Vom funktionalen Tool zum Mehrwertfaktor | stores+shops

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Edeka Gebauer in Salach setzt nicht nur Self-Checkouts, sondern auch Plastik-Einkaufswagen ein. Vorherrschend im deutschen Handel sind weiterhin die Wagen aus Draht (Foto: Wanzl)

Vom funktionalen Tool zum Mehrwertfaktor

Einkaufswagen sind seit Anbeginn der Selbstbedienung die rollenden Einkaufsbegleiter der Kunden. Die Ansprüche an den Wagen sind in den letzten Jahren gestiegen. Im Vordergrund steht die Aufwertung durch Service-Komponenten und eine stärkere Markenorientierung.

Individualisierung und Service liegen im Segment Einkaufswagen hoch im Kurs. Insbesondere der Wunsch nach einem Wagen, der zur Corporate Identity passt, führt zu Anpassung oder Austausch ganzer Flotten. „Insgesamt lässt sich eine höhere Investitions- und Innovationsbereitschaft feststellen“, sagt Jürgen Frank, Leiter Marketing und Produktmanagement bei Wanzl. Jährlich verkauft die Firma Wanzl aus dem süddeutschen Leipheim etwa 2,5 Mio. Einkaufswagen und ist somit weltweit Marktführer in diesem Segment. Auch andere Hersteller wie die Firma J.D. Geck aus Altena im Sauerland beobachten eine höhere Investitionsbereitschaft.

Das Kundenerlebnis rückt im Lebensmitteleinzelhandel in den Vordergrund. Der Einkauf soll möglichst komfortabel sein, und dazu trägt auch der Einkaufswagen bei. Neben einer großen Modellvielfalt, zahlreichen technischen Ausstattungsmöglichkeiten und branchenspezifischen Varianten kann der Wagen passend zum jeweiligen Standort, Kundenprofil und Betriebstyp ausgewählt werden. „Händler setzen sich stärker mit ihrem Kundenprofil auseinander“, sagt Jürgen Frank von Wanzl und nennt als Beispiel den Discounter Lidl, der erkannte, dass viele seiner Kunden aus der Gruppe der Spontankäufer oder Senioren stammen und dementsprechend die Anzahl an Wagen mit kleinerem Korbvolumen erhöhte. Auch Sonderlösungen sind im Handel im Einsatz. So gibt es beispielsweise Märkte, die sich auf „generationsfreundliches“ Einkaufen fokussieren. Ende 2016 eröffnete die Familie Frauen in Itzhoe einen Markt, der für Rollstuhlfahrer spezielle Einkaufswagen anbietet.

Auch die Materialwahl spielt bei der Investition in eine neue Einkaufswagenflotte eine Rolle. Konkurrenz machen den etablierten Drahtwagen seit einigen Jahren Wagen mit Körben aus Kunststoff oder komplett aus Kunststoff gefertigte Einkaufswagen. Während der klassische Metallwagen mit Robustheit und einfacher Reinigung punktet, ist der Wagen aus Plastik leichter und leiser. Aufgrund höheren Pflegebedarfs und kürzerer Lebensdauer konnte sich der Plastikwagen bisher nicht flächendeckend durchsetzen.

Kunststoff hat noch Potenzial

Plastimark, nach eigenen Angaben Marktführer im Segment Plastik-Trolleys, nahm daher hybride Einkaufs-Trolleys in sein Produktportolio auf, um die positiven Eigenschaften beider Materialien zu kombinieren. Für Rabugino, ein polnischer Anbieter, der sich auf Kunststoffwagen spezialisiert hat, liegt ein Vorteil der Einkaufswagen aus Plastik in der einfachen Handhabung durch das geringere Gewicht. Ebenso sieht das Unternehmen Vorteile in der Individualisierung der Wagenkolonnen durch variable Farbgestaltung. Bei Wanzl liegt der Anteil der Kunststoffwagen bei lediglich rd. 5 Prozent des Gesamtumsatzes. Dennoch hält man in Leipheim am Kunststoffwagen fest, wie der Launch der neuen Plastikwagen-Familie „Salsa“ zeigt, die auf der EuroShop 2017 vorgestellt wird.  

Auch Carrefour setzt auf Plastik-Einkaufswagen (Foto: Rabugino)

Auch Carrefour setzt auf Plastik-Einkaufswagen (Foto: Rabugino)

Bei Einkaufswagen können schon wenige Details zu einer Aufwertung des Wagens und Erhöhung der Servicequalität führen: Ob spezielle Griffe, besonders leise Rollen oder eine individuelle Farbgestaltung – vom kompletten Design bis zu einzelnen Teilen kann der Wagen an den Markenauftritt angepasst werden. Beispielweise kann ein Bio-Supermarkt durch einen Materialmix aus Kork, Holz und Metall seine Identität auch durch den Einkaufswagen widerspiegeln. „Neuentwicklungen werden derzeit stark diskutiert“, sagt Volker Köller, Director of Sales bei Geck.

Das Einkaufsverhalten der Kunden hat sich verändert: Einkaufs-Apps, kontaktloses Bezahlen und zahlreiche weitere digitale Helfer spielen eine immer größere Rolle und werden am POS integriert. So ist es nicht verwunderlich, dass Hersteller von Einkaufswagen auch die Integration des Mobiltelefons zur Erhöhung des Service-Grads diskutieren. Mithilfe einer speziellen Smartphone-Halterung kann das Smartphone am Einkaufswagen befestigt und so in den Einkaufsprozess integriert werden. Das Handy kann am Griff aufgeladen und mithilfe einer Sicherung vor Diebstahl geschützt werden. Über Beacons können Push- Nachrichten gesendet, die Navigation erleichtert und nicht zuletzt mobiles Self-Scanning ermöglicht werden.

Digital aufrüsten

So zahlreich die technischen Entwicklungen sind, noch sind sie nicht im Handel angekommen. Laut einer zur Euroshop 2017 erscheinenden Studie von Wanzl ist die Integration des Smartphones derzeit vom Endkunden nicht gewünscht. Ein wichtiger Faktor ist hier die Angst vor Diebstahl. Eine mögliche Lösung könnte ein im Einkaufswagen integrierter Bildschirm sein oder das Einstecken eines Leih-Tablets des jeweiligen Marktes, meint Jürgen Frank von Wanzl.

Smart aufgerüsteter Einkaufswagen (Systec)

Smart aufgerüsteter Einkaufswagen (Systec)

Auch futuristisch anmutende Themen aus der Robotik kommen im Handel an. Der USamerikanische Lebensmittelfilialist Walmart verkündete jüngst eine Patentanmeldung für einen selbstfahrenden Wagen. Es handelt sich um die Aufrüstung eines klassischen Wagens, der den Kunden im Laden begleitet. Pläne wie diese seien noch als visionär einzustufen, da ihre Kosten derzeit für den Handel noch zu hoch seien, meint Volker Köller von Geck.

Als der ständige Begleiter des Kunden im Markt bietet sich der Einkaufswagen heute auch zur Erfassung von Kundendaten an. Durch technische Aufrüstung können Laufwege oder die Kundenfrequenz im Markt per Tracking analysiert und ausgewertet werden. Auf der EuroShop 2017 will Wanzl als Highlight den „Smart-Trolley“ vorstellen, in dessen Griff eine RFI D-Lösung integriert ist. Damit sollen nichtpersonalisierte Kundendaten erfasst werden, die dem Händler helfen sollen, Laufwege zu analysieren und die Personalplanung zu optimieren. In Kombination mit einer App sowie einem „Store-Manager“ soll der Einkaufswagen so zu einem Tool werden, das dem Kunden Push-Nachrichten auf das Smartphone schickt und dem Händler bei der Optimierung der Ladenorganisation hilft.

Durch Rückführsysteme soll der Kunde dazu gebracht werden, den Wagen zuverlässig zurückzubringen. „Das Pfandschloss ist in ganz Europa immer noch der Standard für Rückführsysteme“, sagt Tobias Gunderlach von Systec. Das Pfandschloss habe sich bisher bewährt. Dennoch wird im stationären Handel die Zukunft des Pfandschlosses durchaus weiterhin diskutiert und in Frage gestellt, wie die Abrüstung bei den SB-Warenhäusern von Globus deutlich macht. Bisher gibt es laut den Herstellern noch keine ausgereifte alternative Lösung, meist werden Dummie-Schlösser ohne Funktion eingesetzt.

Die derzeitigen Entwicklungen zeigen, dass sich der Einkaufswagen von einem rein funktionalen Tool hin zu einem „Mehrwertfaktor“ entwickelt. Die Hersteller zeigen sich gut gerüstet dafür, den Einkaufsbegleiter an die jeweilige Corporate Identity anzupassen und bieten Händlern mehrere Möglichkeiten zur Individualisierung an. Auf der Euroshop 2017 sind spannende Neuheiten und interessante Technologien bei allen Ausstellern zu erwarten. Schwerpunkte werden die Themen Design, Funktionalität und der Wagen als Teil des gesamten Ladenkonzeptes sein.

Fotos (3):Wanzl, Rabugino, Systec

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

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