E-Mobilität im Handel nimmt Fahrt auf | stores+shops

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Die Änderung der Richtlinie Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden konfrontiert den Handel mit dem Thema E-Mobilität.
Foto: Michael Eichhammer/stock.adobe.com

E-Mobilität im Handel nimmt Fahrt auf

Der Handel wird beim Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur für Elektrofahrzeuge in die Pflicht genommen. Einiges wurde schon auf den Weg gebracht. Sinnvolle Standards könnten unterstützen, damit der Aufbau mehr Fahrt aufnimmt, so Olaf Schulze, Director Energy Management, Metro AG, im Gespräch mit stores+shops.

Wie ist der aktuelle Stand beim Aufbau von Ladestationen in Deutschland bzw. weltweit und was ist zukünftig geplant? Welche Hürden sind zum Beispiel technisch und regulatorisch dabei zu überwinden und welchen Einfluss haben dabei die jüngsten Entwicklungen durch Covid-19?

In Deutschland sind fünf Metro-Stores sowie die Verwaltungsstandorte in Düsseldorf, Saarbrücken und Meckenheim mit Ladestationen ausgestattet, weltweit haben wir 400 Ladepunkte. Der erste Großmarkt war allerdings schon 2012 mit vier Ladepunkten ausgestattet, sechs weitere gab es beim Metro Campus. Von deren Anwendung konnten wir viel lernen. Je nach Marktsituation und auch Marktpartnern haben wir verschiedene Situationen in den Ländern. Portugal und Polen haben an jedem Großmarkt eine Ladestation, Bulgarien hat acht von elf Großmärkten ausgestattet. Bis Ende 2024 wird entsprechend der EU-Gebäudeeffizienz-Richtlinie jeder Großmarkt mindestens einen Ladepunkt haben. Die Hürden, wieso das nicht schneller geht, sind ganz klar: Die Ladeinfrastruktur kostet wirklich viel Geld, dazu haben wir viele technische Limitierungen. An unsere Transformatoren können zum Beispiel nicht ohne weiteres weitere Großverbraucher wie Ladestationen angeschlossen werden. In Düsseldorf, wo wir im Parkhaus mehr als 60 Ladestationen im Jahr 2019 errichtet haben, mussten wir umfangreiche Erd- und Einbindungsarbeiten vornehmen und eine weitere Mittelspannungstrafostation errichten. Covid-19 und die Schließung der Restaurants und Hotels hat den Aufbau der Ladeinfrastruktur nicht beschleunigt. Unsere Gastro-Kunden haben mutmaßlich auch derzeit völlig andere Sorgen, als sich ein Elektrofahrzeug zuzulegen.

Welchen Nutzen sieht Metro über die gesetzliche Verpflichtung hinaus, auf den Parkplätzen Ladestationen zu errichten?

Wir sehen in dem Angebot von Ladeinfrastruktur die Möglichkeit, vor allem unseren Gastro-Kunden einen weiteren Service zu bieten. Diese besuchen uns mehrmals wöchentlich im Großmarkt und können ihr Elektrofahrzeug aufladen. In den großen Städten wird diese Rechnung auch bis 2024 aufgehen. Aber wenn ab 2025 auf jedem Parkplatz mit mehr als 20 Parkplätzen in ganz Deutschland und der EU ein Ladepunkt installiert werden muss, damit die Anzahl der Elektrofahrzeuge hochläuft, dann können wir manchen Kritikern nicht widersprechen, dass der Handel – und natürlich alle anderen Gebäudeeigentümer auch – das Geschäftsmodell der Automobilindustrie finanzieren muss. Was aber bleibt ist: Wir haben Kunden, Parkplätze und sind Partner unserer Kunden. In Deutschland ist es uns bisher nicht gelungen, ausreichend Industrie- und Energiedienstleistungspartner zu binden, die eine Ladeinfrastruktur und Abrechnungssoftware haben und natürlich eine Investitionsbereitschaft zeigen, aus der sich ein Betreibermodell an den Metro-Märkten entwickeln lässt, was in Bulgarien, Portugal oder Polen aber bestens klappt.

Hat sich das Kundenverhalten an Standorten mit Ladestationen in den letzten Jahren verändert und wie werden diese von der Kundschaft angenommen?

Das ist leider noch nicht messbar. Die Elektrofahrzeuge fangen erst an, im Verkehr sichtbar zu werden, natürlich auch gefördert durch steuerliche Vorteile. Aber ich gehe davon aus, dass Kunden künftig erwarten, dass eine Ladestation am Großmarkt vorhanden ist, so wie sie erwarten können, dort sanitäre Einrichtungen und andere Services nutzen zu können. Da Ladestationen sehr teuer sind und der Strom auch, wird Ladestrom auch für Kunden künftig etwas kosten und kann nicht verschenkt werden. Eine Differenzierung wird künftig daher auch über den Ladepreis erfolgen.

Was sollte sich ändern, um den Aufbau der Ladestationen für den Handel einfacher zu gestalten?

Es sollten sinnvolle Standards für E-Mobilität entwickelt werden, also eine möglichst hohe Kompatibilität für Fahrzeuge, Ladeinfrastruktur und Bezahl- beziehungsweise Abrechnungssysteme. Zur Wirtschaftlichkeit von E-Mobilität können flexible Preissignale beitragen, welche gleichzeitig eine netzdienliche Nutzung von Ladeinfrastruktur versprechen würde. Hierzu braucht es geeignete politische Weichenstellungen. Da gerade vom Handel und Handelsimmobilien erwartet werden kann, dass diese künftig noch mehr Photovoltaikstrom erzeugen, der dann mehr oder weniger zeitgleich und dezentral während der Öffnungszeiten in die Autobatterien geladen wird, muss endlich das komplexe und teure Mess- und Meldewesen des EEG entschlackt werden. Eines wird nicht passieren: Das Laden der Elektrofahrzeuge wird sich an den Öffnungs- und Betriebszeiten der Handelsgeschäfte orientieren, nicht umgekehrt. Handel bleibt Handel, und Laden wird ein gern angebotener Service sein, niemals ein Hauptzweck einer Handelsimmobilie.

Online-Session: E-Mobilität im Handel

Zukünftig müssen Parkplätze an Nicht-Wohngebäuden mit mehr als 10 Stellplätzen mit einer Ladestation ausgestatten sein, im ersten Schritt sind dabei Neubau und Sanierungen betroffen, ab 2025 auch der Bestand. Auch der Handel mit seinen Parkflächen muss zukünftig Ladestationen aufbauen, nutzen Sie die Gelegenheit am 22. September 2020 in der EHI-Online-Session „Von der Ladestation zum Mobilitätsmanagement” sich mit aktuellen und zukünftigen Fragestellungen und zukünftigen Konzepten auszutauschen und auseinanderzusetzen.

Mehr Informationen: Laura Fleischmann

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