Vor den Stores der Elsbach Denim Library liegt ein tiefblauer Teppich, der mit der Farbe der Markise, der Schaufenster-Auslage und einem Deko-Element eine Einheit bildet und auf das Blau-dominierte Jeans-Sortiment im Laden einstimmt.

Bei den Jeanshops Elsbach Denim Library ist die Außengestaltung Teil des Gesamtkonzepts, hier die Filiale in Potsdam. (Foto: Ahlers AG)
„Der Teppich ist Bestandteil des Storedesigns und bereitet das Entrée in den Store. Er wirkt einladend und erleichtert so, die psychologische Schwelle in den Store zu überschreiten. Die Farbe Blau spiegelt die Corporate Identity der Marke Elsbach“, erläutert Florian Wortmann, Bereichsleiter Retail bei Ahlers Retail in Herford, der das Jeansladen-Konzept gerade ausrollt. Ein Teppich vor dem Laden, auch als Schmutzfangmatte, sei eine Art Leuchtturm der Eingangsgestaltung, stimmt Stefan Suchanek, Atelier Raumkunst in München, ein. Schließlich signalisiert der Teppich dem Kunden Wertschätzung, erzeugt Aufmerksamkeit und lenkt außerdem die Wegeführung. Optimal sei ein Teppich in der Farbe der Könige, in Rot also. Anders als bei der „Denim-Bibliothek“ der Ahlers-Gruppe wird der Fassade und dem Eingangsbereich oft zu wenig gestalterische Sorgfalt geschenkt, so die Überzeugung von Experten wie dem Innenarchitekten und Dozenten Suchanek: „Viele Geschäfte legen großen Wert auf die Innenraum-Atmosphäre, vernachlässigen aber die Fassaden. Für den ersten Eindruck gibt’s jedoch keine zweite Chance.“
Aufwertung
Auch die Architektin Gisela Mühlhöfer drängt darauf, die Fassaden-Details prinzipiell in die Gesamtplanung mit einzubeziehen. „In einem neuen Geschäftshaus gibt es viele Möglichkeiten, um den ersten Eindruck zu beeinflussen, bei einer Bestandsimmobilie ist der Spielraum oft deutlich begrenzter. Aber häufig bewirken schon einfache Mittel wie eine bewusste Farbgestaltung, Paneele, Faschen zur Fenster-Konturierung oder Markisen einiges. Im gemeinsamen Interesse sollte mit dem Eigentümer nach Möglichkeiten gesucht werden, eine Fassade aufzuwerten.“
Pauschalrezepte für gute Store-Fassaden gibt es nicht, betonen sowohl Suchanek als auch Mühlhöfer. Abgesehen von bewusst gesetzten Design-Kontrasten sollten stilistische Widersprüche zwischen Innen und Außen vermieden werden. Stefan Suchanek meint: „Aktuelle Schlagworte wie Emotionalisierung des POS und Storytelling führen zu aufwändigen Inszenierungen in den Innenräumen. Wenn sich jedoch, als Beispiel, hinter der nüchternen Fassade eines Neubaus eine historische Szenerie mit antiken Säulen eröffnet, dann erlebt der Kunde diesen Stilbruch unbewusst als Täuschung oder Manko.“
Der Teppich bereitet das Entrée in den Store.
Florian Wortmann
Das Außen mit dem Innen harmonisch und aufmerksamkeitsstark zu verbinden und dabei die Hemmschwellen abzubauen, ist fast schon so etwas wie das große Einmaleins der Fassadengestaltung. Bei vielen Läden geht dem laut Suchanek die Tilgung der gröbsten Fehler voran. Neben Unsauberkeit durch Zigarettenkippen, Spritzwasser oder Klebestreifen-Resten an den Scheiben gehört auch die Informations-Überfrachtung dazu. „Oft steht über dem Eingang und auf den Scheiben der Name, eine Beschreibung der Produkte, die Marken des Sortiments, ein Werbe-Slogan, einige Displays, drei Sale-Schilder und ein Rabatt-Signet, ein Abstell-Verbot für Fahrräder, ein ‚Eingang-rechts‘-Hinweis und ein handgemaltes ‚Geöffnet‘-Schild, und im Türrahmen schließlich noch Veranstaltungshinweise und Poster der lokalen Konzertreihe. Eine einzelne, eindeutige und klar positionierte Aussage ist viel effizienter.“
Gute Beleuchtung
Falsch eingeschätzt werden häufig auch die Lichtverhältnisse. Gedrosselte Beleuchtung in den Fenstern führt schnell zu Reflektionen in den Scheiben bei seitlicher Sicht, die die nonverbale Kommunikation zwischen Laden und Kunde behindern. Unter dem Eindruck, im Laden sei es hell genug, schalten viele Einzelhändler die Schaufenster-Beleuchtung aus. Ein Kardinalfehler, meint Suchanek, Schaufenster-Beleuchtung sei obligatorisch: „Sonst sieht es von der gegenüberliegenden Seite schlicht schwarz aus, erweckt also den Eindruck, ein Laden sei geschlossen.“

In der Mall of Berlin gehören Holzgriffe an den Eingangstüren zum gestalterischen Gesamtkonzept. (Foto: HGHI Centermanagement)
Gisela Mühlhöfer verweist auf die Blickachsen, die die Aufmerksamkeit durchs Schaufenster in den Innenraumen lenken. „Wir tendieren zur kompletten Öffnung der Fassade durch Schaufenster, möglichst ohne Rückwände. Im Zweifelsfall kann man sich mit partiellen oder unterbrochenen Trennwänden behelfen.“
Ganz besondere Aufmerksamkeit gilt den Eingangstüren, auch wenn diese, wenn möglich, offen stehen sollten. Die Gestalter des Shopping- Centers Mall of Berlin haben diesbezüglich alles richtig gemacht. An den raumhohen Glas-Flügeltüren zu den Stores befinden sich unübersehbare Stoßgriffe – aus Holz. „Wir haben Holz gewählt, weil sie sich besser anfühlen und Stahl- oder Metallgriffe im ersten Moment einen eher kühlen Eindruck bewirken. Erzielen wollen wir damit ein angenehmes Gefühl beim Betreten eines Ladenlokals sowie auch eine angenehme Erinnerung, wenn man das Ladenlokal verlässt“, erläutert dazu die HGHI Immobilienverwaltung. „Der Türgriff besitzt Schlüsselfunktion, denn er ist näher als alles andere am Kunden. Ein ‚warmer Händedruck‘ als erste, echte, physische Berührung ist ideal“, meint auch Stefan Suchanek. Und der Hygiene-Faktor? „Auch ein Holzgriff ist imprägniert und lässt sich abwischen.“
Fotos (3): Ahlers AG (1), HGHI Centermanagement (1) und Strellson (1)
Weitere Informationen: www.ahlers-ag.com und www.puresign.com