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Bruns in Oldenburg: 30 Prozent der bestehenden Einrichtung wurden wiederverwendet

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Die Renovierungszyklen werden kürzer, doch die Budgets für neue Ladeneinrichtungen steigen nicht unbedingt im selben Maße. Eine Lösung können Recycling und Überarbeitung der vorhandenen Einrichtung sein. Ladenbauer berichten aus der Praxis.

Die Studie „Ladenmonitor 2011+“ des EHI Retail Institutes ergab, dass sich die Renovierungszyklen im deutschen Einzelhandel weiter verkürzt haben, im Nonfood-Bereich auf durchschnittlich 6,9 Jahre. Rund ein Drittel der Befragten nimmt sogar schon nach fünf Jahren wieder ein neues Store-Konzept in Angriff. Die Budgets sind im Vergleich zur letzten Erhebung vor drei Jahre allerdings nahezu konstant geblieben. Es sind also kreative Lösungen gefragt, um mit stagnierenden Budgets zurechtzukommen. An dieser Stelle kommt das Recycling von Einrichtungen ins Spiel. Die Aufarbeitung und Umgestaltung vorhandener Einrichtung schont nicht nur wirtschaftliche Ressourcen, sie wird auch dem Gedanken der Nachhaltigkeit gerecht.

Bungert in Wittlich: Dixi-Klos als Umkleidekabine

Bungert in Wittlich: Dixi-Klos als Umkleidekabine

„Wir erhalten inzwischen bei nahezu jedem Umbau-Projekt Anfragen, altes Laden-Mobiliar wieder einzusetzen, unabhängig von der jeweils aktuellen Einzelhandels-Konjunktur“, berichtet Dirk Kunze, Geschäftsführer von Kunze Ladenbau aus Elmshorn. Schleifenbaum design & project stellte das Thema „Store Refreshment“ sogar in den Mittelpunkt seines letzten
EuroShop-Auftritts. Das Unternehmen aus Haiger beginnt potenzielle Projekte mit einem kostenlosen Store-Check inklusive Beratung. Dabei wird die vorhandene Einrichtung auf ihre Weiterverwendbarkeit untersucht, was die Prüfung von Optik, Funktionalität und Umweltverträglichkeit der Materialien beinhaltet.  

Wie lässt sich feststellen, ob sich das Aufarbeiten lohnt? „Die bestehende Qualität muss gut sein“, erklärt Matthias Franz, Geschäftsführer der gleichnamigen Matthias Franz Innenarchitekten aus Eching. „Zudem führen wir Kostenvergleiche zwischen Bestandsaufarbeitung und Neugestaltung durch unter Berücksichtigung zeitlicher sowie logistischer Aspekte. Gut für ein Shop-Recycling eignen sich in der Regel die Wandregale und Teile der Mittelmöbel.“

Emma in Tettnang: Witzig recycelte Stühle als Warenträger peppen den gesamten Laden auf

Emma in Tettnang: Witzig recycelte Stühle als Warenträger peppen den gesamten Laden auf

Das sieht Dirk Kunze genauso: „Bei Rückwand-Abwicklungen lassen sich einfach Verblendungen, Beschichtungen, Bespannungen austauschen oder neu aufbringen.“ Schon eine neue Farbgebung, Reparatur und Reinigung sorgen für einen Frische-Kick auf der Fläche, sagt Heinz Wieja, Geschäftsführer von Schleifenbaum design & project. „Manchmal genügen eine neue Beleuchtung, visuelle Elemente oder emotionale Incentives, um wieder eine animierende Shop-Atmosphäre zu erzeugen“, erklärt auch Peter Prisching, Chefdesigner bei Assmann Ladenbau im österreichischen Leibnitz.  

Dem Modeladen Emma in Tettnang gab Atelier 522, Markdorf, beispielsweise mit einer Vielzahl gebrauchter, grün gestrichener Stühle einen neuen Look, bei Beibehaltung bestehender Elemente. Die Stühle fungieren als unkonventioneller Warenträger an der Wand ebenso wie als klassisches Sitzmöbel.

Neue Lackschicht

O&G-Abteilung bei Billa vorher...

O&G-Abteilung bei Billa vorher...

Männermode Bruns in Oldenburg, realisiert von Hoffmann Ladenbau aus Rosendahl-Holtwick, ist ebenfalls ein gelungenes Recycling-Beispiel. Etwa 30 Prozent der Einrichtung wurden wiederverwendet und sind doch nicht wiederzuerkennen. Bei den Metallwarenträgern wurde die Lackschicht entfernt und durch eine neue ersetzt.  

Assmann Ladenbau überarbeitete das Regal-Grundsystem der Drogeriemarktkette Schlecker und ergänzte es mit Add-on-Teilen wie Gondelköpfen oder einer dritten Regal-Ebene. In der Obst- und Gemüseabteilung der österreichischen Supermarktkette Billa wiederum wurde das Dach des Grundregals entfernt, eine Kreidetafel dient jetzt als Eyecatcher. „Das Ergebnis ist eine Umsatzerhöhung bis zu 15 Prozent auf gleicher Verkaufsfläche“, so Peter Prisching.  

„Eine Beleuchtungsanlage zu recyceln ist meist nicht sinnvoll, da die alten Leuchten in der Regel zu viel Energie verbrauchen“, erläutert Dirk Kunze. „Eine neue Lichtarchitektur schafft nicht nur eine attraktivere Wareninszenierung, sondern führt zu einer erheblichen Einsparung an Energiekosten“, so Kunze. Laut Matthias Franz benötigen auch „Sonderzonen wie Kassen, Infotheken, Lounges und Cafés grundsätzlich einen komplett neuen Look“. Nicht in Frage für eine Wiederverwendung kämen zudem Treppen und Aufzüge, denn deren Verkehrsfähigkeit muss zu jeder Phase des Umbaus gewährleistet sein.

...und nachher: Hier wurde das Dach
des Grundregals entfernt

...und nachher: Hier wurde das Dachdes Grundregals entfernt

Ein Umbau hat im Vergleich zu einer komplett neuen Einrichtung seine Besonderheiten: Am POS ist die Zeit zu überbrücken, in der das vorhandene Mobiliar aufgearbeitet wird und nicht zur Verfügung steht. Wie gehen die Experten damit um? „Wenn Shop-Recycling in größeren Häusern durchgeführt wird, lassen sich kurzfristig einzelne Abteilungen schließen, ohne den Verkaufsablauf zu stören“, sagt Kunze. „Eine andere Möglichkeit ist, als Überbrückung andere Konfektions-Ständer oder mobile Warenträger einzusetzen, eine Lösung, die auch in kleineren Häusern angewendet werden kann.“ Matthias Franz sagt zur Dauer solcher Maßnahmen: „Ein Recycling dauert in der Regel etwa vier Wochen pro 1.000 qm Verkaufsfläche.“  

Assmann hat bei Großkunden gute Erfahrungen mit einem anderen Modell gemacht. „Aus Filialen, die geschlossen oder umgebaut werden, werden bedarfsbezogen Systemelemente abgebaut“, erläutert Peter Prisching. „Diese werden dann – idealerweise sortenrein, also zum Beispiel nur Rückwände – in einem Arbeitsgang refresht und in ein Kommissionslager überführt. Wenn neue Filialen ausgestattet werden, wird projektbezogen auf dieses Lager zurückgegriffen.“ Im Rahmen eines solchen Rollouts habe Recycling gegenüber der Neuanfertigung ein Einsparpotenzial bis zu 30 Prozent. Kunze Ladenbau hält sogar 50 Prozent Kostenreduktion für möglich.

Fotos: Hoffmann Ladenbau (1), Schleifenbaum design & project (1), Atelier 522 (1), Assmann Ladenbau (2)

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