Markt fordert kleinere Losgrößen | stores+shops

Anzeige
{{{name}}}

Vorgeschlagene Beiträge

Anzeige

Im Ladenbau sind flexible Lösungen gefragt. Für die Hersteller kommt es darauf an, mit Standardsystemen und kundenspezifischen Neuentwicklungen den Anforderungen des Handels gerecht zu werden. (Foto: Tegometall)

Markt fordert kleinere Losgrößen

Tegometall, einer der marktführenden Produzenten von Stahlregalsystemen für Ladeneinrichtung und Lagerausstattung, richtet seine Marktstrategie neu aus. Ein Kernpunkt ist der Aufbau und die Integration der Kleinserienfertigung in bestehende Produktionsbetriebe, um der gestiegenen Nachfrage des Handels nach individuellen, kundenspezifischen Produkten gerecht werden zu können. stores+shops sprach mit Dr. Arndt Lüdtke über die aktuellen Veränderungen in der Ladenbaubranche und die Konsequenzen für die Lieferanten.

Individualität braucht ihre Zeit.

Dr. Arndt Lüdtke

Geschäftsführer, Tegometall International Sales GmbH, Lengwil/Schweiz

Herr Dr. Lüdtke, Ihr Fazit nach der EuroShop 2017: Wie beurteilen Sie aktuell das Investitionsklima im Einzelhandel für Ladenbau und Geschäftsausstattung?

Aus meiner Sicht ist das Investitionsklima immer noch gut, ich würde sogar sagen sehr gut. Wir spüren keinerlei Rückgang und auch keine Stagnation. Im Gegenteil, viele unserer Kunden haben die Schlagzahl erhöht. Viele Umbauaktionen und auch Rollouts sind im Moment in Planung. Daher bin ich mir sicher, dass es in den nächsten Wochen und Monaten nicht nach unten gehen wird. Ich würde sogar die Prognose wagen: 2017 wird ein gutes Jahr für den Ladenbau.

Im Einzelhandel stehen die Zeichen auf Veränderung. Die Grenzen zwischen den Ladenformaten verschwimmen, und die Digitalisierung führt in einigen Branchen zu veränderten Store-Konzepten. Wo sehen Sie für die Ladenbaubranche die größten Herausforderungen für die Zukunft?

Als größte Herausforderung sehe ich für die großen produktionsgetriebenen Ladenbauunternehmen den Spagat, auf der einen Seite die vom Handel gewünschte Individualität zu erfüllen, auf der anderen Seite aber ein gutes, vom Markt akzeptiertes Preis-Leistungsverhältnis sicherzustellen. Die Forderung der Kunden nach individuellen, maßgeschneiderten Produkten steht dabei natürlich nicht im Einklang mit den Prinzipien einer wirtschaftlichen Serienfertigung.

Was müssen die Ladenbauunternehmenleisten, um diesen Anforderungen gerecht zu werden?

Die Ladenbauer müssen diese Individualisierung annehmen, da führt kein Weg dran vorbei. Die Frage wird sein: Kann man das noch mit der Massenproduktion vereinbaren? Meine Antwort ist ein klares Nein. Wir brauchen separate Prozesse bis hin zu separaten Produktionsmöglichkeiten, auf die man zugreifen kann, um diesem Individualismus und den Einzelproduktionen überhaupt noch nachkommen zu können. Ich sehe eine große Gefahr für uns als Produzenten, wenn wir versuchen, alles über Standardprozesse und Standardmaschinen abzuwickeln.

Wie könnte eine Lösung konkret aussehen?

Aus meiner Sicht ist eine komplette Trennung von Kleinserie und Großserienfertigung bis hinzu einer Bündelung kleiner Produktionseinheiten in einer zweiten Firma der richtige Weg. Damit verbunden wären die Vorteile einer kompletten Kosten-, Prozess- und Systemtrennung.

Wie weit sollte die Prozessoptimierung gehen? Müssen Ladenbauunternehmen künftig die Losgröße 1 bedienen können, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

Eindeutig ja. Aber man sollte sehr genau hinterfragen, ob man das in seiner eigenen Produktion machen möchte, oder stattdessen nicht besser ein Netzwerk von Partnern aufbaut.

Tegometall ist seit jeher auf die automatisierte Serienfertigung von Lager- und Ladeneinrichtungen ausgerichtet. Ist diese Strategie heute noch zeitgemäß, wenn die Kriterien Flexibilität und Schnelligkeit immer wichtiger werden?

Die kostenoptimierte Großserienfertigung wird noch lange relevant sein für viele Marktsegmente. Unsere Schlüsselkunden nehmen Produkte ab, die auf der einen Seite zwar customized sind, aber auf der anderen Seite Stückzahlen erreichen, die einer Massenproduktion gleichzusetzen sind. Neukunden, neue Konzepte, neue Branchen oder auch kleinere, mittelgroße Kunden werden sicherlich Kleinserien benötigen. Daher haben wir uns dafür entschieden, die Kleinserien-Produktion in unseren Werken in Krauchenwies (Deutschland), Pniewy (Polen) und Sentjur (Slowenien) zu integrieren. In Krauchenwies bereiten wir uns mittels Shopfloor Management und Lean Management auf diese geforderte Flexibilität vor. Wir arbeiten zurzeit an einer Prozessoptimierung, welche die Kleinserie und die Zuverlässigkeit erhöhen wird.

Handelsunternehmen wollen einerseits sehr schnell mit ihren Aufträgen bedient werden, andererseits fordern sie ein hohes Maß an Individualität. Schließen sich Schnelligkeit und Individualität nicht aus?

Individualität braucht ihre Zeit. Ist ein individuelles Produkt bereits entwickelt, abgenommen vom Kunden und man hat über Rahmenbedingungen, Stückzahl pro Filiale oder pro Jahr gesprochen, dann kann man ab diesem Moment auf dieses individuelle Teil in der gleichen Geschwindigkeit zurückgreifen wie auf ein Standardteil. Der Zeitverlust bei Produktion und Lieferung betrifft immer das erste Mal. Wenn wir jetzt über Losgröße 1 sprechen, dann ist es in der Tat ein Problem, denn dann beginnt der Prozess immer wieder bei Null.

Können Sie das bitte an einem Beispiel erläutern?

Wenn ein Kunde über eine neue Obst- und Gemüseabteilung nachdenkt, dann ist die Konzeptphase eine relativ lange Phase. Die anschließende Bemusterungsphase können Sie mit 4 oder 5 Wochen veranschlagen. Dann geht es in die Abnahmephase, und dieser Zeitraum liegt voll in der Hand des Kunden. Wenn der Kunde das neue Konzept verabschiedet hat, benötigen wir 6 Wochen, bis die Null-Serie steht. Danach haben die Teile die gleiche Lieferzeit wie Standardteile.

Mass Customizing lässt sich nur mit einer kundenorientierten Vertriebsstrategie umsetzen. Hat der Vertrieb über selbstständige Service-Center, wie er für Tegometall kennzeichnend ist, noch eine Zukunft?

Der Vertrieb von Tegometall-Produkten ausschließlich über Service-Center ist heute nicht mehr zeitgemäß. Wir sind im Moment dabei, die Anzahl der Service-Center zu reduzieren und gleichzeitig auch deren Qualität zu erhöhen. Wir werden in Zukunft eine Doppelstrategie fahren. Europäische Großkonzerne werden durch das Key Account von Tegometall direkt bedient und betreut. Die Abwicklung kann direkt über Tegometall erfolgen, sie kann aber auch, wenn der Kunde zusätzliche Services wünscht, über einen unserer Servicepartner umgesetzt werden.

Baumarktunternehmen und der Cash & Carry-Großhandel sind die wichtigsten Zielmärkte für Tegometall. Welche Rolle spielt künftig der LEH?

Wir sehen den Lebensmitteleinzelhandel als den für uns wichtigsten Wachstumsmarkt. Mit unserem neuen, auf der letzten EuroShop vorgestellten System „TegoVision“ haben wir die zentralen Anforderungen des LEHs wie Blech- und Draht-Etage, dünne Vorderkante, 25 mm-Teilungen, niedriger Fuß und auch eine zentrale Rückwand umgesetzt. Im Moment sind wir dabei, dieses Produkt zu finalisieren und planen in Kürze, die ersten beiden Testmärkte in Zusammenarbeit mit potenziellen Kunden auszustatten.

Das Interview führte Winfried Lambertz.

Foto: Tegometall

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

Vom Stahl zum Regal

Die Tegometall-Gruppe mit Hauptsitz in Lengwil/Schweiz ist ein international operierendes Familienunternehmen in den Bereichen Ladenbau und Lagertechnik. Schwerpunkt des 1968 gegründeten Unternehmens ist die automatisierte Serienfertigung von Regalsystemen. Über 100.000 Tonnen Stahl werden nach eigenen Angaben jährlich an 12 Standorten in Europa, Asien und den USA verarbeitet und in rund 100 Länder der Welt geliefert.

www.tegometall.com

Produkt-News