
Das System benötigt sieben qm Verkaufsfläche und verfügt über 36 gekühlte Silos
Foto: Philipp Löffler
Der erste „Fresh & Smart“ steht unmittelbar am Eingang des Rewe Center Düsseldorf-Heerdt, in direkter Nachbarschaft zur „Heißen Theke“ und dem Sushi-Angebot von Eat Happy. Noch im November soll der zweite Pilotmarkt in Düsseldorf-Rath folgen, im Januar 2026 dann der dritte Standort im Rewe Center Bonn-Beuel. Die drei Food-Roboter wurden für die Pilotphase gemietet, nicht gekauft. Nach der Testphase will Rewe evaluieren, ob sich eine dauerhafte Integration lohnt. „Mit dem Einsatz vollautonomer KI-Roboter zeigen wir, wie Lebensmittelhandel heute Innovation denken muss: nah an den Bedürfnissen der Kund:innen, technologisch führend und immer mit höchstem Qualitätsanspruch“, erklärt Lars Klein, Vorsitzender der Geschäftsleitung Rewe Region West.
Wechselndes Angebot
Die Preise für die im Roboter „CA-1“ des Münchener Technologieunternehmens Circus zubereiteten Bowls liegen zwischen unter vier Euro für eine Kürbiscremesuppe und knapp sieben Euro für getrüffelte Pasta. Derzeit sind acht verschiedene Gerichte verfügbar – von Pasta und Suppen über Currys bis zu Süßspeisen wie Kaiserschmarrn oder Porridge. Das Angebot kann theoretisch täglich wechseln und wird saisonal angepasst.
Für Rewe eröffnet sich damit ein neues Produktsegment zwischen klassischem Lebensmittelhandel und Gastronomie. Marktleiter Ralf Kirschnick sieht keine Kannibalisierung mit bestehenden Food-Angeboten: „Das neue Angebot ergänzt die bisherigen gut. Die Mitarbeitenden aus den Büros in der Umgebung gehen hier jeden Tag hin und entscheiden spontan, was sie mittags essen möchten. Der Mix macht es.“
KI steuert und prognostiziert

Am Display wird die jeweilige Bestellung angezeigt
Foto: EHI
Der Automat heißt mit vollem Namen Circus Autonomy One und ist laut Hersteller der weltweit erste vollautonome Roboter für die Lebensmittelproduktion in Serienfertigung. Das kompakte System, dessen Kaufpreis bei rund 250.000 Euro liegt, benötigt 7 qm Verkaufsfläche und verfügt über 36 gekühlte Silos – 18 auf jeder Seite –, aus denen sich der Roboter die Zutaten für das jeweilige Gericht holt.
Der Bestellprozess geht so: Kund:innen wählen ihr Gericht am digitalen Terminal, bezahlen mit gängigen Karten oder Smartphone und erhalten einen Bon mit PIN. Diese PIN geben sie manuell am Roboter ein, woraufhin die Zubereitung startet. Der gesamte Kochvorgang ist durch die Glasfront sichtbar. Das System erhitzt, röstet und gart mit Induktionstöpfen, die nach jedem Kochvorgang automatisch gereinigt werden. Abends führt ein Mitarbeitender die komplette Endreinigung durch. Zu Beginn steht Circus-Personal den Kund:innen bei der Bedienung zur Seite.
Die KI kommt an mehreren Stellen zum Einsatz: Integrierte Kamerasysteme steuern die Roboterarme über Computer Vision und überwachen, ob Bewegungen korrekt und mit angepasster Geschwindigkeit ausgeführt werden. Intelligente Sensorik kontrolliert permanent Temperatur, Prozessparameter und Vorratsstände. Das Betriebssystem erstellt zudem Bedarfsprognosen – welche Gerichte werden in welchem Muster abverkauft, welche Zutaten müssen nachbestellt werden. Dadurch soll Lebensmittelverschwendung minimiert werden.
Die geschlossene Bauweise schützt Zutaten vor äußeren Einflüssen. Das gesamte System wird von innen gekühlt und dokumentiert automatisch die Einhaltung sämtlicher HACCP-Standards für Lebensmittelsicherheit und Hygiene. „Ein System wie dieses gibt es bislang weder im asiatischen noch im US-Markt. Wir sind damit weltführend im Einzelhandel“, sagt Nikolas Bullwinkel, CEO und Gründer von Circus.
Die Kombination aus Robotik und Kundenorientierung ist ein spannender Schritt hin zu einem zukunftsweisenden, nachhaltigen Einkaufserlebnis.
Lars Klein
Die Rewe-Partnerschaft mit Circus umfasst neben den drei Geräten ein vollständiges Softwarepaket mit Bestellsystemen, Küchensteuerung und KI-gestütztem Produktionsmanagement sowie gemeinsamen Betrieb, Schulungen und Marketingaktivitäten. Erstmals hatte die Circus Group ihren Kochroboter CA-1 Anfang Oktober in der Kantine des Meta-Konzerns in München installiert. Es ist das erste Robotersystem weltweit, das in der Produktionsstätte des Firmenpartners Celestica in industrieller Serienfertigung im chinesischen Souzhou hergestellt wird.

Bei langfristigem Betrieb will Rewe die To-go-Behälter durch Mehrwegsysteme ersetzen
Foto: Circus SE
Blick in die Zukunft
Derzeit kommen die Zutaten noch von Großhändlern und nationalen Partnern. Die italienische Pasta wird vorgegart, schockgefrostet und im Roboter finalisiert. Der Großteil der Komponenten wie Gemüseelemente und Toppings wird täglich frisch ausgetauscht. Bei langfristigem Betrieb strebt Rewe an, Zutaten direkt aus dem eigenen Sortiment zu beziehen. Die Gerichte werden aktuell in To-go-Pappbehältern ausgegeben. Bei Fortführung plant Rewe den Einsatz von Mehrwegbehältern.
Entscheidend für die Zukunft des Projekts werden laut Lars Klein Kundenzufriedenheit, Wiederkäuferquoten und die Wirtschaftlichkeit sein – ob sich der Betrieb auszahlt und die Quadratmeter rechtfertigt, die von der Verkaufsfläche dafür beansprucht werden. Das Ergebnis der Pilotphase bildet die Entscheidungsgrundlage für eine mögliche weiterführende Kooperation. „Die Kombination aus hochmoderner Robotik und unserer Kundenorientierung ist ein spannender Schritt hin zu einem zukunftsweisenden, nachhaltigen Einkaufserlebnis. Im Fokus stehen Akzeptanz, das Feedback unserer Kundschaft und Erfahrungen aus dem Marktalltag“, sagt Lars Klein.

