Von Servicekasse bis Self-Checkout | stores+shops

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In Schwarz gestaltete Checkout-Zone bei Real in Krefeld mit Gutscheindrucker für Tabakwaren (Foto: ITAB)

Von Servicekasse bis Self-Checkout

Die Kassenzone ist ein wichtiger und sensibler Kunden-Touchpoint. Gemeinsam tüfteln Handel und Hersteller an neuartigen, flexiblen Checkout-Lösungen, damit der Spagat zwischen Effizienz und größtmöglichem Komfort für Kunden und Mitarbeiter gelingt.

Als Amazon Ende letzten Jahres in Seattle ein Geschäft eröffnete, das ohne Checkoutprozess auskommt, war die Medienresonanz groß: Amazon erfülle den Traum vom Einkaufen ohne Warteschlangen und mische damit jetzt auch den klassischen Lebensmittelhandel auf, stand überall geschrieben. Bei genauerem Nachlesen verlor die Meldung allerdings schnell ihren Sensationscharakter. Bei dem Pilotprojekt von Amazon handelt es sich um einen Store, in dem ausschließlich die eigenen Mitarbeiter einkaufen können – und zwar in erster Linie Snacks für die Mittagspause.

Der Trend geht zu längeren Vorlaufbändern und größeren Warenmulden.

Detlef Rohlender

Managing Director ITAB Germany

Die Optimierung des Checkoutprozesses treibt die Handelsbranche permanent um, und die Anbieter von Checkout-Lösungen selbstverständlich auch. Nicht nur im Hinblick auf die kommende EuroShop wird an neuen Lösungen gearbeitet, an Lösungen, die vielen Ansprüchen gerecht werden müssen: denen der Kunden im Hinblick auf einen entspannten Abschluss ihres Einkaufs, denen der Mitarbeiter in Bezug auf einen angenehmen Arbeitsplatz und denen der Händler bezüglich effizienter und zuverlässiger Abläufe sowie einer harmonischen Einbindung ins Store-Layout.

Das neue E-Center in Gaimersheim hat einen Self-Checkout mit Förderband, sodass die Kunden den SCO auch für größere Einkäufe nutzen können (Foto: ITAB)

Das neue E-Center in Gaimersheim hat einen Self-Checkout mit Förderband, sodass die Kunden den SCO auch für größere Einkäufe nutzen können (Foto: ITAB)

Hinzu kommt die Herausforderung der Technologie-Integration, die aktuell insbesondere durch die dynamische Entwicklung im Bereich der Payment-Lösungen geprägt wird. „Wir sind mehr denn je gefordert, Lösungen anzubieten, die modular aufgebaut und flexibel erweiterbar sind, sodass neue Peripheriegeräte problemlos nachträglich integriert werden können“, sagt Stefano Pistis, Product Manager bei Cefla Shopfitting.

Modularität ist auch für Detlef Rohlender, Managing Director von Itab Germany, ein wichtiger Erfolgsfaktor, um Checkouts individuell anpassen zu können: „Es gibt heutzutage keine Produkte mehr von der Stange. Wie entwickeln für jeden Kunden passgenaue Checkouts, die sich an den räumlichen Gegebenheiten, dem Sortiment und dem Kaufverhalten der Endverbraucher orientieren. Das kann auch dazu führen, dass in einem Markt mehrere Lösungen von Expresskasse über konventionelle Kassen bis hin zu Self-Checkouts installiert werden, um allen Kunden auch in hochfrequenten Zeiten gerecht zu werden.“

Modularität

Beim Kassentisch-Hersteller Potrafke, Hattingen, hat die gemeinsame Entwicklungsarbeit mit dem Kunden Edeka Paschmann in Mülheim an der Ruhr zu einer völlig neuen Lösung geführt, die auf der EuroShop präsentiert wird: das Modell „Service Plus“, bei dem die Kassiererin vor dem Kassentisch steht. Grundgedanke ist die Trennung des Scan- und Registriervorgangs vom Bezahlvorgang. Während die Kunden die Ware einpacken und am Selfpay-Tower bezahlen, kann schon mit dem nächsten Kassiervorgang begonnen werden. „Wir haben jetzt wesentlich geringere Durchlaufzeiten, sodass es vor den Kassen kaum noch zu Wartezeiten kommt“, so der Edeka-Kaufmann Falk Paschmann (s. Kasten).

Individuelle Kassentische, die ein freundliches Ambiente „zaubern“ (Foto: Pillen)

Individuelle Kassentische, die ein freundliches Ambiente „zaubern“ (Foto: Pillen)

Das Vermeiden von Wartezeiten ist natürlich eines der vordringlichsten Ziele bei der Planung von Checkouts. Ein Tool, das in den letzten Jahren immer stärker an Bedeutung gewonnen und auch aktuell im Fokus einiger Checkout-Spezialisten steht, sind Kundenleitsysteme, die akustisch und/oder optisch die Kunden darüber informieren, welche Kasse als nächste öffnet bzw. schließt. „Wir beschäftigen uns derzeit intensiv mit dem Thema und sind dabei, etwas Neues zu entwickeln“, kündigt Carsten Schemberg vom gleichnamigen Ladenbau-Unternehmen in Mettingen an und nennt noch eine andere „Baustelle“, die es zurzeit aus seiner Sicht in der Kassenzone gibt: „Aus Gesprächen mit dem Handel weiß ich, dass die Branche mit der Situation in der Vorkassenzone sehr unzufrieden ist.“

Bedingt durch die Schockbilder auf den Tabakwaren, aber auch dadurch, dass sich Tragetaschen von Low- zu High-Interest-Produkten mit einer großen Auswahl an (kostspieligen) Varianten entwickelt haben, müssen neue Lösungen für die Präsentation dieser Waren entwickelt werden. Die Platzierung von diebstahlgefährdeten Artikeln wie Rasierklingen in der Nähe der Kassen erhöhe zusätzlich die Komplexität der Problematik, so der Ladenbauspezialist.

Kasse mit Bedienung

Diesen Umständen ist vielleicht auch eine Entwicklung geschuldet, die seit einiger Zeit zu beobachten ist: die Renaissance einer Servicekasse, an der ausgewählte Artikel wie Tabakwaren und Spirituosen in Bedienung verkauft werden, die aber gleichzeitig auch als Expresskasse für kleinere Einkäufe dient. „Ein solcher Counter gehört inzwischen auf vielen Großflächen zum Standard, wird aber zunehmend auch von Supermärkten als wichtiger Kunden-Touchpoint wiederentdeckt und löst gleichzeitig die bekannten Probleme bei sensiblen Warengruppen“, berichtet Gisbert Herrmann, Vertriebsleiter bei Potrafke.

Wieder im Kommen: der Bedien-Counter als Expresskasse für den Verkauf sensibler Warengruppen (Foto: Potrafke)

Wieder im Kommen: der Bedien-Counter als Expresskasse für den Verkauf sensibler Warengruppen (Foto: Potrafke)

Eine Flexibilisierung der Kassenzone anderer Art sind Self-Checkouts (SCO), die in Deutschland noch nicht so verbreitet sind wie in anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder in Skandinavien. Edeka Paschmann ist ein Beispiel dafür, dass sich immer mehr Mittelständler mit dem Thema beschäftigen und SCO ergänzend zu konventionellen Kassen installieren, um ihren Kunden mehrere Lösungen anzubieten. Die Berührungsängste der Kunden mit dieser Technik werden immer geringer, und für kleine Warenkörbe werden SCO inzwischen gerne genutzt.

Die Investitionen in SCO sind nach wie vor so hoch, dass mit einem schnellen ROI nicht zu rechnen sind. „Die Entscheidung für SCO wird in der Regel aus Service-Aspekten getroffen. Wichtige Entscheidungskriterien sind dabei der Standort, die Kundenstruktur, die durchschnittlichen Warenkörbe und stark schwankende Frequenzen mit hohen Belastungsspitzen. Eine Entlastung bei den Personalkosten ist damit nicht automatisch verbunden“, sagt Detlef Rohlender von ITAB. Rohlender geht davon aus, dass zukünftig ergänzend zu den üblichen Basket-to-Bag-Lösungen mehr bandgestützte SCO eingesetzt werden, damit auch größere Einkäufe selbst gescannt werden können. Mit „Twinflow“ und „Easy-Flow“ sowie „Hyper-Flow“ hat ITAB verschiedene bandgestützte Lösungen im Portfolio. Die Artikel werden hier nicht ausschließlich über den Barcode, sondern auch über Bilderkennung identifiziert.

Stefano Pistis von Cefla glaubt nicht an das Zukunftspotenzial „klobiger Tunnel-Lösungen“. Aufgrund der Tatsache, dass Store-Flächen tendenziell wieder kleiner werden und es mehr Express-Stores gibt, sieht er Lösungen im Vorteil, die mit einem mobilen Scanner arbeiten.

Kleinformate

Der Trend zu City-Formaten und Convenience-Stores wirkt sich auch auf Gestaltung und Funktionalität von konventionellen Checkouts aus, darauf weist Gisbert Herrmann von Potrafke hin. Auf der EuroShop wird Potrafke ein neues kompaktes Modell zeigen, das auf kleinstem Raum viel Komfort bieten und sich insbesondere für den Einsatz in Kleinformaten eignen soll. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch Hybrid-Lösungen, die sowohl als SCO als auch als konventionelle Bedienkasse genutzt werden können wie sie zum Beispiel das niederländische Unternehmen Pillen anbietet.

Ein innovatives, kompaktes Kassenmodell in einem Pet-Store (Foto: Cefla)

Ein innovatives, kompaktes Kassenmodell in einem Pet-Store (Foto: Cefla)

Alle Anbieter von Kassentischen sind einhellig einer Meinung, dass sich zurzeit keine allgemeingültigen Designtrends für Kassentische ausmachen lassen. Generell gilt weiterhin, dass sich die Kassenzone optisch in das vorhandene Corporate Design des Geschäfts einpassen muss und nicht als Fremdkörper wirken darf. Entsprechend detailliert sind dann in der Regel auch die Vorgaben der Storedesigner an die optische Gestaltung der Corpi, die je nach Hersteller aus Stahl/Edelstahl, Aluminium oder Holz bestehen.

Die größte Zahl der neu installierten Tische sind kundenindividuelle Lösungen. Customizing ist heute Standard. Jeder Handelskunde hat eigene Vorstellungen und Ideen, wie dieser Bereich aussehen soll. Auch vor dem Hintergrund des zunehmenden E-Commerce ist es für den stationären Handel wichtig, den Kunden beim täglichen Einkauf ein angenehmes Shopping-Erlebnis zu bieten. „Dies gilt natürlich insbesondere für die Kassenzone, die den letzten Eindruck prägt“, sagt Theo Pillen vom gleichnamigen Unternehmen Pillen Checkout Systems im niederländischen Lichtenvoorde und nennt noch einen anderen wichtigen Aspekt, der bei der Konstruktion von Kassentischen nicht vernachlässigt werden darf: die Gesundheit und die Bedürfnisse der Mitarbeiter, die eine körperlich anstrengende Arbeit verrichten und trotzdem immer hochkonzentriert und freundlich sein müssen.

Hierbei spielen ergonomische Grundsätze eine ebenso große Rolle wie die richtige Ausleuchtung und Temperatur. Mit dem neuen Produkt „HeatFun“, das Pillen auf der EuroShop präsentiert, sollen diese Probleme gelöst werden. „HeatFun“ sind Deckenelemente mit LEDBeleuchtung, die über den Kassenarbeitsplätzen angebracht werden. Sie sorgen für eine gute Ausleuchtung des Arbeitsplatzes sowie durch punktgenau wirkende Infrarottechnik auch für eine angenehme Temperatur am Sitzplatz.

Fotos (5): ITAB (2), Pillen, Potrafke, Cefla

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

Edeka Paschmann – Checkout im Stehen

Bei Paschmann scannt die Kassiererin die Ware im Stehen (Foto: Potrafke)

Bei Paschmann scannt die Kassiererin die Ware im Stehen (Foto: Potrafke)

In der Paschmann-Filiale an der Mannesmannallee in Mülheim kam es in Spitzenzeiten regelmäßig zu Wartezeiten, weil die 8 konventionellen Checkouts überlastet waren. Da es aufgrund der räumlichen Gegebenheiten nicht möglich war, die Anzahl konventioneller Kassentische zu erhöhen, musste eine andere Lösung her.

Zusammen mit dem Kassentisch-Hersteller Potrafke wurde ein Modell entwickelt, das ohne Sitzplatz auskommt und dadurch wesentlich weniger Platz beansprucht. Die Mitarbeiterin steht vor dem Kassentisch. Sie entnimmt die Ware dem Einkaufswagen, scannt sie mit einem Handscanner und legt sie auf das Förderband. Der Kunde nimmt die Ware entgegen, verstaut sie in einem zweiten, bereitstehenden Wagen und bezahlt an einem separaten Selfpay-Tower. Währenddessen kann die Kassiererin schon mit dem nächsten Vorgang beginnen.

„Obwohl jeder Kassiervorgang jetzt wesentlich schneller geht, fühlen sich die Kunden nicht so gestresst, weil sie beim Einpacken weniger Zeitdruck haben. Eine echte Win-Win-Situation“, sagt der Edeka-Kaufmann Falk Paschmann. Die 8 neuen Kassentische werden ergänzt durch 8 Self-Checkouts, sodass jetzt insgesamt 16 Checkouts zur Verfügung stehen. Bei den Mitarbeitern kommt die neue Lösung ebenfalls gut an, so Falk Paschmann. „Wir haben sie von Anfang an in den Entwicklungsprozess mit einbezogen und einige ihrer Ideen umgesetzt. Dazu gehören zum Beispiel spezielle Bodenmatten vor den Kassen, damit das Stehen angenehmer ist.“

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