14 oz. hat in Berlin seinen zweiten Multibrand-Store eröffnet, um ein weiteres Mal sportlich-schicke Designerlabes anzubieten, die dem urbanen Trendsetter einen Down-to-Earth-Look bescheren. Der erste Store besteht seit 2008 auf der Neuen Schönhauser Straße im ehemaligen Osten der Stadt. Der am 25. Oktober eröffnete zweite Store befindet sich „tief im Westen“ der ehemals getrennten Stadt, am Kurfürstendamm in Charlottenburg. Sowohl die Inneneinrichtung des neuen Stores als auch das historische Gebäude, in dem er sich befindet, sind an authentischer Historizität kaum noch zu überbieten. Der Store befindet sich im Haus Cumberland, einem imposanten historischen Gebäude, das 1912 errichtet wurde und auf eine wechselvolle Geschichte als Hotel und Sitz verschiedener Verwaltungen zurückblickt. Bis 2003 saß in dem Gebäude die Berliner Oberfinanzdirektion, seitdem stand es bis auf die Geschäfte im Erdgeschoss leer. In diesem Zustand diente das markante Gebäude als Kulisse für mehrere Filme, so für den Film „Die Bourne Verschwörung“ mit Matt Damon und Franka Potente. Seit 2011 wird das Gebäude restauriert und als Wohn- und Geschäftshaus umgebaut. Es werden Eigentumswohnungen gebaut, Büroeinheiten, ein Restaurant sowie fünf Ladengeschäfte.
Die Fassade zum Kurfürstendamm ist inzwischen, genau 100 Jahre nach der Erbauung, nach historischem Vorbild wiederhergestellt, und im Oktober eröffnete mit 14 oz. der erste der geplanten Läden. 8 Meter hohe Decken, mit 600 qm viel Fläche, originale Stuckelemente sowie eine Gewölbedecke boten den Rahmen für eine ganz besondere Ladeneinrichtung. Inhaber des neuen 14 oz.-Stores ist Karl-Heinz Müller, seines Zeichens auch Gründer und Geschäftsführer der Messe „Bread & Butter“. Müller hat keine Mühen und womöglich auch keine Kosten gescheut, den U-förmigen Laden mit echt antiken Möbeln einzurichten. Dies tat er zusammen mit Luis Mock, der Spezialist für Vintage-Möbel ist und in Rott am Inn sein Geschäft „Brocanterie“ betreibt, wo er Historisches und Lifestyliges, teils in sehr großen Formaten, präsentiert. Motto von Mock: „Ich bringe schöne Dinge und Orte zusammen.“ Für 14 oz. hat er einen Coup gelandet und die Archivbibliothek des Wiener Palais Liechtenstein gefunden. Die hohen antiken Holzregale sowie die wunderbar filigranen Metallgeländer, die dem Store nun seine in der Tat einmalige Wirkung verleihen, waren in dem Palais ursprünglich auf drei Räume verteilt. Als die Teile in Berlin ankamen, waren sie nur mehr ein Berg aus Holz und Stahl. Diese Teile wurden von dem Kreativteam, das unter der Federführung des Berliner Architekturbüros S1 stand, zu dem Ladendesign neu zusammengesetzt. Ansgar Schmidt von S1 erzählt: „Mit der Bibliothek war es fast wie mit einem Lego-Kasten. Wir haben die Puzzleteile analysiert und neu zusammengefügt – und so behutsam Altes mit Neuem verbunden.“
Das 14 oz.-Konzept passt hervorragend zum Ambiente des Haus Cumberland.
Karl-Heinz MüllerFiligrane Wendeltreppe
Gleich im Eingangsbereich setzt das überdimensionale Schuhregal, das aus dem alten Bibliotheksregal neu zusammengesetzt wurde, einen besonderen Akzent. Dann fällt der Blick auf die helle filigrane Metall-Wendeltreppe und die Metall-Empore aus der alten Bibliothek, die ebenfalls integriert wurden und dem Laden einen zauberhaften Retro-Touch verleihen. Die massiven historischen Holzmöbel, die den Kassentisch bilden, stammen aus der Universität Lüttich. Als Warenträger dient eine antike französische Juwelier-Vitrine. Hinter dem Kassenmöbel gibt es eine offene Backstein-Wand aus den alten Steinen des Hauses. Historischen Charme verströmen auch die liebevoll gestalteten Umkleiden, die individuell hergerichtet wurden. In der Herrengarderobe überrascht eine aus den USA stammende Zinkdecke voller Ornamente. Bei den Damen sind ehemaligen Post-Kabinen aus Stahl umfunktioniert worden. Rostiges Metall ist hier kombiniert mit rohem Beton und wie aus dem 18. Jahrhundert stammenden verblichenen Tapeten mit Blumenmuster. Der Boden ist ein Fischgrat-Parkett. Zu dem beeindruckenden historischen Ambiente tragen ganz besonders auch die zahlreichen Kronleuchter aus echtem Kristall bei. Die Kristalllüster stammen aus dem Ende des 18. Jahrhunderts und wurden gefertigt in der englischen Manufaktur F. & C. Osler in Birmingham und verbreiten ein schönes, warmes Licht.
Weitere auffällige Leuchten in dem Store sind große, runde Decken- und Stehleuchten, die wie die Leuchten in einem Fotostudio wirken. Ansgar Schmidt: „Bei dem ersten Baustellenfest hatten wir Otto-Leuchten aus dem Studiobereich im Einsatz. Die hatten eine solche Resonanz, dass wir sie leicht modifiziert für den Laden nachbauen ließen.“ So gehen heute im 14 oz.-Store die historischen Kristalllüster, die Otto-Leuchten von Jürgen Heitzer sowie Art-Déco-Leuchten von Radovan Hatluf und Deckenleuchten von Erco eine bemerkenswerte Fusion ein. Einen augenfälligen Loungebereich bildet ein massiver Sofablock von Knoll aus dunklem Leder. Überhaupt ist dieser Store eher als Begegnungsstätte gedacht und nicht wie ein „herkömmlicher“ Store konzipiert. Insgesamt war die Einrichtung des Stores ein Jahr intensiver Arbeit, die Ansgar Schmidt als „Bildhauern“ bezeichnet. Schmidt: „Nur die intensive Zusammenarbeit aller Beteiligten und das gegenseitige Vertrauen ermöglichten ein Projekt wie dieses.“ Bei einem Berlin-Besuch sollte man auf jeden Fall einen Abstecher ins Haus Cumberland einplanen.
Fotos: 14 oz.