
Das lichtdurchflutete Erdgeschoss des Louis Vuitton Flagship-Stores wird von der historischen Architektur des Palazzo Taverna geprägt
Foto: Louis Vuitton/Daniele Ratti
Der 1835 von Ferdinando Albertolli entworfene Palazzo Taverna ist ein Paradebeispiel spätklassizistischer Baukunst. Die Fassade mit ionischen Säulen und Schmuckflächen markiert den Eingang zur renommierten Einkaufsstraße, in der zahlreiche Modeboutiquen internationaler Premium-Markenvertreten sind. „Wir wollten einen Ort schaffen, der die Geschichte Mailands respektiert und gleichzeitig die Zukunft des Retail-Designs definiert“, sagt Peter Marino, der federführende Architekt der Neugestaltung. Im Zuge der Erweiterung wurde die Verkaufs- und Nutzfläche auf 1.800 qm nahezu verdoppelt.
Der historische Haupteingang, ein von Dekorelementen gerahmtes Rundbogenportal, blieb erhalten. Im Inneren dominieren warme, zurückhaltende Farben, die an die Mailänder Tradition anknüpfen. Besonders beeindruckend: Das Herzstück des Stores ist der Innenhof einer typischen „Casa di Ringhiera“, umgeben von begrünten Balkonen. Ein Glasdach sorgt für viel Helligkeit.
Handwerkliche Präzision
In der Auswahl der Materialien zeigt sich die Liebe zum Detail. Alle Tischlerarbeiten stammen aus lokalen Werkstätten, ebenso wie die 15 verschiedenen Steinsorten – darunter der für die Region typische „Giallo di Siena“. Peter Marino: „Jedes Element ist ein Bekenntnis zur lombardischen Handwerkskunst“. Die Treppe zum ersten Stockwerk zitiert die berühmte Villa Necchi Campiglio von Piero Portaluppi. Drei Läufe, eingefasst in lackiertes Pergament, das in einem modernen Schachbrettmuster gestaltet ist – eine Hommage an das ikonische Damier-Motiv von Louis Vuitton.

Das Da Vittorio Café Louis Vuitton im lichtdurchfluteten Innenhof, eine grüne Oase im Herzen des Quadrilatero
Foto: Louis Vuitton/Daniele Ratti
Weitere architektonische Details nehmen Bezug auf Mailänder Palazzi. Die Decke über der Schuhabteilung im ersten Stock erinnert an die linearen Stuckarbeiten traditioneller Mailänder Entrées, während der VIP-Bereich, in Weiß und Gold gehalten, mit kunstvoll gefertigten Metallpaneelen verkleidet ist. Loungeartige Sitzecken in Creme-, Kurkuma- und Ziegeltönen laden zum Verweilen ein. Auch die angrenzende Abteilung für Damenmode zeigt Anklänge an das Portaluppi Design. Auf den rundumlaufenden Balkonen präsentieren Display-Mannequins Mode der aktuellen Saison.
Kunst und Design
Kunst ist in jedem Raum präsent: Werke von Mimmo Paladino, Carla Accardi, Peter Halley und Alfonso Clerici setzen zeitgenössische Akzente. Das Mobiliar stammt von italienischen Design-Ikonen wie Gio Ponti, Ico Parisi, Osvaldo Borsani und Angelo Mangiarotti – sorgfältig restauriert, um ihren historischen Wert zu bewahren. „Wir wollten nicht nur ein Geschäft, sondern ein begehbares Museum schaffen“, betont Marino.
Ein Novum in der Welt von Louis Vuitton: Der gesamte zweite Stock ist dem Thema Design gewidmet. Hier werden die fünf Säulen der Louis Vuitton Home Collections präsentiert, darunter die erstmals während der Mailänder Designwoche vorgestellte „Signature“-Collection. Die „Objets Nomades“-Kollektion hat einen eigenen Bereich, ebenso wie Textilien, Spiele und eine originalgetreue Replik des historischen Speisezimmers aus dem Haus Asnières – ein direkter Bezug zur Familiengeschichte der Marke.

Das großzügige Glasdach über begrünten Galerien macht das Zusammenspiel von Mailänder Bautradition und zeitgenössischem Raumgefühl deutlich
Foto: Louis Vuitton/Daniele Ratti
Im Untergeschoss, erreichbar über eine Treppe im Innenhof, befindet sich die Menswear-Abteilung. Während der Bauarbeiten wurden hier die originalen Fundamente des 19. Jahrhunderts freigelegt. Die Kreuz- und Tonnengewölbe wurden restauriert und bewusst sichtbar belassen. „Die Vergangenheit bleibt sichtbar und wird Teil des Einkaufserlebnisses“, so Marino.
Mit dem Da Vittorio Café Louis Vuitton im ehemaligen Innenhof und dem Restaurant Dav by Da Vittorio Louis Vuitton setzt das Haus auch gastronomische Highlights. Das Café ist ein licht‑durchfluteter Wintergarten mit maßgefertigtem Mobiliar aus lombardischen Werkstätten und üppiger Bepflanzung des Landschaftsarchitekten Marco Bay. Die Steinböden und die restaurierten Rundbögen verleihendem Raum Tiefe und Perspektive.
Das Restaurant, gestaltet mit kräftigen Farben und Designklassikern von Carlo de Carli, besticht durch Iroko-Holzpaneele. Die Parkettböden bestehen aus recyceltem Holz alter lombardischer Häuser. „Wir wollten eine Atmosphäre schaffen, die zugleich familiär und avantgardistisch ist“, erklärt Edoardo Tizzanini, Küchenchef vor Ort.
Mit der Wiedereröffnung an der Via Monte Napoleone setzt Louis Vuitton ein architektonisches Statement im Mailänder Modeviertel. Hier verschmelzen Geschichte, Handwerk,Kunst, Kultur und Kulinarik.