Die Verpackungen müssen im Handel ganz unterschiedliche Anforderungen erfüllen: Am Point of Sale (POS) ist es wichtig, dass die Verpackungen einfach und schnell im Regal zu verräumen sind und eine attraktive Warenpräsentation bieten. Die Transportverpackung muss als handelsgerechte Regalverpackung (Shelf Ready Packaging bzw. SRP) leicht, ohne Hilfsmittel und mit nur einem Handgriff zu öffnen sein. Zudem sollten die Produkte für den Kunden gut sichtbar sein. Marketingaspekte stehen am POS im Vordergrund. Eine effiziente Handhabung für die Verräum-Kräfte ist ebenfalls bedeutend.
Abstimmung erforderlich
Die Basis dafür ist, dass die Produkte am POS zur richtigen Zeit verfügbar sind, und zwar in einem unbeschadeten Zustand. Hierfür sind effiziente Prozesse in der Logistik notwendig. Daher ist es immens wichtig, dass die logistischen Kriterien bei der Verpackungswahl nicht außer Acht gelassen werden. Die Verantwortlichen aus Marketing, Vertrieb und Produktentwicklung sollten stärker dafür sensibilisiert sein, dass zusätzlich zu den Erwartungen am POS auch die logistischen Kriterien der Verpackung absolut notwendig und unbedingt einzuhalten sind.
Studie zur Harmonisierung
Mit der Studie „Verpackungsanforderungen 2015“ hat das EHI Retail Institute einen aktuellen Anforderungskatalog veröffentlicht. Diese bietet einen Überblick des Status quo der Kriterien in der Handelslogistik, sensibilisiert für die Notwendigkeit der Einhaltung, zeigt Bereiche mit konfliktären Ansprüchen zu den Maßstäben am POS auf und kann so zur Harmonisierung der Forderungen am POS einerseits und in der Logistik andererseits beitragen.
Abdeckung: leicht offen vs. befestigt
Die unterschiedlichen Interessenslagen führen nahezu zwangsläufig zu konfliktären Anforderungen. Am POS muss die regalfertige Verpackung (SRP) für eine effiziente Verräumung einfach, schnell, ohne Hilfsmittel und mit nur einem Handgriff zu öffnen sein. In der Logistik ist es wichtig, dass bei einer zweiteiligen Verpackung die Abdeckung durch Verklebung oder Steckmechanismus ausreichend fixiert ist. Die Verpackung muss während der gesamten logistischen Prozesse kompakt bleiben.
Traysteghöhe: tief vs. hoch
Im POS-Regal angekommen, darf die Traysteghöhe der Verpackung nicht zu hoch sein, damit die Produkte und deren Varianten für den Kunden gut zu erkennen sind. Dieser soll sich am POS gut orientieren und die jeweiligen Artikel leicht finden können. In der Logistik muss die Verpackung die Produkte hingegen vor dem Herausfallen und vor Beschädigungen schützen. Die Traysteghöhe sollte nach ECR-Empfehlungen mindestens ein Drittel der Produkthöhe betragen. Insgesamt ist unbedingt eine Lösung einzusetzen, die sowohl den Anforderungen am POS als auch denen in der Logistik gerecht wird.
Notwendigkeit der Modulmaße
Die Produkte im POS-Regal entscheiden über die Abmessungen der Transportverpackung. Um für den Kunden möglichst interessante Produkte zu gestalten, entsprechen aus Marketinggründen die Artikel jedoch häufig nicht den ISO-Modulmaßen. Die Einhaltung der Modulmaße ist aber die Basis, um in der Logistik eine optimale Paletten-Auslastung und ein geschlossenes Lagenbild zu erzielen. Dies ist aus Effizienz- sowie aus Nachhaltigkeitsgründen von hoher Bedeutung. Hier ist insbesondere ein stärkeres Bewusstwerden der Sinnhaftigkeit der von unterschiedlichen Bereichen geforderten Kriterien notwendig.
Erhebungsmethode
Die in der Studie beschriebenen Anforderungen beziehen sich auf das Food-Trocken- und das Drogerie-Sortiment. Identifiziert wurden die Anforderungen auf Grundlage persönlicher Gespräche sowie eines Workshops mit führenden Händlern aus dem Food- und Drogeriebereich – Vollsortimentern sowie Discountern. Anmerkungen von Verpackungsexperten der Konsumgüter- und der Verpackungsindustrie wurden ebenfalls berücksichtigt.
Foto: Verband der Wellpappenindustrie (VDW)
Kontakt: bergmann@ehi.org
Weitere Informationen: http://www.ehi-shop.de/de/handelsthemen/Logistik/studie-verpackungsanforderungen-in-der-automatisierten-handelslogistik-2015-pdf-version