Zu den angesagten Top- und Trendzielen des Shopping-Tourismus zählt Chile, das schmale Land an der Pazifik-Küste noch nicht. 22 Stunden dauert die rund 12.500 km lange Flugreise von Deutschland nach Santiago de Chile. 4.300 km lang ist das Land – über verschiedene Klimazonen und 39 Breitengrade hinweg. Das entspricht der Strecke von Bayern München bis ins kommende WM-Land Katar. Von der Fläche her zwar doppelt so groß wie Deutschland, leben in Chile aber nur rund 17 Mio. Menschen, davon rund 5,5 Mio. Menschen in der Hauptstadt Santiago. In vielen Städten Chiles schossen in den letzten Jahren die beliebten Shopping-Center aus dem Boden. Besonders am Sonntag strömen die Santiaguinos in die vollklimatisierten Malls.
Das bekannteste Warenhaus in Stadt und Land trägt den klangvollen Namen Falabella. Der Gründer Salvatore Falabella war ein italienischer Einwanderer aus Genua. 1889 eröffnete der Herrenschneider die erste große Herrenschneiderei Chiles in der Altstadt von Santiago. 1937 schloss sich ihm Alberto Solari an, dessen große Familie noch heute das Unternehmen trägt und prägt. Solari machte die Schneiderei zum Modehaus. Zum Warenhaus wurde Falabella erst 1958, als Haushaltwaren ins Sortiment kamen. Heute ist die Gruppe Falabella einer der größten Händler Südamerikas.
Die jüngste Filialeröffnung feierte Falabella im vergangenen Dezember im 78.000 qm großen Einkaufs-Center Arauco Maipù in der Metropolregion Santiago. 450 Mitarbeiter auf 14.000 qm und drei Verkaufsetagen kümmern sich um die Kunden. Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle. Die „grüne“ Filiale ist ausgestattet mit neuesten Technologien. 60 Solarpanels sorgen für Strom. Die Beleuchtung setzt auf LED-Technik. Ein Recyclingsystem, Regenwassernutzung sowie der Einsatz von Windenergie sind Beispiele für das bereits mehrfach ausgezeichnete Nachhaltigkeitskonzept. Zum Corporate-Social-Responsibility-Programm zählt ein sofort ansprechbares Beschwerdemanagement. Mit einer besonderen Aktion wird die Entwicklung kleinerer Lieferanten gefördert.
Des Weiteren unterstützt das Unternehmen 70.000 sozial benachteiligten Schüler aus 67 Schulen. Das Projekt „Haciendo Escuela“ („Schule schaffen“) läuft schon im 44. Jahr. Zur Förderung gehören Sportprogramme, technische Ausstattungen sowie Schulkleidung. Mit dem Programm „Compartiendo Experiencias“ („Erfahrungen teilen“) werden zu Anlässen wie Muttertag oder Weihnachten über 60-jährige Mitarbeiter eingestellt. Sehr erfolgreich läuft in den Shopping-Malls das Projekt „Bibliotecas Vivas“, „lebendige“ Bibliotheken mit kostenlosem Zugang.
Das umfangreiche Vollsortiment der Warenhäuser kann sich auch im internationalen Vergleich sehen lassen. Bekannte Marken und Mode für Damen, Herren und Kinder, Accessoires, Kosmetik, Schmuck, Elektronik, Haushaltwaren, Sportartikel und Heimausstattung stehen auf den Etagenplänen.
Omni-Channel
Starke Eigenmarken decken vor allem das mittlere Preissegment ab. Das Model Kate Moss, laut Vogue bestangezogene Frau des Planeten Erde, gibt der Eigenmarke „Basement“ ihr Gesicht. Als Imageträger ist auch der amerikanische Musiker Lenny Kravitz mit von der Partie. Hinzu kommen internationale Marken wie Desigual, Replay, Steve Madden, Tous, Elle oder Marmot. Für eine Reihe von Produkten hat Falabella auch die Lizenz zum Produzieren. So darf das Unternehmen die Jeansmarke Lois in eigener Regie designen und nähen.
Eine weitere Säule des Erfolges sind Multibrand-Stores, sei es als eigenständiges Haus, sei es als Corner innerhalb der Warenhäuser oder in den Shopping-Malls. Beispiele sind Benetton, Clarks, Geox, Mac, Mango oder Paco Rabanne. 58 Multi-Brand-Stores gab es Ende letzten Jahres, 35 werden bis Ende 2014 hinzukommen. Falabella steht in Chile auf Platz eins im Marken-Ranking.
In der Werbung zieht Falabella alle Register. Omni-Channel, also präsent sein in und mit allen Kanälen, ist das Schlüsselwort. Neben dem Online-Verkauf kann der Kunde auch per Katalog, Telefon und Smartphone sowie per Falabella-TV bestellen – das Programm „Club Falabella“ läuft 24 Stunden. Falabella setzt auch auf Social Media. Immerhin knapp 40 Prozent der Chilenen sind jünger als 25 Jahre. Im letzten Sommer durchbrach Falabella bei Facebook die Milionenmarke. Heute hat der Auftritt bereits 1,4 Mio. Fans und damit die größte Community des Landes. Getwittert wird natürlich auch. Zu Anfang des Jahres animierte Falabella seine Kunden, sich zu den Angeboten der Liquidacion, des Schlussverkaufes zu äußern. Verlost wurden drei Einkaufsgutscheine in nennenswerter Höhe. Auf Youtube hat Falabella 311 Videos eingespielt mit 5,3 Mio. Views.
Vor der Zeit der virtuellen Kundenbindung hat sich Falabella schon früh um den „klassischen“ Kundenkontakt gekümmert. Bereits 1980 brachte das Unternehmen die erste Kunden-Kreditkarte im Handel auf den Markt. Heute sind über 4 Mio. der grünen Plastikkarten im Einsatz. Knapp 60 Prozent der Einkäufe werden bei Falabella in Chile schon per Karte beglichen.
Die Zeichen der Zeit stehen bei dem Warenhaus mit der optimistischen Firmenfarbe Grün auch in Zukunft auf Expansion. 2012 wurden 11 neue Häuser in den 4 Ländern, in denen Falabella aktiv ist, ins Rennen geschickt. Noch in diesem Jahr werden zwei neue Häuser in Shopping-Malls eingeweiht. In den letzten fünf Jahren hat Falabella die Zahl und den Umsatz seiner Warenhäuser verdoppelt. In den nächsten vier Jahren sollen 45 neue Läden hinzukommen.
Weitere Informationen: www.falabella.com
Falabella Gruppe
Geschäftszweige: Warenhäuser (Falabella), Supermärkte (Tottus), Baumärkte (Sodimac), Finanz- und Bank-Dienstleistungen, Reisebüros, Immobilien (Malls).
Umsatz (netto) 2011: 9,9 Mrd. US$
Verkaufsfläche: 1,76 Mio. qm
Zahl der Filialen: 278
Mitarbeiter: 84.000 (Kopfzahl)
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Falabella Warenhaus:
Umsatz (netto): 3,66 Mrd. US$ (Verkaufsfläche 493.300)
Zahl der Filialen: 86 (Chile 42, Peru 19 seit 1995, Kolumbien 14 seit 2006, Argentinien 11 seit 1993)
Mitarbeiter: 28.600 (Kopfzahl)
Falabella Immobilien (Real Estate): 16 Malls (darunter 4 in Peru), 14 Power-Center (7 in Peru)
Vermietete Fläche: 1,6 Mio. qm