Herr Hugl, der Retail-Sektor von Diebold Nixdorf war in der Branchenwahrnehmung zuletzt verbunden mit Verkaufsspekulationen, häufigen Führungswechseln und Personalabbau. Wie sehen Sie die Handelssparte des Unternehmens derzeit aufgestellt?

Die Handelssparte von Diebold Nixdorf ist sehr gut aufgestellt und erzielt heute mehr als ein Viertel des gesamten Unternehmensumsatzes. In unserem Heimatmarkt Europa, insbesondere in Deutschland, arbeiten wir seit vielen Jahren mit allen großen Einzelhändlern zusammen. Diese guten Geschäftsbeziehungen will ich erhalten und weiter ausbauen, denn durch unsere globale, zukunftsorientierte Ausrichtung können wir unsere Handelskunden  jetzt noch besser bei ihrer Expansion und digitalen Transformation begleiten.

Digitalisierung und Automatisierung der Ablaufprozesse stellen den Handel vor große Herausforderungen. Wie kann Diebold Nixdorf dabei helfen, diese Herausforderungen zu meistern?

Die Anforderungen der Händler sind komplexer geworden, da  die Digitalisierung insbesondere durch die Endkunden getrieben wird. Die offene Architektur unserer Software-Plattform bietet dabei signifikante Vorteile: neue Prozesse im Store oder Backoffice lassen sich effizient integrieren und anwenderfreundlich gestalten. Parallel geht der Trend auch in Richtung Managed Service, also hin zum Filialbetrieb  oder zur Auslagerung einzelner IT-Prozesse.

Investitionen in die IT-Infrastruktur werden mit steigender Komplexität der Filial-Anwendungen immer wichtiger. Was raten Sie Händlern, die ihre Filial-IT zukunftssicher machen wollen?

Für uns und unseren Beratungsansatz stellen Nachhaltigkeit und Kosten-Nutzen-Analyse zentrale Aspekte dar. Die erste Frage gilt dem Nutzen, wie zum Beispiel der Verbesserung des Kundenerlebnisses, der Automatisierung, der Digitalisierung oder der Kostensenkung bei Filialprozessen. Ist dies geklärt, kommt das Portfolio ins Spiel – immer mit dem Fokus, die Unternehmensziele des Händlers so effizient wie möglich zu erreichen.

POS-Hardware und Software zählen für den Handel nach wie vor zu den hochrelevanten Investitionsbereichen. Mit welchen technologischen Weiterentwicklungen aus Ihrem Hause kann der Handel hier in Zukunft rechnen?

Mit unserer POS Hardware erfüllen wir auch in Zukunft die hohen Qualitätsanforderungen im Markt. Die Technologie ergänzen wir durch Servicekonzepte oder aktuell durch eine TSE-Lösung zur Einhaltung der Kassensicherungsverordnung. SB-Kassen oder mobiles Scannen sind in Deutschland noch am Anfang, da sind Länder wie die Schweiz, Frankreich oder Großbritannien bereits sehr viel weiter. Bei der Entwicklung und Integration dieser Automatisierungslösungen sehen wir uns seit vielen Jahren in einer führenden Position.

Wie schätzen Sie die künftige Bedeutung von IoT, bezogen auf Filial-Anwendungen, derzeit ein?

Das Kundenerlebnis oder besser die komplette Customer Journey muss hier im Mittelpunkt stehen. Maßgeblich ist die Vernetzung von mobilen und stationären Lösungen, also beispielsweise Mitarbeiterkommunikation, Zugriff auf Warenwirtschaftsdaten oder die Steuerung von Kassenprozessen über mobile Endgeräte in der gesamten Filiale. Das macht Prozesse schneller, flexibler und generiert Wettbewerbsvorteile. Zum Teil haben diese Lösungen bereits die Filiale erreicht, werden aber noch nicht vollumfänglich genutzt. Bei all den technischen und digitalen Lösungen, die derzeit im Handel pilotiert werden, sollte man eines nicht außer Acht lassen: Handel ist ein Geschäft zwischen Menschen.

Das Interview führte Winfried Lambertz.