Kosmetika, klein und hochwertig, sind beliebte Beute von Ladendieben. Nicht zuletzt deshalb wurden Stores in der Vergangenheit meist so gestaltet, dass sich vom Eingang aus die ganze Fläche überblicken ließ. Natürlich soll dies auch den Kunden Orientierung verschaffen. Auf einen Blick wird alles sichtbar – aber auch alles preisgegeben. Der Düsseldorfer Douglas-Store auf der Kö steht für einen Paradigmenwechsel: Er ist in einzelne Räume gegliedert. Die Kunden können auf Entdeckungsreise gehen. „Für den Zielkauf ist das Internet da. Stationäre Stores müssen Inspiration, Information und gute Beratung bieten“, argumentiert Karl Schwitzke vom für das Konzept verantwortlichen Designbüro Schwitzke & Partner, Düsseldorf. In Bezug auf die Sorge um steigende Inventurdifferenzen sagt er: „Es muss gegengerechnet werden, was man zugunsten der Sicherheit an möglichen Verkäufen verschenkt.“

„Wahrnehmungs-Pakete“ schnüren

Mit Raumteilern kann der Handel „Wahrnehmungs-Pakete“ schnüren, auf die sich der Konsument besser konzentrieren kann. Produktsegmente lassen sich differenzieren, Marken herausstellen und Themen zuspitzen, abgeschirmte Verweilzonen bieten Ruhe und Entspannung. Weiterer Vorteil gegenüber offenen Flächen, so Karl Schwitzke: „Bei dieser Präsentationsform steht mehr Wandfläche zur Verfügung, somit kann flexibler mit der Warendichte gespielt und diese erhöht werden, ohne dass sie zu dicht wirkt.“ Manchmal sind Trenn-Elemente auch einfach dazu da, den Blick zu stoppen und die Aufmerksamkeit der Kunden zu lenken. Wichtig ist, bewusst mit Blickachsen umzugehen.

Rustikale Raumteiler im Modehaus Mohr in Dollern (Foto: MAI Messerschmid)

Rustikale Raumteiler im Modehaus Mohr in Dollern (Foto: MAI Messerschmid)

Und wie werden Räume am besten gegliedert? MAI Messerschmid Architekten und Innenarchitekten plante den Umbau der Herren-Abteilung des Modehauses Hafner in Straubing im November 2013. Anzüge, Hemden und Hosen erhielten jeweils einen Raum. Nicht nur, weil es sortimentsbezogen perfekt passte. Die Fläche des organisch gewachsenen Modehauses setzt sich aus drei nebeneinanderliegenden Häusern zusammen, diese Struktur griff Jochen M. Messerschmid auf: „Ich bin ein Freund davon, natürliche Raumgliederungen zu erkennen und ablesbar zu machen.“ Anhaltspunkte seien beispielsweise unterschiedliche Deckenhöhen oder Stützen im Raum. Ohne anmaßend sein zu wollen, nennt Messerschmid die Bildhauer-Arbeiten von Michelangelo als das große Vorbild. Dieser erkannte die Figur in einem Natursteinblock und legte sie frei. Analog dazu begibt sich der Stuttgarter Architekt auf die Suche nach Raumstrukturen. Wie aber geht er vor, wenn der Grundriss eines Stores rechteckig, praktisch, gut ist? „Dann müssen Gliederungen hinein, die den Raum aufbrechen, die bewusst anders und spannend sind. Letztlich sind die Entscheidungen aber immer zu 100 Prozent projektbezogen zu treffen. Es kann auch mal richtig sein, mehrere hundert Quadratmeter ohne Trennung zu belassen.“

Vielfältige Lösungen

Raumteiler können reine Highlight-Möbel sein, Ware präsentieren oder informieren. Das Spektrum möglicher Raumteiler ist vielfältig wie nie, zumal materialseitig die Möglichkeiten geradezu explodieren (vgl. stores+shops 6/2013 und 1/2014). „Print your vision on wood“ hieß es beispielsweise am EuroShop-Stand von Studio 1876 by Heckewerth, Hiddenhausen. Der Spezialist in Sachen Holzveredelung, der auch Möbelteile fertigt, druckt individuelle Ideen auf Holz.

Die Waterwall, die es auch als Watedoor und Waterring gibt, ist nach wie vor ein spektakuläres Gestaltungselement. (Foto: as systems)

Die Waterwall, die es auch als Watedoor und Waterring gibt, ist nach wie vor ein spektakuläres Gestaltungselement. (Foto: as systems)

„Riech an mir“ stand auf Holzwerkstoffplatten, die Organoid Technologies (Vertrieb: Kreos, Bad Wurzach) in Düsseldorf präsentierte und die als innovatives Material im Ladenbau eingesetzt werden können. Almheu, Rinde, Rost, Birke, Rosen und Einiges mehr – die Oberflächen behalten ihren Eigengeruch, wenn sie natürlich belassen bleiben und werden damit dem Trend zum Sinneserlebnis beim Einkaufen gerecht.

Das Unternehmen as systems aus Markt Einersheim sorgte mit seinen Wasserwänden schon auf der EuroShop 2011 für Furore und entwickelte diese weiter. Bei der „Graphic-Waterwall“ können einzelne Düsen PC-gesteuert so geöffnet werden, dass Bilder, Schriften und Informationen in Form von fallendem Wasser entstehen. Mit der Wassertechnik können zudem weitere Medien wie Multimedia, Musik, Licht, Nebel oder Duftelemente kombiniert werden. Auch lassen sich die „Wände“ nicht nur gerade, sondern ebenso mehrreihig, gebogen oder kreisrund realisieren. Neueste Innovation ist die „Waterdoor“, ein automatisch öffnender Wasservorhang, der Besucher trockenen Fußes, aber mit Abenteuer-Feeling in den nächsten „Raum“ gelangen lässt. Die transparenten Raumteiler sind nicht nur optisch und sensorisch ein Erlebnis, sie sind zugleich Klimaregulator.

Stetiger Motivwechsel

Vom Wasser zum Licht: Pixlip, Langenfeld, spezialisiert auf Licht-Wandsysteme, stellte mit „Pixawall“ ein neues Shopfitting-System vor, das sich ebenfalls als Raumteiler einsetzen lässt. „Shops sind zunehmend temporäre Installationen, mehr Marktstand oder Wanderzirkus als festgefügtes Ladengeschäft mit einer über Jahre klaren Linie“, heißt es im Produktkatalog. Bei Pixawall werden stabile Aluminiumprofile mit brillanten Digitaldrucken auf textilem Trägermaterial kombiniert und mittels High-Power-LED-Modulen schattenfrei hinterleuchtet.

Modulare Wand- und Leuchtelemente lassen sich zu großformatigen Bilderwelten zusammensetzen, Tablare, TV-Halterungen, Brillenablagen u.a. variabel einhängen. Oder man lässt die Produkte mit magnetischen Halterungen hinter dem Textildruck scheinbar schweben. Die Motive können jederzeit gewechselt werden: Anbauteile aushängen, alten Druck herausziehen, das neue Motiv mit der Gummilippe in den Rahmen drücken, fertig. Auch die Profile selbst sind veränderbar: Sie können foliert werden und so eine Vielzahl an Farben und Oberflächen aufweisen, ob Schlangenleder-, Marmor- oder Neon-Optik.

Raumteiler bei Al Savani in der saudi-arabischen Stadt Dschidda (Foto: Schwitzke)

Raumteiler bei Al Savani in der saudi-arabischen Stadt Dschidda (Foto: Schwitzke)

Das System „addcube“ der ID4 Markenagentur, Darmstadt, ist ebenfalls auf eine wechselnde Kundenansprache ausgerichtet. Aus den frei konfigurierbaren Cubes lassen sich beliebig große, frei stehende Displays zusammenstellen, die verschiedene Möglichkeiten bieten. Offene Würfel fungieren als Regal, mit einer Tür verschlossen bieten sie unsichtbaren Stauraum, und mit einer Plakattasche auf der Front werden sie zum Blickfang. Die Plakattaschen sind an nicht sichtbaren Magneten befestigt. Poster, die preisgünstig im Rollenoffsetdruck mit Motiven nach Wunsch bedruckt werden, werden einfach eingelegt. Wie bei einem Puzzle ergeben sie im Zusammenspiel mit den anderen Cubes das große Ganze. Was eben noch Berliner Mauer war, ist kurze Zeit später Strand-Szenerie. Oder die neueste Werbekampagne wird vorgestellt. Hinter der Folie sehen die Plakate hochwertig aus. „Print ist nicht out“, ist André Niehues vom Vertriebsbüro West von addcube überzeugt.

Textiler Raumteiler im Brüsseler Store der Modemarke Scabal; Realisierung: apartment91 (Foto: Blocher Blocher Shops/Nikolaus Kolisius)

Textiler Raumteiler im Brüsseler Store der Modemarke Scabal; Realisierung: apartment91 (Foto: Blocher Blocher Shops/Nikolaus Kolisius)

Veränderbarkeit hieß auch das Leitmotiv des EuroShop-Messeauftritts von Vizona, Weil am Rhein. Semitransparente Raumteiler sorgten durch Bewegung im Hintergrund und das Spiel aus Licht und Schatten für eine ständig wechselnde Wahrnehmung, auch die Winkelstellungen von Wänden ließen sich verändern und gaben dadurch immer wieder neue Ein- und Ausblicke frei.

Ein- und Ausblicke: Dafür sind Vorhänge wie gemacht. Laut Trendforscherin Lidewij Edelkoort erleben diese aktuell ein Comeback. „Aber nicht am Fenster, sondern im Raum.“ Das kann Lene Schendler von apartment 91, Textil-Spezialist aus Stuttgart, nur bestätigen: „Mit den zeitgemäß glatten Oberflächen harmonieren textile Raumteiler besonders gut.“ Textiles Material kann verschiedene Formen annehmen: weich und anschmiegsam, aber auch störrisch oder technisch-metallisch. Der Transparenz-Grad lässt sich variieren, Überlagerungen erzielen spannende Effekte. Zudem lässt sich ein Vorhang spontan verändern, einzelne Bereiche können augenblicklich geteilt und wieder zusammengeführt werden. Je nach Stoffbeschaffenheit hat diese Art Raumteiler darüber hinaus eine akustische Wirkung. „Wir bieten unterschiedliche, individuell entwickelte raumtrennende Systeme an“, erklärt Lene Schendler und zählt auf: „Vorhänge, Stoffbespannungen, gepolsterte Elemente, Kettenglieder-Vorhänge, mit Bändern umwickelte Rahmen oder über die gesamte Raumhöhe gespannte Gurte.“

Fotos (5): as systems (1), Blocher Blocher Shops / Nikolaus Kolisius (1), ID4 Markenarchitektur (1), MAI Messerschmid (1), Schwitzke (1)

Raumteiler-Hersteller

apartment 91: www.apartment91.com
as systems: www.as-systems.com
ID4 Markenagentur: www.addcube.de
Pixlip: www.pixawall.com
Studio 1876 by Heckewerth: www.studio1876.de
Vizona: www.vizona.com