Der Schuhkauf als sinnliches Erlebnis | stores+shops

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Das klassische Schuhhaus Zumnorde in zeitgemäßer Gestaltung (Foto: Zumnorde/Oliver Baucks)

Der Schuhkauf als sinnliches Erlebnis

Die gängigen Ladenbau-Zyklen von 5 bis 8 Jahren sind für die Zumnordes kein Maßstab. Wenn die Schuhhandels-Dynastie einen Laden um- oder neu baut wie gerade das Stammhaus in Münster, dann mit dem Anspruch, ein Store-Konzept zu entwickeln, das seine Gültigkeit und Wertigkeit zwei Dekaden lang behält.

Dann wird für ein Projekt aber auch tiefer in die Tasche gegriffen, ein großräumiges Zeitfenster für den Bau eingeplant, Detail- und Stilfragen innerfamiliär und mit den Dienstleistern bis zu Ende diskutiert und an Design und bautechnischen Feinheiten lange gefeilt. Wie gerade geschehen beim Umbau des Stammhauses am Münsteraner Prinzipalmarkt. Das sei der „heilige Gral“ der Unternehmerfamilie, sagt Thomas Zumnorde. Aktuell betreibt Zumnorde 26 stationäre Schuhgeschäfte und das Online-Geschäft.

Moderner Kontrapunkt in der Sneakers-Abteilung mit Dachterrasse (Foto: Zumnorde/Oliver Baucks)

Moderner Kontrapunkt in der Sneakers-Abteilung mit Dachterrasse (Foto: Zumnorde/Oliver Baucks)

Thomas Zumnorde recherchierte in London, Tokio, Bangkok und New York die Frage: „Wie muss ein stationäres Geschäft aussehen, damit es auch in 20 Jahren noch am Puls der Zeit ist?“ Die Planung des Umbaus dauerte zweieinhalb Jahre. Danach folgte eine Bauphase von 8 Monaten, in denen das Gebäude in drei Bauabschnitten bei laufendem Betrieb umgebaut wurde. Die Leitung hatte das auf Tiefbau spezialisierte Architekturbüro Roters + Hölscher aus Münster inne, das vor 5 Jahren auch den Totalumbau des Zumnorde-Gebäudes in der Kölner City durchführte. Auch hier in Münster galt: „Böden, Technik, alles musste erneuert werden, es war eine technische Sanierung. Im Krieg zerstört und danach wiederaufgebaut, entsprachen Statik und Brandschutz des Gebäudes nicht den heutigen Anforderungen“, so Christoph Roters.

Fußboden aus Leder

Tradition mit Digitalisierung zusammenzubringen, überraschende Räume zu schaffen, den Kunden als Gast zu sehen und alle Sinne zu stimulieren – die Imperative moderner Store- Konzeption wurden hier befolgt. Und so duftet es im „Kaminzimmer“ in der Herrenabteilung im ersten OG nach echtem Leder. Daraus sind nicht nur die handgenähten Schuhmodelle, sondern auch die Oberflächen der Fachböden, sogar die Fußböden sind teilweise mit vegetabil gegerbtem Sohlenleder belegt.

Das nussbaumfurnierte Herren-Zimmer mit handgemachten Schuhen, Kamin und echter Lederausstattung (Foto: Zumnorde/Oliver Baucks)

Das nussbaumfurnierte Herren-Zimmer mit handgemachten Schuhen, Kamin und echter Lederausstattung (Foto: Zumnorde/Oliver Baucks)

„Die ersten Risse in den Lederböden werden wehtun, aber so ein Material altert mit Würde und bekommt eine schöne Vintage-Optik“, meint Zumnorde. Auf dem Kaminsims steht Münsterländer Whisky mit Gläsern zum Ausschank bereit, daneben in die Wand eingelassen ist ein 65-Zoll-Touch-Display, das der Beratung und Unterhaltung dient. Wird ein mit RFID-Chip ausgestatteter Schuh davorgehalten, liefern Kurzvideos Infos über Fertigungsprozesse, Pflegeinformationen oder die betreffende Manufaktur. Diese Szenerie ist eine von mehreren, die zeigen, wie hier im Haus Tradition und Modernität verschmolzen wurden.

Ein Hingucker ist auch der Boden. Um den markanten Quarzeinschlüssen des schwarzen Steinbodens im EG zu maximaler Wirkung zu verhelfen, wurde ein 30 Tonnen schwerer Granitblock in Italien eingekauft, bei Verona geschnitten und poliert und im Haus von einem lokalen Spezialisten verlegt. Eyecatcher in der Damenabteilung ist ein 12-beiniger Bibliothekstisch aus französischer Eiche und Walnuss aus dem 19. Jahrhundert, ersteigert bei Sotheby‘s. Die den Treppenaufgang zum OG flankierende Wand wurde von den italienischen Künstlern Antonio und Emmanuele Baccilieri gestaltet.

Die repräsentative Fassade am Münsteraner Prinzipalmarkt (Foto: Zumnorde/Oliver Baucks)

Die repräsentative Fassade am Münsteraner Prinzipalmarkt (Foto: Zumnorde/Oliver Baucks)

Die „Schuhböckchen“, eigentlich Relikt vergangener Zeiten im Schuhhandel, bleiben bei Zumnorde unverzichtbar, denn „sie ermöglichen dem Personal, darauf Platz zu nehmen und dem Kunden während der Anprobe auf Augenhöhe zu begegnen“, erläutert Zumnorde, dessen Familie auch ein Hotel in Erfurt betreibt. Prinzipien der Gastfreundschaft überträgt er gern aus der Hotellerie in den Einzelhandel. Auch die alte hölzerne Kinderrutsche, die zu den Kinderschuhen ins Untergeschoss führt und laut Zumnorde „immer noch unser Kundenbindungsinstrument Nummer eins“ ist, wurde beibehalten. Die beiden Vitrinen im Eingangs- und Schaufensterbereich, ebenfalls Zumnorde-Klassiker, wurden renoviert, aber ebenfalls beibehalten.

Schuhböckchen

In den Schaufenstern wurde ein sensorgesteuerter, interaktiver Touch-Screen installiert. Das „sprechende Schaufenster“ kann zur Auswahl von Wunschartikeln führen, die der Kunde dann über QR-Code auf sein Handy übertragen kann, um keine Daten am öffentlichen Terminal preiszugeben. „Tradition meets Digitalisation“ ist Leitmotiv von Thomas Zumnorde, der mit Vater und Onkel die Spitze des Unternehmens in der 5. Generation bildet und sich als Bindeglied zwischen Tradition und Moderne und Motor für die digitale Entwicklung sieht. Bereits 2013 startete der Online-Shop, der inzwischen rund 15 Prozent des Gesamtverkaufs erzielt.

Fotos (4): Zumnorde/Oliver Baucks

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

Zumnorde

Stammhaus am Münsteraner Prinzipalmarkt
Seit 1911 Mutterhaus der Schuhhandelsdynastie Zumnorde

Fläche: 3 Etagen, Damen-, Herren-, Kinderschuhabteilung
Größe: 1.350 qm Verkaufsfläche, 2.500 qm gesamt
Investition: 3,5 Mio. Euro
Architektur: Roters + Hölscher, Münster, in Weiterentwicklung eines Vorentwurfs des Innenarchitekten Rudi Sauermann
Beleuchtung: Gedike & Döpper
Digital-Dienstleister: Shopmacher, Videro
Kettenvorhänge: Alphamesh
handgefertigte Wandfliesen: Mutina
Tapeten: Arte und Elitis
Sitzgelegenheiten: Minotti, Backmann, Zanotta, Flexform
Stoffe: JAB Anstoetz
Teppichfliesen: Object Carpet
Filialen: 27 Geschäfte inkl. Onlineshop
Mitarbeiter: 750 Mitarbeiter inkl. 60 Auszubildende und rund 25 im Onlineshop

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