Energieberatung zahlt sich für Supermärkte aus | stores+shops

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Das Edeka-Frische-Center Hieber in Bad Krozingen arbeitet mit einer CO2-Gewerbekälteanlage (Foto: Hieber)

Energieberatung zahlt sich für Supermärkte aus

Eine professionelle Energieberatung bringt dem Handel sowohl für Neubauten als auch für bestehende Verkaufsflächen Vorteile – von der Senkung des Energieverbrauchs über die Optimierung der technischen Systeme bis hin zu öffentlichen Fördermitteln.

Um die Verringerung von CO2-Emissionen zu beschleunigen, hat die Bundesregierung durch verschiedene Gesetze Anreize in Form von Zuschüssen und zinsgünstigen Darlehen für energiesparende Technologien geschaffen, von denen energieintensive Handelsbranchen wie der Lebensmittelhandel profitieren können. Eine integrierte Anlagenplanung bei Neubauten und technische Optimierungsmaßnahmen bei bestehenden Gebäuden sind wirkungsvolle Instrumente, um die Energiekosten zu reduzieren. Gleichzeitig führen diese Maßnahmen auch zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen, erfüllen damit die politische Zielsetzung und die Voraussetzungen für Förderungsmaßnahmen.

Bei Rewe Lenk in Sprockhövel dienen LED-Lampen als Beleuchtung der 27 Meter langen Mopro-Regalfront. (Foto: Michael E. Schramm)

Bei Rewe Lenk in Sprockhövel dienen LED-Lampen als Beleuchtung der 27 Meter langen Mopro-Regalfront. (Foto: Michael E. Schramm)

Um den Betrieb eines Supermarktes so energiesparend wie möglich zu gestalten, um die Sparpotenziale bei der Energiebeschaffung auszuschöpfen und in den Genuss der öffentlichen Förderprogramme zu kommen, holen Händler immer häufiger externe Spezialisten ins Boot. So hat die Bochumer Familie Lenk schon bei der Planung ihres im Februar 2012 eröffneten neuen Supermarktes in Sprockhövel den Energieberater Dipl.-Ing. Andreas Pries mit ins Boot geholt. Pries ist Inhaber des Ingenieurbüros Genesis in Rhede und hat für den Supermarkt eine integrierte Lösung aus Kälte- und Klimatechnik entwickelt. Bei der zentralen Kälteversorgung der Kühl- und Tiefkühlmöbel (Celsior/ Linde) kommt eine transkritische CO2-Anlage zum Zuge. Diese ist über ein Wärmerückgewinnungssystem mit der Heizungstechnik des Hauses gekoppelt und führt so zu hohen Energieeinsparungen. Eine konventionelle Heizungsanlage ist nicht vorhanden. Zum sparsamen Umgang mit Energie tragen außerdem die durchweg mit hochisolierten und entspiegelten Glastüren ausgestatteten Kühl- und Tiefkühlmöbel bei. Als Beleuchtung der insgesamt 27 Meter langen Mopro-Regalfront dienen integrierte LED-Lampen, die eine gleichförmige und helle Warenpräsentation ermöglichen. Die gesamte Lösung hat Effizienzvorteile und amortisiert sich durch erheblich niedrigere Folgekosten. Außerdem wurde sie staatlich gefördert.

Ein ähnliches Anlagenkonzept hat auch das Edeka-Frische-Center Hieber in Bad Krozingen mit Hilfe des Ingenieurbüros Genesis realisiert. Erleichtert wurde die Investition in eine CO2-Gewerbekälteanlage durch einen öffentlichen Zuschuss von 25 Prozent zu den Kosten der Anlage. Weitere 35 Prozent Fördermittel gab es für die Wärmerückgewinnung. Wie bei Lenk und Hieber hat das Ingenieurbüro Genesis seit seiner Gründung 2001 über 600 Handelsbetriebe in Sachen Energieoptimierung beraten.

Oft falsch eingestellt

Gegenüber anderen Gebäuden, bei denen es vor allem auf Wärmedämmung und Heizenergieoptimierung ankommt, folgt die Energieoptimierung im Handel eigenen Gesetzen. „Die Gebäudehülle spielt, bis auf wenige Ausnahmen, eigentlich kaum eine Rolle”, sagt Andreas Pries. „Die Energieverbraucher im Handel sind in erster Linie die Kältetechnik und die Beleuchtung, der Rest entfällt auf Belüftung und andere kleine Verbraucher. Hinzu kommen Gaskosten.” Als große Kostentreiber entpuppen sich laut Pries bei bestehenden Flächen oft falsch eingestellte Anlagen. Bei der Beleuchtung seien heute durch LED-Systeme als Verkaufsraumbeleuchtung Stromeinsparungen von 40 Prozent möglich. Pries: „LED werden zweifellos zum Standard.”

Rewe Lenk ließ für den Markt in Sprockhövel eine integrierte Lösung aus Kälte- und Klimatechnik entwickeln. (Foto: Michael E. Schramm)

Rewe Lenk ließ für den Markt in Sprockhövel eine integrierte Lösung aus Kälte- und Klimatechnik entwickeln. (Foto: Michael E. Schramm)

Die Arbeit von Energiefachleuten wie Pries beginnt mit einer detaillierten Analyse des Ist-Zustandes aller Energieverbraucher im Markt. Dafür werden alle Daten und Einstellungen der technischen Komponenten ermittelt. Bei den Messungen an den technischen Anlagen stelle man immer wieder fest, dass bereits mit wenigen Einstellungen und dem Austausch einzelner Komponenten „viel erreicht wird”.

Einen wesentlichen Einfluss auf den Energieverbrauch hat auch die Wartungsqualität. Pries: „Bei guter Pflege lässt sich auch eine zehn Jahre alte Kälteanlage wirtschaftlich betreiben, und halten wird sie auch 20 Jahre.” Allerdings sei das nicht zu pauschalisieren, sondern müsse immer im Einzelfall geprüft werden. So wurde unlängst im Boni-Center in Witten die alte Kälteanlage komplett ersetzt. „In diesem Fall war das interessant”, sagt der Diplom-Ingenieur. „Bei den erzielten rund 40 Prozent Energieeinsparung amortisiert sich die Investition nach etwa sieben bis acht Jahren.” Grenzen setzt der Laufzeit älterer Anlagen indes die ab dem 1. Januar 2015 vorgeschriebene Ablösung des Kältemittels R22. Hier ist laut Pries bei vielen Anlagen aufgrund des hohen Alters ein alleiniger Austausch des Kältemittels nicht sinnvoll, dann ist eine neue Anlage gefordert. Neben allen technischen Fragen wird im Rahmen der Beratungsprojekte auch geprüft, ob es wirtschaftliche Alternativen der Energiebeschaffung gibt. Durch bundesweite Ausschreibungen werden günstige Energieanbieter ermittelt.

Eigener Trafo

Ein weiteres Optimierungspotenzial ergibt sich oft durch eine eigene Mittelspannungsversorgung. So ist es in den meisten – nicht in allen – Versorgungsgebieten oft erheblich günstiger, einen eigenen Trafo für Mittelspannung zu installieren, statt den Strom als Niederspannung direkt aus dem Netz zu beziehen. Zwar kostet ein solcher Trafo zunächst rund 30.000 Euro, die sich aber über den niedrigeren Strompreis (Netzentgelte) amortisieren. Beim Anmieten neu errichteter Märkte kann der Händler auch mit dem Vermieter verhandeln, dass dieser die Trafo-Kosten trägt, da sie in Relation zur Gesamtinvestition nicht groß ins Gewicht fallen.

Richtig interessant wird es bei der Prüfung, ob die am Ende des Projektes letztendlich realisierten Energie- und damit CO2-Einsparungen vom Staat belohnt werden. Sowohl für neu erbaute als auch für bestehende Märkte stellt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) eine ganze Reihe von Förderprogrammen bereit. Andreas Pries nennt das Beispiel eines neuen Verbrauchermarktes, der für seine energetisch optimale Kälteanlage bei einer Gesamtinvestition von rund 500.000 Euro einen Zuschuss von 125.000 Euro erhielt.

Checkliste: Typische Energieberatungs-Leistungen

  • Förderungsanträge prüfen und stellen
  • Energieberatung nach VDI 3922
  • Bestandsaufnahme vor Ort
  • Überprüfung von Lastgängen
  • Ermittlung von Kennwerten und Benchmarks
  • Ermittlung der Einsparpotenziale
  • Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen
  • Ermittlung der Umweltentlastungen 
  • Unterbreitung konkreter Maßnahmenvorschläge
  • Angebote einholen und prüfen
  • Mitwirkung bei der Auftragsvergabe
  • Überwachung der Umsetzung von Maßnahmen
  • Optimierung der Wartungsverträge
  • Energielieferverträge prüfen
  • Energielieferverträge ausschreiben
  • Erstellung von neutralen Preisvergleichen
  • Energielieferverträge optimieren 
  • Stromsteuer- und EEG-Ermäßigungen prüfen

Interessant ist auch die im Oktober 2012 eingeführte Förderung für sogenannte „Querschnittstechnologien”. Dafür muss ein Handelsunternehmen in einem Markt zwei verschiedene bestehende energetische Anlagen „systemisch optimieren”, also beispielsweise die Beleuchtungsanlage und Komponenten der vorhandenen Kälteanlage. Die Höhe der Zuschüsse ist hier nach der erzielten Energieeinsparung gestaffelt. Bei einer Einsparung von 25 Prozent gibt es 20 Prozent Zuschuss, bei einer Einsparung von 35 Prozent sogar 30 Prozent. Pries: „Ersetzt man die alte Beleuchtung durch LED-Technik, hat man den Energieverbrauch der Beleuchtung ganz schnell um 50 Prozent gesenkt.”

Sogar die Energieberatung selbst wird gefördert. Dafür gibt es zwei Programme: Eine erste „Initialberatung” wird mit 80 Prozent der Kosten bezuschusst, eine „Detailberatung” mit 60 Prozent. Allerdings gibt es diese Fördermittel nur für KMU (kleine und mittlere Unternehmen), zu denen aber die meisten selbstständigen Händler zählen. Und: Die förderwürdigen Beratungskosten sind bei 1.280 Euro bei der Initialberatung und bei 4.800 Euro für die Detailberatung gedeckelt. Selbst ohne alle Zuschüsse sprechen die Resultate einer sauber durchgeführten Energieberatung und -optimierung nach den Erfahrungswerten des Ingenieurbüros Genesis für sich: Für ältere und auch für neuere Gebäude bestehen Einsparpotenziale von teilweise über 30 Prozent der gesamten Energiekosten.

Fotos: Hieber (1), Michael E. Schramm (2)

„Optimierung findet selten statt“

Dipl.-Ing. Andreas Pries vom Ingenieurbüro Genesis über die kritischen Punkte der Energieoptimierung von Verkaufsflächen.

Was sind aus Ihrer Praxiserfahrung die typischen unnötigen Stromfresser in bestehenden Handelsobjekten, die mit relativ wenig Aufwand zu beheben sind?

Grundsätzlich sollte immer geprüft werden, ob technische Anlagen sich im Dauerbetrieb befinden. Technische Anlagen sollten nur so lange wie erforderlich eingeschaltet werden. Bei den Kühlmöbeln sollte geprüft werden, ob alle Kühlmöbel außerhalb der Öffnungszeiten auch abgedeckt sind.

Wenn schon einzelne technische Eingriffe bei bestehenden Anlagen zu nennenswerten Stromeinsparungen führen, fragt man sich, ob das nicht bei der Wartung hätte auffallen können.

Nach unseren Erfahrungen bezieht sich die Wartung nur selten auf Funktionen der Anlagen. Es wird zum Beispiel selten geprüft, ob die Stellantriebe der Lüftungsanlage in Abhängigkeit von Temperaturänderungen auch korrekt funktionieren. Oder ob bei den Kühlmöbeln die Nachtrollos in Funktion sind. Beides führt bei Mängeln zu deutlich höheren Energiekosten.

Wird es bei neuen und nach dem heutigen Stand der Technik ausgerüsteten Supermärkten mittelfristig überhaupt noch Ansatzpunkte zur Energieoptimierung geben?

Grundsätzlich kann nicht davon ausgegangen werden, dass neuere Supermärkte keine Einsparpotenziale haben. Die eingebauten Komponenten entsprechen in der Regel zwar dem neuesten technischen Standard, aber eine Optimierung der Einstellungen findet selten statt. So stimmt sich zum Beispiel der Lüftungsbauer nur selten mit dem Kältebauer ab. Bei neueren Supermärkten sind nur die Investitionen geringer, um Energieeinsparungen zu erzielen.

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