Eine Frau packt bei Tiktok eine Pistazienschokolade aus – das Video geht viral, Hunderttausende wollen eine Tafel probieren. Die Nachfrage nach Dubai-Schokolade steigt rasant, zeitweise kommt es in Supermärkten sogar zu Engpässen. Klassische Werbung war hier nicht nötig. Die Tiktok-Community selbst machte das Produkt groß.
Dieses Beispiel zeigt, wie aus Content plötzlich Nachfrage wird. Und wenn ein Trend erst einmal an Fahrt aufnimmt, kann er sich weit über die Plattform hinaus in reale Umsätze verwandeln – im Onlinehandel genauso wie im stationären Geschäft.
Neu ist, dass der Verkauf nicht mehr nur über externe Shops laufen muss. Seit Frühjahr 2025 gibt es die Funktion Tiktok-Shop in Deutschland. Tiktok-Shop ist ein sogenanntes„Closed-Loop“-System: Der gesamte Kaufprozess– von der Inspiration bis zum Checkout – findet innerhalb der App statt. Nutzer:innen sehen ein Video, klicken auf das Produkt-Tag und können direkt bezahlen, ohne die Plattform zu verlassen. Für Marken und Händler bietet das neue Chancen: Sie können Trends nicht nur beobachten, sondern unmittelbar in Verkäufe verwandeln.
Mit Tiktok-Trends Regale füllen
Wie das funktioniert, zeigt der Kosmetikkonzern Cosnova mit seiner Marke „Essence“. Standardprodukte, die ohnehin im Einzelhandel im Regal stehen, spielen im Tiktok-Shop keine Rolle. Stattdessen setzt Cosnova auf Produkte, die es nicht im Handel gibt. Ein Beispiel: Trinkbecher, die ursprünglich als Deko für Livestreams vorgesehen waren, hat Cosnova auf Wunsch der Community ins Sortiment aufgenommen und über Tiktok-Shop verkauft. Auch ein Lipgloss-Halter entstand aus dem Feedback der User und war so erfolgreich, dass sogar stationäre Händler anfragten, ob sie das Produkt ins Regal stellen dürfen – ein Beispiel dafür, wie Ideen aus Tiktok-Shop in den klassischen Handel überspringen können.
Sahra Al-Dujaili von Tiktok machte in Düsseldorf deutlich, dass Tiktok-Shop nicht als Konkurrenz zum stationären Handel gedacht ist, sondern als Ergänzung. Standardprodukte laufen weiterhin über den Handel. Der Mehrwert liegt vielmehr in Community-Produkten und Special Editions, die man im Laden nicht bekommt. Gerade diese Differenzierung kann für Händler interessant sein – weil sie Zusatzumsätze schafft, ohne bestehende Vertriebskanäle zu gefährden.
Noch steckt Tiktok-Shop in Deutschland in den Anfängen. Doch die Beispiele zeigen: Was auf Tiktok als Trend beginnt, kann sich über Tiktok-Shop direkt in Verkäufe verwandeln – und im nächsten Schritt auch im stationären Handel ankommen. Wer die Dynamik versteht, kann rechtzeitig reagieren, bevor die Regale leer sind. Denn manchmal reicht ein einziges Video, um eine Nachfragewelle auszulösen, die selbst den Handel überrascht.

