Einen Königsweg gibt es nicht | stores+shops

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„Wanzl Connect“, hier bei Edeka Gebauer in Salach, ist eine softwarebasierte Lösung, mit der alle Prozesse im Laden

Einen Königsweg gibt es nicht

Die Digitalisierung des POS verändert nicht nur den Handel, sondern auch die Storedesign-Unternehmen, die die Konzepte entwickeln und umsetzen. Wie gehen die Ladenbauer mit den Herausforderungen der digitalen Transformation um, und wie definieren sie ihre Rolle?

Im Grunde geht es den Ladenbauern derzeit nicht anders als ihren Kunden. Genau wie jeder stationäre Händler muss auch jeder Ladenbauer seinen spezifischen Zugang zur Digitalisierung der Flächen finden. Einen Königsweg gibt es nicht. Denn jedes Ladenbauunternehmen hat ein individuelles Leistungsprofil mit zum Teil hochspezialisierter Expertise und mancher eine Fokussierung auf bestimmte Branchen oder Genres. Zudem ist noch weitgehend offen, wohin die digitale Reise geht. Viele Ladenbauer beobachten, dass zwar überall versucht wird, digitale Systeme einzusetzen, wirklich überzeugende Lösungen gebe es jedoch wenige.

„Eine ganze Reihe von Händlern befindet sich im Versuchsstadium“, beobachtet auch Heinz-Herbert Dustmann, Geschäftsführer der Dula-Gruppe. Klar ist mittlerweile: „Es geht nicht darum, iPads auszulegen und Screens zu montieren“, so Carsten Schemberg, Geschäftsführer von Theodor Schemberg Einrichtungen. „Aufgabenstellung ist vielmehr ein digitales Mehrwertkonzept mit einer klaren Zielsetzung für die in das Storekonzept integrierten digitalen Lösungen.“

Soweit der Status quo. Wie gehen die einzelnen Ladenbauunternehmen mit der Situation um? Die individuelle Herangehensweise hat nicht nur mit der Größe und Ausrichtung des Unternehmens zu tun, sondern auch mit der Rolle, die man künftig einnehmen will. Die einen gehen voran und erweitern ihr Portfolio um digitale Kompetenz, andere warten die weitere Entwicklung ab, um sich flexibel an die Erfordernisse anzupassen. Die einen stellen digitale Experten ein und integrieren sie in bestehende Strukturen oder gründen eine neue Division, andere setzen auf Partnerschaften mit freiberuflich tätigen Fachleuten.“

Klassische Ladenbauer

„Wir arbeiten zu einem großen Teil für Luxusmarken, die digitale Elemente derzeit noch sehr zurückhaltend einsetzen“, sagt beispielsweise Jürgen Frechen, Geschäftsführer von Hoffmann Ladenbau. Grundsätzlich verstehe man sich „als Möbelproduzent und Generalunternehmer“ für diese Klientel, die in der Regel keine digitale Beratungskompetenz erwarte, denn „das entsprechende Wissen haben die Kunden bereits, wenn sie zu uns kommen.“ Auch Tenbrink versteht sich als „klassischer Ladenbauer, wir können in großer Stückzahl produzieren und schnell auf Veränderungen des Marktes reagieren“, sagt Rolf Lükemann, Leitung Vertrieb. „Den Planungsprozess, der auch die Konstruktion beinhaltet, möchten wir jedoch schon mitgestalten.”

Ausdrücklich auf digitale Beratungskompetenz zielt dagegen der Ansatz von Carsten Schemberg. „Für viele Einzelhändler ist es schwierig, ein digitales Mehrwertkonzept zu entwickeln“, beobachtet er, „daher informieren wir den Kunden über sinnvolle Optionen.“ Die nötige Kompetenz vom Marketing bis zur Elektrik hat Schemberg als „Ladenbauer mit erweiterter Funktion“ durch Fortbildung oder Neueinstellungen aufgebaut. Eine eigene Digital-Abteilung gibt es nicht, denn: „Dieses Knowhow braucht jede Abteilung, die Kunden berät“, so Schemberg. Zudem werden genau auf den Kunden und das jeweilige Projekt zugeschnittene Teams gebildet.

Auch bei Dula wurde Expertise addiert, ohne eine eigene Division dafür zu gründen. „Wir haben viele neue Mitarbeiter aus dem elektrischen und elektronischen Bereich eingestellt, die wir in unsere verschiedenen Unter-nehmensbereiche integriert haben“, so Heinz-Herbert Dustmann.

Der große Fehler, den viele machen ist, Digitalisierung global und pauschal zu denken. Tatsächlich muss man – zumindest im Lebensmittelbereich – regional und individuell denken.

Bernd Kast

Head of Design Wanzl Metallwarenfabrik

Wenn wir interdisziplinär denken und handeln, uns immer wieder öffnen, hochflexibel bleiben und Schnelligkeit als positiven Aspekt integrieren, dann bieten sich unglaubliche Chancen.

Sabine Krieg

Global Head of Segment Retail Vitra International

Die Veränderung unserer internen Abläufe durch die Integration von Komponenten der Digitalisierung in die Ladengestaltung muss man sich wie eine Kette vorstellen, zu der noch ein Glied hinzugekommen ist.

Heinz-Herbert Dustmann

Geschäftsführer Dula-Gruppe

Die größte Herausforderung der Digitalisierung ist es, die Komfortzone immer wieder zu verlassen, sich permanent zu verändern, die richtigen Themen zu identifizieren und nicht auf jeden Zug aufzuspringen.

Bernd Albl

Managing Director Division Digital Retail Umdasch Shopfitting Group

Selbst Anbieter digitaler Komponenten zu werden, ist für einen Ladenbauer schwierig. Unsere Aufgabe ist es derzeit, die Entwicklung genau zu beobachten und uns schnell anzupassen.

Jürgen Frechen

Geschäftsführer Hoffmann Ladenbau

In einem digitalen Mehrwertkonzept verändert sich ein Verkaufsmöbel nicht nur dadurch, dass ein Kabelkanal montiert wird, sondern weil ein ganz anderer Gedanke dahintersteckt.

Carsten Schemberg

Geschäftsführer Theodor Schemberg Einrichtungen

Für klassische Ladenbauer wie uns geht es mehr denn je darum, flexibel zu sein, schnell reagieren zu können und Konzepte
wirtschaftlich umzusetzen.

Rolf Lükemann

Leitung Vertrieb Tenbrink Ladeneinrichtungen

Vordenker und Planer

In der Pflicht vorauszudenken und die digitale Strategie gemeinsam mit dem Kunden zu entwickeln sieht man sich auch bei Wanzl. „Wir engagieren uns sehr im konzeptionellen Bereich“, sagt Bernd Kast, Head of Design. Für Wanzl, deren Fokus auf dem Lebensmittelbereich liegt, geht es dabei gleichermaßen um digitale Instore-Lösungen, um Transportmittel für die Auslieferung der Online-Bestellungen sowie um Bezahlungs- und Kassenmanagement-Systeme. Dafür wurdenneue Mitarbeiter, darunter auch Informatiker eingestellt und Arbeitsgruppen gebildet. Grundsätzlich hält Kast es im aktuellen Stadium der Ungewissheit für entscheidend, eine verlässliche Größe für den Kunden zu sein.

Der 2016 eröffnete, von Umdasch konzipierte Bau- und Gartenmarkt Lagerhaus im österreichischen Lambach mit Screens, Touchscreens und Digital-Signage-Displays (Foto: Umdasch)

Der 2016 eröffnete, von Umdasch konzipierte Bau- und Gartenmarkt Lagerhaus im österreichischen Lambach mit Screens, Touchscreens und Digital-Signage-Displays (Foto: Umdasch)

Genau das ist auch der Kern der Strategie von Vitra. „Unser Ziel ist es, in unseren Partnerschaften Stabilität zu bieten“, sagt Sabine Krieg, Global Head of Segment Retail. Man wolle das Andocken digitaler Elemente problemlos ermöglichen, indem „wir für alle Technologien verlässliche Ladenbausysteme bieten, die gleich bleiben – egal mit welcher Technologie sie aufgerüstet werden“, so Krieg.

Bei Umdasch wurde vor zwei Jahren eine eigene Division für Digitales mit einer Spezialisierung auf Digital Signage, elektronische Preisauszeichnung, interaktive Applikationen und Tracking mit zunächst drei Mitarbeitern aufgebaut. Heute sind bereits 15 Fachleute in diesem Unternehmensbereich tätig, darunter Experten für Programmierung, Medientechnik und Content-Aufbereitung, „die Kollegen der Planung zu den Technologien beraten“, so Bernd Albl, Managing Director Division Digital Retail. Zielsetzung ist bei Umdasch wie bei allen anderen, „das Richtige zu tun: auf die Technologie zu setzen, die auf der Fläche funktioniert und den Kunden wirklich weiterhilft.“

Fotos (3): Wanzl (1), Umdasch 

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

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