplatte heute oft sogar die Basis einer Einrichtung, die Storytelling, Individualität und Einkaufserlebnis vermitteln soll. Denn sie ist inzwischen auch das Trägermaterial von besonders hochwertigen, edlen und ausgefallenen Oberflächen. „Sie besitzt einfach eine hohe Wandlungsfähigkeit, man kann damit machen, was man will, auch abseits der standardisierten Dekorthemen.

Die Spanplatte unterstützt heute den Hang zur Individualität. Das wird auch im gehobenen Genre erkannt und genutzt“, sagt Norbert Kuschel, Betriebsleiter bei Tenbrink und bekennender Spanplatten-Fan.

Unzählige Optiken

Beschichtet, bedruckt, beklebt, grafisch gestaltet, lackiert, laminiert und furniert eignet sich die Spanplatte für nahezu jede Oberflächenveredlung.

Für Wandabwicklungen, Präsentations- und Loungemöbel sind Spanplattenkonstruktionen erste Wahl, hier im O2-Shop in München.

Für Wandabwicklungen, Präsentations- und Loungemöbel sind Spanplattenkonstruktionen erste Wahl, hier im O2-Shop in München.
Foto: Münch+Münch/Adreas J. Focke

Tapetenstrukturen und raumhohe Fotomotive lassen sich aufdrucken, Steinwände und Metallflächen aufziehen oder nachahmen, selbst die beliebten Betonoptiken, zum Beispiel bei Kassentresen, bergen nicht selten einen Spanplatten-Korpus.

Auch die Melaminharzbeschichtung, immer noch der Klassiker, gelangt inzwischen zu ausgesprochen differenzierten Ausdrucksformen – mit hoher Robustheit, Kratzfestigkeit, UV-Beständigkeit und Reproduzierbarkeit, wie die Anbieter betonen.

„Struktur und Textur haben einen extrem wichtigen Stellenwert bekommen, die Leute wollen ‚Holz‘ nicht nur sehen, sondern auch fühlen. Ob Hochglanz, glatt, mit naturgetreuer Oberflächen-Prägung oder dem Gegenteil, einer gezielt asynchron aufgebrachten Prägung – nie wurden die Dinge so krass kombiniert wie zurzeit.

Heute ist ja sogar die Tankstelle auf Erlebniskauf bedacht“, sagt Franz-Josef Susewind von Egger. „Die Spanplatte macht es überhaupt erst möglich, dass ein Store-Konzept mit sehr geringem Aufwand vollkommen verwandelt werden kann“, sagt Frank Wessels und führt das Gestaltungskonzept einer Hotelkette an: „Immer die gleichen Zimmer, aber dank unterschiedlicher Oberflächen erhalten sie an jedem Standort einen völlig anderen Look.“

 

Mit einer guten maschinellen Ausstattung und viel Know-how lässt sich die Spanplatte hochwertig verarbeiten.

Konrad Münch

Geschäftsführer, Münch+Münch

Verfeinerungen im Design

Mit dem gestiegenen Qualitätsanspruch im Ladenbau und dem weiter wachsenden Bedarf an ausdrucksstarken, individuellen Oberflächenoptiken und -texturen bauten die einschlägigen Spezialisten, die Beschichter und Oberflächenveredler, ihre Technologien und damit die Bandbreite des Trägermaterials Spanplatte aus.

Spanplatte mit Dekor Berglärche weiß sogar für die Preisschilder in der O+G-Abteilung des Edeka-Marktkauf in Adendorf.

Spanplatte mit Dekor Berglärche weiß sogar für die Preisschilder in der O+G-Abteilung des Edeka-Marktkauf in Adendorf.
Foto: Egger/Fotografische Werkstatt Katharina Jäger

„Ob Echtholzfurnier, Papierblattaufbau für die Beschichtung oder Prägetechniken – besonders in den letzten fünf Jahren fanden hier enorme Entwicklungssprünge statt“, bestätigt Konrad Münch, Geschäftsführer des Ladenbau-Unternehmens Münch+Münch. Als Beispiel führt Münch die Kantenverarbeitung an – immer eine kritische Stelle, an der sich das Qualitätsniveau erkennen lässt.

Mittels Lasertechnik schafft Münch+Münch eine „Null-Fuge“, also einen homogenen Übergang an den Kanten, sodass bei einer Hochglanz-Veredelung die Beschichtung nicht mehr als solche identifizierbar ist, ein Werkstück sieht dann aus wie lackiert oder aus einem Guss gefertigt. Bei einer gut gemachten Platte in Holzoptik ist es für einen Laien nur noch schwer möglich, eine Imitation vom Echtholz-Original zu unterscheiden.

Die Experten und Freunde der Spanplatte weisen allerdings auch auf deren Grenzen hin: Bei großen Spannweiten tendiert die Spanplatte im Vergleich zu anderen Werkstoffen zum Durchhängen. Außerdem ist ihr Einsatz dort nicht möglich, „wo’s rund wird“, so Wessels.

Außerdem ist ihr Einsatz dort nicht möglich, „wo’s rund wird“, so Wessels. Das Problem, dass sie Feuchtigkeit nicht verträgt, lässt sich in Läden, wo mit Flüssigkeit hantiert wird, laut Konrad Münch lösen: „Im LEH oder im Blumengeschäft werden dann auf die Platten-Unterkonstruktion einer Thekenanlage Aufsätze aus Mineralwerkstoffen, Edelstahl, Naturstein oder einem anderem wasserabweisenden Material aufgebaut.“

Die Spanplatte

Zahlen:

  • 2017 wurden in Deutschland 5,67 Mio. qm Spanplatten produziert – ein Zuwachs von 140.000 qm zum Vorjahr.

Innovationen:

  • Leichtbau-Lösungen zur Gewichtsreduktion
  • Rohstoffeinsatz
  • Klebetechnik zur Reduzierung der formaldehydhaltigen Bindesysteme

Umwelt:

  • Die Spanplatte bildet die Kaskadennutzung und damit die ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft des Rohstoffs Holz idealtypisch ab.
  • Einsatz von Holz aus meist nachhaltiger Waldbewirtschaftung, Bruchholz, qualitätsgesichertes Altholz, Recycling auch durch Verwendung von Altholz aus der Mittelschicht der Spanplatte
  • In den verarbeitenden Unternehmen: Einsatz von Holzenergie (Reste) anstelle fossiler Energieträger

Quelle: VHI Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V.

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