Oberflächenmaterialien: Mit Sicherheit wohlfühlen | stores+shops

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„Wearing the change“ – C&A transportiert seine Botschaft mit Moos-Installationen der Firma Freund.
Foto: unger-shooting.com

Oberflächenmaterialien: Mit Sicherheit wohlfühlen

Die Corona-Pandemie hat die Materialtrends für das Store-Design verändert. Auch darüber hinaus ist die Innovationsfreude im Markt groß. Es gilt, die verschiedenen, teils im Widerspruch stehenden Strömungen individuell abzuwägen und kreativ miteinander zu vereinbaren.

Die Frage, ob Covid-19 Einfluss auf die Materialtrends hat, beantwortet Birgit Hansen mit einem klaren „Ja“. Seit 2002 bietet die Diplom- Ingenieurin mit Sitz in Köln Materialberatung für Architektur und Innenarchitektur an, seit 2005 auch in Form von Seminaren.

Die Fachfrau bemerkt: „Der Faktor Hygiene hat enorm an Bedeutung gewonnen. Oberflächen sollen sich leicht reinigen beziehungsweise desinfizieren lassen. Zumindest sollen sie ‚sauber‘ wirken.“ Anforderungen, die Schichtstoffe, Glas, Metall und Fliesen auf den Plan rufen. Auch bei Panespol, Anbieter von Wandverkleidungssystemen, ist man überzeugt, „dass sich die Kunden Räume wünschen, in denen sie sich sicher fühlen“.

Antivirale Oberflächen

Beispiele auf Seiten der Produktentwicklung: Das Ennepetaler Unternehmen Alanod macht sich die desinfizierende, antibakterielle und antivirale Wirkung von Kupfer zu Nutze und hat mit „Cuvimetal“ ein mit Kupfer bedampftes Aluminium- Metall entwickelt. Dank selbstklebender Rückseite lassen sich mit den Folien oder Tafeln Oberflächen, die häufig berührt werden – wie Türgriffe, Schalter, (Kassen-)Tresen etc.–, einfach mit Infektionsschutz nachrüsten.

Sorglos zugreifen dank antiviralem „Cuvimetal“.

Sorglos zugreifen dank antiviralem „Cuvimetal“.
Foto: Alanod

Swiss Krono bietet sämtliche Dekore der „One World Collection“ jetzt auch mit „Be.Safe-Oberfläche“ an. Laut des Schweizer Unternehmens waren Holzwerkstoffe bisher lediglich mit antibakteriellen Oberflächen erhältlich. „Be.Safe“ hingegen wirke dank des eingesetzten Additivs auch gegen Viren und Pilze. Die One World Collection beinhaltet ein breites Spektrum an Farben und Oberflächen, sodass sich Hygiene und eine dekorative Optik nicht ausschließen.

Ein Brückenschlag, der aus Sicht von Birgit Hansen sehr wichtig ist: „Die Menschen suchen im stationären Einzelhandel nicht zuletzt das emotionale Erlebnis, ein Anspruch, der nach den Lockdown- Phasen wahrscheinlich nochmals an Bedeutung gewinnen wird.“ So ist es jetzt ein Balance-Akt: „Glatte Flächen wirken hygienischer, aber auch eher monoton und leblos. Sie erzeugen keine Geborgenheit. Es sind die natürlichen, weichen und warmen Oberflächen, die förderlich für das Behaglichkeitsgefühl sind“, weiß die Architektur- und Wohnpsychologin Melanie Fritze aus Hamburg.

„Natürlichkeit und Wärme sind durch den Einfluss der Pandemie deutlich stärker gefragt“, bestätigt Klaus Monhoff, Leitung Dekor- und Designmanagement in der Egger Gruppe, der ergänzt: „Der Höhenflug der Beton-Optiken hat seinen Zenit überschritten und wird entweder von deutlich wertigeren Materialien wie Marmor und Schiefer ersetzt oder von Holz-Optiken, die ein Comeback feiern.“ Für die neue Inneneinrichtung der Einhorn J-Apotheke in Hagen wurden Werkstoffe eingesetzt, die mit Holz aus den umliegenden Wäldern des Egger Standortes in Brilon produziert wurden – auch Regionalität zählt zu den derzeitigen Trends.

Eine Entwicklung, die bereits vor der Pandemie präsent war und sich durch das gestiegene Bewusstsein weiter verstärken dürfte: „Es gibt eine deutliche Entwicklung hin zu echten, natürlichen und nachhaltigen Materialien“, sagt Birgit Hansen. Holz, Naturstein und Kork sind hier aufzuzählen. Oder (veganes) Leder: Piñatex heißt ein innovativer Flächenwerkstoff, der aus Ananasblattfasern gewonnen wird, die bei der Ernte als Abfall anfallen.

Leder-Hillmann aus Karlsruhe hat ihn als Rollenware im Programm, beispielsweise für Wandbespannungen oder Polstermöbel. Nina Freund, Geschäftsführerin des Berliner Unternehmens Freund, stellt fest: „2020 war ein Wendepunkt. Wir erleben eine verstärkte Nachfrage nach nachhaltigen Materialien.“ Und zwar solchen, die gleichermaßen hygienisch rein als auch behaglich wirken und wahrhaftig natürlich sind: echtes Moos, konservierte Pflanzen, Baumrinden, Leder und Kork als Wand-, Decken- oder Bodenbelag.

„Es gibt eine deutliche Entwicklung hin zu echten, natürlichen und nachhaltigen Materialien.“

Birgit Hansen

Hansen Innenarchitektur Materialberatung, Köln

Personalisierte Räume

Der neu eröffnete C&A Flagship-Store am Berliner Ku´damm transportiert seine „Wear the change“- Markenbotschaft jetzt mittels grüner Moos-Schaufenster über drei Etagen. Im Inneren der Ladenflächen finden sich weitere Moosinstallationen, darunter ein Stencil der beiden Unternehmensgründer. Auf den neuen Kundenflächen von Ökoworld in Hilden, spezialisiert auf ökologisch-soziale Vermögensberatung, hat die Firma Freund Pflanzenwände und -Deckenelemente integriert (Design: Architekturbüro Querstrichdrei, Düsseldorf).

„Mehr denn je kommt es darauf an, die Seele der Marke zu inszenieren. Der Trend zu personalisierten Markenräumen wird weiter zunehmen“, ist sich das Panespol-Team sicher. Doch die Stores sollten nicht nur eine eigenständige Handschrift tragen, sondern auch auf Individuen eingehen. „Es geht um Wahl- und damit Gestaltungsmöglichkeiten für die Kundschaft, ob in Form verschiedener Modelle von Einkaufswagen, Farben der Einkaufskörbe oder vielleicht unterschiedlichen Farben beziehungsweise Materialien der Vorhänge an den Umkleidekabinen“, macht Melanie Fritze aufmerksam.

Hingucker mit Wohlfühl-Wirkung: 3D-Designplatten aus Korkgranulat aus dem Programm der Firma Freund.

Hingucker mit Wohlfühl-Wirkung: 3D-Designplatten aus Korkgranulat aus dem Programm der Firma Freund.
Foto: Gencork by Sofalca

Individualisierbar ist auch „paprfloor“. Das Brandschutz-zertifizierte Produkt aus 100 Prozent Altpapier bereitet den Boden für einen nachhaltigeren Ressourcenumgang bei temporär wechselnden Aktionsflächen oder Pop-up-Stores. Was zum Thema der Wandelbarkeit überleitet, die aus Sicht von Julia Greven, Geschäftsführerin der Marketingberatung Philla Brandxitement, immer elementarer wird. „Store-Design sollte stets aufs Neue überraschend sein. Große Videowalls oder Projektionsflächen ermöglichen es, das Ambiente quasi sekündlich zu ändern und einen virtuellen Tapetenwechsel vorzunehmen. So muss eine Geschäftsausstattung im Wortsinn nicht mehr in Stein gemeißelt sein.“

Doch Achtung vor Reizüberflutung, „vor einem sensorischen oder informatorischen Überangebot“ warnt Melanie Fritze, wozu auch unerwünschte Schalleinwirkungen zählen. Für eine neue Generation von Akustikelementen für Wand und Decke steht „Milleforma Cotone“ des italienischen Unternehmens Trocellen. Die Design- Fliesen werden aus rein natürlichen Materialien unter Verwendung von Wasser in einem geschlossenen Kreislauf hergestellt: aus Baumwolle, Kaolin, Erdpigmenten zur Farbgebung sowie Borsalz als Brandschutz.

Neun Formen in 28 Farbvarianten eröffnen hohen Gestaltungsspielraum. Das Fazit seitens Panespol: „In der neuen Ära ist weniger mehr. Einzelhandelsflächen müssen nicht übermäßig reich verziert sein, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“ Melanie Fritze bringt den goldenen Mittelweg so auf den Punkt: „Alles sollte als zusammenhängendes Ganzes wirken: übersichtlich und lesbar, mit einem mittleren Maß an Komplexität und geheimnisvollen Elementen.“

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