
Die intelligenten Systeme erfassen täglich über zwei Millionen Parkvorgänge
Foto: Wemolo
Immer mehr Handelsstandorte sehen sich damit konfrontiert, dass Dauerparker und Nichtkunden ihre Stellflächen belegen. Für viele Märkte bedeutet das Umsatzverluste: Laut Daten des Parkraumsteuerungs-Anbieters Wemolo hat „ein Drittel der Verbraucher schon einmal einen Markt gemieden, weil sie keinen Parkplatz fanden“. „Unsere Daten zeigen, dass die Kundenfrequenz um rund fünf Prozent steigt, wenn mehr Stellplätze für tatsächliche Käufer zur Verfügung stehen“, erklärt CEO Yukio Iwamoto. „Bei einem durchschnittlichen Lebensmittelmarkt führt das zu einem messbaren Anstieg des Filialumsatzes, der eine Gewinnsteigerung im mittleren fünfstelligen Bereich pro Jahr ermöglicht.“

Das modulare Kamerasystem lässt sich flexibel an verschiedenen Immobilienstandorten installieren
Foto: Wemolo
Keine Schranke, keine Tickets
Die eingesetzte Technologie verzichtet dabei auf bauliche Eingriffe. Kameras mit KI-gestützter Kennzeichenerkennung erfassen bei Ein- und Ausfahrt die Fahrzeuge und vergleichen die Parkdauer mit hinterlegten Zeitlimits. Kunden müssen keine Tickets ziehen oder Schranken passieren. Wer zu lange parkt, wird automatisiert identifiziert und kann kontaktiert werden. CPTO Bastian Pieper: „Das verbessert das Kundenerlebnis und eliminiert gleichzeitig Personalkosten für die manuelle Kontrolle.“

Ein Techniker kalibriert das kamerabasierte Erfassungssystem vor Ort. Die cloudbasierte Softwareplattform wird remote gesteuert
Foto: Wemolo
Zu den Anwendern der Technologie zählen sowohl Lebensmittelhändler wie Carrefour, Aldi, Edeka und Norma als auch Fachmärkte wie Obi und Dehner. Sie berichten laut Anbieter von einer Reduktion der Fremdparker um durchschnittlich 50 Prozent innerhalb der ersten zwei Monate – bei einigen Standorten liegt die Quote sogar bei 85 Prozent.
Die Technologie kann dabei nicht nur als Lösung gegen Fremdparker eingesetzt werden. Das System liefert zugleich belastbare Daten zu Stoßzeiten, Aufenthaltsdauer und Auslastung. Diese Informationen können in die operative Planung der Märkte einfließen, etwa bei der Personal- oder Sortimentssteuerung. Auslastungsprofile, Verweildauer, Frequenzspitzen und Zahlungsbereitschaft werden automatisch erfasst und können beispielsweise für eine dynamische Preisgestaltung genutzt werden.
Checkout digital

Das System ermöglicht digitales Bezahlen am Automaten oder online
Foto: Wemolo
Ein ergänzender Baustein ist das digitale Bezahlsystem, das insbesondere für urbane Handelslagen oder Shopping-Zentren relevant sein kann. Dabei wird das Fahrzeugkennzeichen automatisch erfasst, die Bezahlung erfolgt über eine Webplattform oder stationäre Automaten. Für kooperierende Supermärkte besteht die Möglichkeit, Parkgebühren durch den Einkauf zu subventionieren – per QR-Code auf dem Bon oder über an der Kasse ausgehändigte Einmal-Codes. Die Einnahmen aus dem bezahlten Parken betragen im Schnitt rund 20.000 Euro pro Jahr und Standort. Bodenmüller: „Diese Parkeinnahmen übersetzen sich bei einer durchschnittlichen Handelsmarge von 4Prozent in potenzielle In-Store-Umsätze von rund 600.000 Euro.“
Für den Handel sei das Modell risikoarm, da Investitionen und Betriebskosten durch Wemolo getragen würden. Die eingesetzte Hardware ist wetterfest und auf Dauerbetrieb ausgelegt, und das System hat laut Hersteller eine kurze Entwicklungszeit für neue Funktionen.
Vor Kurzem hat das Unternehmen den insolventen Konkurrenten Avrio und mit ihm zwei neue Parkstandorte in Hamburg übernommen, beide an Einzelhandelsstandorten. Das dort bereits vorhandene Sharing-Modell für Anwohner wurde durch eine Plattform-Technologie optimiert. Anwohner:innen können freie Stellplätze außerhalb der Retailer-Öffnungszeiten, in denen konventionelle Parkflächen oft ungenutzt bleiben, buchen – als Tages-, Wochen- oder Monatsabo. Besonders in urbanen Hochpreislagen wie Hamburg-Winterhude und Altona mit extremem Parkdruck kann sich das hybride Nutzungskonzept als Beitrag zur Renditeoptimierung erweisen.