Die Kombination aus Funktionalität, Ästhetik und Wirkung macht farbiges Glas zu einem geeigneten Material für zahlreiche Einsatzbereiche in Verkaufs- und Ausstellungsräumen. Die Wirkung farbiger Gläser ist dabei von verschiedenen Faktoren wie Herstellungsart, Farbauftrag und Basisgläsern abhängig. Farbe kann auf unterschiedliche Arten auf das Glas aufgetragen werden. Glas kann lackiert, bedruckt, emailliert, sandgestrahlt oder folienbeschichtet werden, ohne seine konstruktiven Eigenschaften zu verlieren.

In Verbund-Sicherheitsgläsern, die durch die Folien zwischen den Scheiben einen hohen Verletzungsschutz bieten, können zudem die Folien gestalterische Funktionen übernehmen. Mit unterschiedlichen Techniken lassen sich ganz unterschiedliche Gestaltungsideen umsetzen: vollständig durchgefärbt, mit wiederkehrenden Mustern oder individuellen Motiven. Mit farbigen Gläsern als Teil eines Designkonzeptes lassen sich individuelle Raumwirkungen erzielen.

Farbe auf Glas

Die dauerhafte farbige Beschichtung von Glas erfolgt mit Emailfarben (keramischen Farben). Keramische Farben bestehen aus niedrigschmelzendem, eingefärbtem Glaspulver (Fritte). Zur Farbgebung werden Mineralien bzw. Mineralverbindungen beigemischt. Damit können fast alle Farbtöne analog zu den RAL-Farben erstellt werden. Die Standardfarben der Emailgläser sind umweltverträglich und entsprechen den gesetzlichen Vorgaben der EG-Richtlinie RoHS/2002/95 zur Reduzierung von Schwermetallen wie Blei und Cadmium.

Verbundsicherheitsglas in Farbe eignet sich für alle Bereiche, wo Verletzungsgefahr ausgeschlossen werden soll. (Foto: Marc Detiffe)

Verbundsicherheitsglas in Farbe eignet sich für alle Bereiche, wo Verletzungsgefahr ausgeschlossen werden soll. (Foto: Marc Detiffe)

Die Farbe wird durch Siebdruck, Digitaldruck, Lackierung im Sprühkammerverfahren oder durch Flächenbeschichtung auf das Glas aufgebracht. Bei der Flächenbeschichtung wird die Farbpaste in einer Walzenstraße gleichmäßig ganzflächig aufgetragen. Die Emailwalze ist mit einer feinen Struktur zur Farbaufnahme versehen, diese Struktur prägt sich bei der Aufbringung des Emails in die Farbe ein. Sie ist sehr fein und bei Durchsicht ohne Hinterleuchtung nicht sichtbar. Für bedruckte Gläser wird die Farbgebung für einzelne Motive oder Muster durch Siebdruck- oder Digitaldrucktechnik auf die Glasoberfläche aufgetragen. Während beim Digitaldruck eine Dateivorlage automatisch im Inkjet-Verfahren sofort gedruckt werden kann, muss speziell bei der Siebdrucktechnik für jedes einzelne Motiv bzw. jede einzelne Farbe ein gesondertes Sieb vorbereitet werden.

Bei der Variante als Randemalit (REM) der Randbeschichtung, wird die Farbpaste von Airless-Pumpen automatisch mit einstellbaren Schichtdicken und einstellbarer Randbreite aufgetragen. Im Anschluss an den Farbauftrag wird bei allen Verfahren die Farbe durchlaufgetrocknet und dann während des thermischen Vorspannprozesses eingebrannt. Das verleiht dem Glas eine hohe Belastbarkeit und Beständigkeit gegenüber Temperaturwechsel, und die Farben bleiben dauerhaft stabil. Mit speziellen Farbrezepturen ist es möglich, Farbtöne außerhalb der Standardfarbpalette zu entwickeln. Diese müssen separat bemustert werden.

Wie Farbe wirkt

Wie Farben in Räumen wirken, ist von mehreren Faktoren abhängig. Beim Auftrag von Farbe auf Dekorgläser beispielsweise ergibt das Zusammenspiel von Farbe und Struktur eine besondere Tiefenwirkung. Zudem lassen sich Muster und Motive mit Sieb- und Digitaldruck auf einem Email-Hintergrund anderer Farbe aufbringen. Ausdrucksvolle Gestaltungen ermöglichen verspiegelte, metallisch glänzende oder steinähnliche Oberflächen. Je nach Glasdicke können die Farben durch die Eigenfarbe des Glases variieren. Um eine gleichmäßige Farbgestaltung zu erreichen, sollten die Glasdicken deshalb innerhalb eines Projektes gleich sein. Farbvarianten ergeben sich auch durch die unterschiedlichen Eigenschaften des Trägerglases. Auf Floatglas oder in der Masse gefärbtem Glas kommen Farbe und Glanz des Glases gut zur Geltung. Durch Verwendung von extraweißem Glas wird der visuelle Eindruck der Farbe so wenig wie möglich beeinflusst.

Unterschiedliche Schichtdicken der Farben und sehr kleine Fehlstellen können bei der Betrachtung gegen das Licht sichtbar werden. Vollflächig opak emailliertes Glas sollte deshalb, wenn möglich, vor einer opaken Wand angebracht und nicht hinterleuchtet werden. Sofern trotzdem eine solche Einbausituation oder hohe Anforderungen an die optische Dichtheit bestehen, sind Einzelentwicklungen bzw. Hinterlegungen mit einer zweiten Emailschicht bzw. bei Digitaldruck rückseitig ein blickdichter Schutzlack erforderlich. Dies kann auch notwendig sein zur Abdeckung von Verklebungen oder am Isolierglas-Randverbund, wenn dunkle Kleber oder der Butylauftrag hinter der Dekorschicht bei hellen Farben durchscheinen bzw. als dunkle Linie sichtbar werden. Für den Einzelfall empfiehlt sich eine Bemusterung.

Fotos: Kamal Khalfi (1), Marc Detiffe (1)

Die Autorin ist Marktmanagerin Interieurglas der Saint-Gobain Glass Deutschland GmbH, Aachen.

Weitere Informationen: www.climaplus-securit.com