Der Marktanteilszuwachs bei den Lebensmitteldiscountern hat den Wettbewerbsdruck für die Supermärkte noch einmal verschärft. Also gilt es für die Lebensmittel-Vollsortimenter, das Erlebnis von Frische und Warenqualität noch stärker zu fokussieren. Die Kühlbedientheken stehen hier als Profilierungsinstrument ganz weit vorn. Die Herausforderung, ein Mehr an Frische-, Sortiments- und Servicekompetenz sinnlich erlebbar zu machen, findet auch in der neuesten Kühlthekengeneration ihren Niederschlag.
Eine moderne und ansprechende Präsentation spielt dabei eine tragende Rolle. Derzeit favorisiert der Handel schlichte, schnörkellose Kühltheken mit klaren, geraden Glasaufbauten. Stützenlose Glasaufsätze erlauben eine hundertprozentige Wareneinsicht. Der Fokus liegt auf der Ware, die überbordende Materialvielfalt an und in der Theke weicht zugunsten ruhigerer Materialien und zurückgenommener Farbigkeit, und bei den Fronten werden vor allem „ehrliche“ Materialien wie Beton, Holz und Schiefer nachgefragt, fasst Aichinger-Vertriebs- und Marketingleiter Günter Muth die aktuellen Design-Trends zusammen. Epta bestätigt das Bestreben des Handels nach individueller Inszenierung und stellt auch einen Trend zu natürlichen Materialien fest. Das Unternehmen belieferte beispielsweise den Edeka-„Zukunftsmarkt“ Reichelt in der Berliner Clayallee mit neuen Bedienungstheken, die mit einer Holzverkleidung versehen sind. Auch Heinrich Arter, Geschäftsführer der Schweizer Jegen AG, beobachtet eine steigende Nachfrage nach Dekoren mit Holzoptik.
Zudem tendiere der Handel verstärkt dazu, Highlights aus dem Frischessortiment besonders zu akzentuieren, beispielsweise durch runde Thekenelemente. Sie unterbrechen optisch die klassische Wandreihung und ziehen die Aufmerksamkeit der Kunden auf sich. Die Kühltheke als Herzstück der Supermärkte muss sich insgesamt nahtlos in das individuelle Storedesign einfügen. Der österreichische Kühlmöbelspezialist Hauser zum Beispiel bietet allein rund 200 Ausführungsvarianten an, um die Individualitätsansprüche seiner Handelspartner zu befriedigen.
Geht es um das technische Innenleben der Kühlthekenmodelle, so „ist und bleibt die Energieeffizienz ein zentraler Faktor“, berichtet Joachim Dallinger, Leiter Produktmanagement & Marketing bei Epta. Marktbetreiber achten verstärkt auf energieeffiziente Lösungen, die zum Beispiel mit LED-Beleuchtung oder EC-Ventilatoren ausgestattet sind. Die zentrale Forderung lautet: Die Ware muss absolut frisch bleiben und Abschriften sollen minimiert werden. Dies gewährleisten speziell konzipierte Verdampfer, die das Austrocknen der Ware in der Kühltheke verhindern. Neue, besonders große Verdampfer sorgen dabei für höhere Verdampfungstemperaturen und arbeiten damit gegenüber herkömmlichen Systemen zudem energieeffizienter.
Die hohe Aufmerksamkeit, die der Handel dem Thema Frische-Vermarktung allgemein zollt, führt auch zu neuen Platzierungsideen – beispielsweise als Inseln, die das gesamte Ladenlayout auflockern und einen lebendigen Marktcharakter schaffen. Bei längeren Marktöffnungszeiten mit weniger Personaleinsatz lassen sich die Bedientheken in der Insel kurzfristig in eine SB-Theke umwandeln. Gleichwohl bleibt die klassische Platzierung im hinteren Teil des Marktes vor allem unter funktionalen Aspekten wie Anlieferung und fortwährender Bestückung der Standard. Schließlich müssen frisches Fleisch und Fisch für die Einhaltung der Kühlketten sowie der strengen Hygieneanforderungen in der Nähe von Vorbereitungsbereichen und Kühlzellen verbleiben. Bei längerem Transport der Waren durch den Markt besteht die Gefahr, dass die Kühlkette unterbrochen wird.
Temperaturstabilität
Doch nicht nur unnötige Transportwege durch den Markt gefährden die Temperatursicherheit bei sensiblen Frischenwaregruppen. Je nach Produktgruppe darf nach der HACCP-Richtlinie ein bestimmter Maximalwert in der Kühltheke nicht überschritten werden. Eine Unterschreitung der Minimal-Temperatur kostet dagegen unnötigen Energieverbrauch. Mit einem neuen Modellprojekt will Aichinger hier für mehr Transparenz sorgen. In Kooperation mit Edeka Schuler in Dietenhofen veröffentlicht das Unternehmen jetzt erstmals die laufenden Mess- und Verbrauchswerte seiner Kühlthekenserie „Sirius3“ im Betrieb beim Handelspartner Schuler. Diese werden im Vier-Stunden-Rhythmus aktualisiert und können von interessierten Händlern online (www.sirius3.de) abgerufen werden. Zur exakten Messung der Energiedaten wurde für die Thekenanlage eine eigene Verbundanlage mit separatem Stromzähler installiert. Auch Hauser hat sich dem Thema Temperaturstabilität gewidmet und zur EuroShop eine Vitrinen-Serie mit optimierten Werten vorgestellt.
Ein „Dauerbrenner“ bleibt in der Kühltheke natürlich das Thema Hygiene – und Edelstahl daher bevorzugter Baustoff. In Epta-Modellen sorgen zudem Silberionen-Beschichtungen, die direkt in den Kunststoff eingebracht werden und auch alle Auslagen und luftführenden Teile umgeben, für eine antibakterielle Wirkung. Bei der Investition in neue Kühltheken sollte der Handel zudem darauf achten, dass sich beispielsweise die Glasaufsätze mit Flügelscheiben leicht öffnen lassen und alle hygienekritischen Bauteile wie Zu- und Rückluftgitter, Edelstahlfilter und Einlegeböden leicht entnehmbar sind. In der Thekenwanne darf es keine Nahtstellen geben, da sich Mitarbeiter hier leicht verletzen und sich Keime bilden können. Eine Alternative zur Spezialbeschichtung bietet aus Sicht von Aichinger der Einsatz von UVC-Licht im Umluftkreislauf. Es schädigt das Erbgut von Keimen und minimiert so deren Vermehrung.
Fotos (4): Aichinger (2), Hauser (1), Schweitzer AG/Interstore (1)
Energiekosten: Einsparpotenziale
Im Food-Handel fallen jährlich knapp 63 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche für Energie an, 41 Prozent davon allein auf die Kühlung.
Angesichts der steigenden Energiekosten bleibt die Bereitschaft, in energieeffiziente Anlagen zu investieren, auf einem konstant hohen Niveau bei 80 Prozent der vom EHI befragten Händler. In der Plus-/Minuskühlung liegen die Optimierungsreserven zwar vor allem im Bereich der Verbundkälteanlagen, an die die Kühltheken angeschlossen sind. Dennoch tragen energieeffiziente Kühlmöbel im Zusammenspiel mit der Verbundanlage ebenfalls zur Senkung des gesamten Energieverbrauchs bei. Kühltheken werden zunehmend mit leistungsfähigen Energiesparlüftern ausgestattet. EC-Ventilatoren sollen je nach Anlage und Marktkonzept eine Energieeinsparung bis zu 70 Prozent ermöglichen. Große Verdampfer sowie neuartige Luftschleier beeinflussen die Energiebilanz der Kühltheken ebenfalls positiv. Bei integrierter Beleuchtung hat sich in den neuesten Kühlthekenfabrikaten zudem energiesparende LED -Technik durchgesetzt.
Weitere Informationen: http://www.ehi.org/geschaeftsbereiche/medien/studien