Im Rahmen einer Weihnachtsaktion bewarb Amazon letztes Jahr die eigene Smartphone-App für den Preisvergleich. Amazon gewährte dabei jedem Nutzer 5 Prozent Rabatt auf ein im stationären Handel gescanntes Produkt, das Amazon ebenfalls führte und vom Kunden dann bei Amazon bestellt wurde. Das Angebot von Amazon, jederzeit den günstigsten Preis anzubieten, sorgte für Unruhe im US-amerikanischen Handel. Diese Unruhe ging so weit, dass Händler als Retourkutsche den E-Book-Reader Amazon-Kindle aus dem Sortiment nahmen.
Ob sich mit solchen Reaktionen der Trend aufhalten lässt, im stationären Handel Preisvergleiche via Smartphone-App zu machen, erscheint fraglich. Die Ergebnisse einer Studie des Kölner E-Commerce-Center Handel am Institut für Handelsforschung weisen in eine andere Richtung: „82 Prozent der Smartphone-Besitzer haben das Handy bereits zur Informationssuche vor dem Kauf genutzt. 62 Prozent suchen mehrmals im Monat per Smartphone Informationen über Preise, und 34 Prozent der Befragten rufen mehrmals pro Monat im stationären Handel Zusatzinformationen über das Scannen von Codes ab“, nennt Projektmanagerin Judith Halbach die zentralen Ergebnisse.
Apps mit Barcode-Scanner, die den Preisvergleich auf der Verkaufsfläche besonders einfach machen, spielen also bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle. Die meisten Apps mit Barcode-Scanner entstanden auf der Basis bereits bekannter Preisvergleichsportale im Internet, denen Online-Händler ihre Daten oft automatisch schicken, sodass die Preise sofort vergleichbar sind. Diese Preissuchmaschinen wurden an die speziellen Erfordernisse der Smartphones angepasst und als App mit weiteren Funktionen wie einem Scanner erweitert.
Kundenbindungsinstrument
Die Hauptfunktion dieser Apps ist es, im Internet den günstigsten Preis zu finden, damit die Nutzer der App anschließend über den Link der Suchmaschine online bestellen. Denn die Anbieter von Apps für Preissuchmaschinen erhalten eine Provision für einen Verkauf, der durch die Plattformen ausgelöst wird. Zurzeit werden allerdings noch mehr Bestellungen über PCs als über Smartphones durchgeführt. Die Apps gelten deshalb zurzeit auch als eine Art Kundenbindungsinstrument, mit dem die bekannten Preissuchmaschinen die Besucher an sich binden möchten.
Preisvergleiche im Handel mit mobilen Endgeräten stellen eine dynamische Entwicklung dar, die sich nicht aufhalten lässt.
Judith Halbach
Mitentscheidend für den Nutzen einer solchen App ist die erwartete Höhe der Einsparung. So kommen Preisvergleichs-Apps im Bereich Unterhaltungselektronik häufiger zum Einsatz als bei niedrigpreisigeren Sortimenten. Außerdem gilt: Je geringer der Preisunterschied, umso eher sind die Verbraucher bereit, das Produkt direkt vor Ort im stationären Handel zu erwerben. Experten erwarten, dass das Interesse an Preisvergleichen mit der App noch deutlich zunehmen wird, wenn auch die Daten bzw. Angebote der stationären Händler ebenfalls abrufbar und vergleichbar sind. Dabei sind auch schnell wechselnde Sortimente wie beispielsweise im Modehandel grundsätzlich kein Hindernis.
Foto: Barcoo
Die wichtigsten Apps
Die aus dem Internet bekannten Preissuchmaschinen wie guenstiger.de, preissuchmaschine.de, idealo.de, billiger.de, preis.de oder evendi.de haben mittlerweile eigene Apps für Smartphones herausgebracht. Diese verfügen über Funktionen wie den Preisvergleich für Online-Angebote, manche ziehen sogar den stationären, lokalen Handel in den Preisvergleich mit ein. Diese Apps arbeiten mit Barcode-Scanner, um Produkte leicht identifizieren und die passenden Preisinformationen abrufen zu können.
Andere Anbieter bzw. Apps wie Barcoo/Woabi oder Shopsavvy haben von Beginn an direkt auf das Smartphone als Endgerät gesetzt und sind mittlerweile ebenfalls stark verbreitet. Mit diesen Applikationen können nahezu alle Produkte verglichen und weitere Informationen wie Testberichte abgerufen werden. Weitere Preissuchmaschinen: mehr-tanken. de zum Vergleich von Spritpreisen; medizinfuchs.de zum Vergleich der Preise von 180 Versand-Apotheken; hitmeister.de ist eine App, hinter der eine Produktplattform ähnlich wie Amazon und Ebay steht; knausermeister.de ist eine App, die die Preise mehrerer Tausend Online-Shops vergleicht.
Chance zum Dialog
„Preisvergleiche der Kunden per Smartphone-App sind tatsächlich ein Phänomen, das Einzug hält, zum Beispiel bei TVs und Flachbildschirmen. Wir können das Rad nicht zurückdrehen und werden mit dieser Entwicklung leben müssen. Intern besteht deshalb die Vorgabe, mit dieser Entwicklung offensiv umzugehen. Wir sehen solche Situationen als Gelegenheit, um mit den Kunden ins Gespräch zu kommen. Schließlich befinden sie sich in meinem Geschäft, und das zeigt, dass sie prinzipiell bereit sind zu kaufen.
Unser Personal auf der Fläche spricht Kunden, die mit ihrem Mobiltelefon die Barcodes scannen, freundlich an und hilft, wenn gewünscht, sogar beim Preisvergleich, beispielsweise an einem Computer vor Ort, wo dies bequemer als per Handy funktioniert. Natürlich argumentieren wir mit unseren Serviceleistungen. Wir lassen aber auch beim Preis mit uns reden. Diese Form von Flexibilität hat sich bislang als sehr erfolgreich erwiesen.“