Apple Pay: Die Magie des Apfels | stores+shops

Anzeige
{{{name}}}

Vorgeschlagene Beiträge

Anzeige

Foto: Apple / Fotolia / EHI

Apple Pay: Die Magie des Apfels

Die Augen der IT-Welt waren am 9. September 2014 auf die Apple-Zentrale im kalifornischen Cupertino gerichtet. Überraschend stellte CEO Tim Cook nicht nur die neueste iPhone-Generation nebst iWatch vor, sondern mit Apple Pay auch einen ersten eigenen Bezahldienst. Kann Apple Pay dem gesamten Mobile Payment zum Durchbruch verhelfen?

Wie von Apple nicht anders zu erwarten, haben auch in diesem neuen Bezahl-Produkt Nutzerfreundlichkeit durch strukturelle Vereinfachung und hoher Bedienkomfort ihren Niederschlag gefunden. Während im gesamten E- und M-Payment über Zweiwege-Authentifizierung und exzessive Verschlüsselungsalgorithmen diskutiert wird und im stationären Handel Fingerprint-Identifikationssysteme bei Bezahllösungen nicht über Showroom-Status hinauskommen, packt Apple alles in ein einziges Gerät. Und plötzlich erscheinen alle Probleme, die Entwicklern über Jahre Kopfzerbrechen bereitet haben, mit einer Lösung wie weggewischt. Doch ist das wirklich so einfach?

In der Tat nutzt Apple seine Wettbewerbsvorteile konsequent. In der künftigen Apple-Bezahlwelt sind Telekommunikationsgesellschaften – zumindest was den eigentlichen Zahlungsprozess betrifft – überflüssig. Im Heimatland USA hat Apple mit den großen Kreditkartengesellschaften und einer ganzen Reihe namhafter Kreditinstitute die notwendige Verknüpfung mit der Finanzbranche bereits vollzogen. Und die eingesetzte Datenübertragungstechnologie NFC ist auf dem Weg, weltweiter Standard zu werden. Außerdem werden auch die bei den Kunden etablierten eigenen Entwicklungen Passbook, iTunes sowie die eingebaute Kamera konsequent mit genutzt. Der Nachteil: Das Bezahlsystem steht nur Apple-Nutzern offen. Kritiker merken an, dass der Marktanteil in Deutschland bei weniger als 20 Prozent liegt.

Um per Apple Pay bezahlen zu können, muss der iPhone6-Nutzer oder der via Bluetooth mit diesem Gerät gekoppelte iWatch-Träger mindestens eine seiner Kredit- oder Debitkarten in der Passbook-App hinterlegen, entweder durch manuelle Dateneingabe oder durch Abfotografieren der Karte mit der eingebauten Kamera. Die Reihenfolge der Hinterlegung bestimmt auch die Nutzungspriorität, wobei die Kartenpräferenz jederzeit manuell getauscht werden kann. Auch die Übertragung der für Einkäufe via iTunes gespeicherten Karte ist möglich.

NFC versus QR-Code

In den USA sind bereits sowohl die Karten der drei großen Kreditkartengesellschaften Mastercard, Visa und American Express als auch die Debitkarten hunderter amerikanischer Kreditinstitute Apple Pay-fähig. Die Kartengesellschaften und Kreditinstitute – und nicht der Handel – zahlen in den USA laut übereinstimmenden Meldungen für die Listung im Rahmen von Apple Pay eine Gebühr von 0,15 Prozent des Transaktionsbetrags an Apple. Erste Analystenberechnungen gehen von Einnahmen im dreistelligen Millionen-Dollar-Bereich bereits für 2015 für Apple aus. Zum Vergleich: Die Deutsche Kreditwirtschaft vereinnahmt nach Berechnungen des EHI in diesem Jahr rund 267 Mio. Euro Autorisierungsgebühren über das Girocard-/Electronic Cash-System vom Handel – allerdings ist das System keineswegs neu, sondern seit bereits 23 Jahren im Markt.

Jetzt kann NFC endlich beweisen, dass es eine marktführende Technologie sein kann.

Olaf Schrage

Geschäftsführer Douglas Informatik & Service GmbH/Vorsitzender des EHI-Arbeitskreises Kartengestützte Zahlungssysteme

Die zweite Voraussetzung für die Teilnahme am Apple Pay-Bezahlsystem ist das Angebot der NFC-Technologie durch die Akzeptanzstelle. Hierin steckt momentan noch ein potenzieller Bremsklotz für die Verbreitung in den USA. Die meisten der großen amerikanischer Einzelhändler, allen voran Wal-Mart, befürchten schon seit längerer Zeit, beim Thema Mobile Payment in ein neues Abhängigkeitsverhältnis zu geraten, sowohl was die Gebühren als auch was die Datennutzung angeht. Verständlich, wenn man bedenkt, dass allein der weltgrößte Einzelhändler Wal-Mart den Kreditkartengesellschaften jährlich rund eine Milliarde US-Dollar an Disagien bezahlt. Eine „Horrorvorstellung“ wäre es auch – und diese Meinung teilen auch große deutsche Handelsunternehmen –, wenn man demnächst in einer mobilen Bezahlwelt für den Rückkauf von Informationen, die sich unmittelbar aus der Händler-Kunde-Beziehung ergeben haben, bezahlen müsste. Der verantwortliche Metro-Manager brachte es jüngst auf dem EHI-Kartenkongress so auf den Punkt: „Daten sind das Öl von morgen.“

Mit anderen namhaften Händlern hat sich Wal-Mart deshalb schon vor drei Jahren in der MCX-Initiative zusammengeschlossen, um unter dem jetzt eingeführten Markennamen CurrentC ein eigenes mobiles Bezahlsystem am Markt zu platzieren. Dieses allerdings basiert auf der QR-Code-Technologie. Vor diesem Hintergrund ist verständlich, warum die Reaktionen auf die Ankündigung von Apple im amerikanischen Markt sehr heftig ausfielen und Mitte Oktober in der kompletten Deaktivierung der NFC-Technologie am Checkout erster US-Händler mündeten. Die Frage ist nun, ob sich das umsatzstärkste Unternehmen der Welt und seine Partner mit der weltweit wertvollsten Marke und deren Kunden in irgendeiner Form arrangieren werden.

Die bereits vorhandene NFC-Infrastruktur, die Authentifizierung per Fingerabdruck, die verbreiteten Apple-Endgeräte sowie die Marketingwucht des Konzerns werden den Erfolg von Mobile Payment generell beschleunigen.

Norbert Gödicke

Geschäftsführer, Nubon GmbH & Co. KG

Die Situation in Deutschland sieht etwas anders aus. Gerade in die NFC-Technologie haben die großen Handelsunternehmen in den letzten drei Jahren massiv investiert, um kontaktlose Bezahlungen abwickeln zu können. Etwa 70 Prozent der großen Handelsunternehmen setzen nach der aktuellen EHI-Studie bereits jetzt auf das kontaktlose Bezahlen oder planen dies für die nahe Zukunft. Für 82 Prozent der Unternehmen ist dabei NFC die aussichtsreichste Bezahltechnologie. NFC wird in Deutschland sehr stark von der Kreditwirtschaft gefördert und gefordert, und so ist das vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband bekundete grundsätzliche Interesse an Apple Pay verständlich.

Sollte Apple mit seinem Bezahlprodukt den Schritt nach Europa gehen, wäre die Deutsche Kreditwirtschaft schon deswegen ein interessanter Partner, weil es ihr momentan an einer eigenen marktfähigen mobilen Bezahllösung fehlt. So wird man sich beim marktführenden Branchenverband zwar ärgern, dass sich Apple beim Schritt nach Europa ins bereits gemachte „NFC-Nest“ setzen kann, ohne selbst dafür etwas getan zu haben, aber wohl andererseits auch die Chance begreifen, durch Einbringung der Sparkassenkarten einen eigenen technisch affinen Kundenkreis mit einem interessanten Angebot bedienen zu können. Das Potenzial beträgt beim hohen Marktanteil der Sparkassen und selbst bei einem vergleichsweise geringen Marktanteil von Apple in Deutschland immer noch über 5 Mio. Kunden.

Starke Unterstützung

Auch die im Sommer dieses Jahres von Mastercard geäußerte Forderung nach einer für die Kreditkartenabwicklung verbindlichen NFC-Tauglichkeit aller Terminals innerhalb der nächsten drei Jahre erhält mit der Apple Pay-Einführung eine klare Logik. Auch auf dieser Seite möchte man sich der in der Regel finanzstarken und technikaffinen Apple-Klientel nicht verschließen.

Wir bewerten diese Entwicklung positiv, denn Apple Pay setzt auf bestehenden Payment-Infrastrukturen auf und wird die Verbreitung von NFC fördern. Für uns entsteht ein großer zusätzlicher Vertriebskanal.

Dr. Markus Weber

Geschäftsführer, Ingenico Payment Services GmbH

Doch wie sieht es mit dem Thema Sicherheit aus, nach Erhebungen des EHI dem für Händler und Kunden gleichermaßen wichtigsten Baustein eines erfolgreichen Mobile Payment? Bislang hatte man im Einzelhandel die Befürchtung, ein finanziell vertretbares mobiles Bezahlsystem sei unter Einbeziehung von Anbietern wie Apple und Google bei gleichzeitiger Nutzung der leistungsstarken Sicherheitsmodule von Telekommunikationsgesellschaften nur schwer umsetzbar.

Hier liegt unter Umständen ein entscheidender Wettbewerbsvorteil von Apple. Durch das in der Hardware eingebaute eigene Secure-Element kann man die Telekommunikationsbranche außen vor lassen. Unter dem Stichwort „Tokenisierung“ werden im Secure-Element für die im Passbook abgelegten Karten Referenznummern hinterlegt und beim Bezahlvorgang mit dynamisch generierten Sicherheitscodes verknüpft. Der Kunden hält das iPhone oder die iWatch an das NFC-Terminal wie heute beim kontaktlosen Bezahlen und nutzt zur Authentifizierung den eigebauten Fingerabdruck-Scanner des iPhones. Ein Vibrieren des Geräts signalisiert den erfolgreichen Abschluss des Bezahlvorgangs.

Über das Passbook lassen sich die getätigten Zahlungen einsehen. Die von Apple beschriebene Lösung wird im Vergleich zu bereits markteingeführten mobilen Bezahllösungen voraussichtlich schneller oder mindestens gleich schnell sein und damit kartenbasierten Kontaktloszahlungen nahe kommen. Dies dürfte vor allem Branchen mit hoher Kundenfrequenz an den Kassen gefallen, insbesondere dem Lebensmitteleinzelhandel, den Drogeriemärkten, aber auch der Baumarktbranche.

Nach der Ankündigung von Apple hat Netto Marken-Discount bereits seine bestehende Mobile-Payment-Funktion um das Bezahlen per Fingerabdruck für iPhone-Besitzer ergänzt. Die zeitaufwändigere alternative Eingabe einer vierstelligen PIN erübrigt sich damit schon jetzt für die Apple-Kunden, die bei Netto einkaufen. Der Kunde hinterlegt einmalig seinen Fingerabdruck im iPhone, zu welchem weder Apple noch Netto Zugang haben. Die „Magie aus Cupertino“ zeigt also auch bereits hierzulande Wirkung und lässt vermuten, dass die Markteinführung von Apple Pay nach einem erfolgreichen Start in den USA nicht allzu lange auf sich warten lassen dürfte.

Foto: Apple / Fotolia / EHI

Kontakt: rueter@ehi.org

Medium Rectangle Technology 1

Anzeige

Produkt-News