Maßgeblicher Trend bei den Kassensystemen des Handels ist die Zentralisierung der Kassensoftware. Diese signifikante Entwicklung vollzieht sich flächendeckend über alle Branchensegmente sowie in bemerkenswert kurzen Zeitabschnitten. Getrieben durch deutliche Kostensenkungen für Breitbandverbindungen können durch die Zentralisierung die Nachteile traditioneller Architekturen überwunden werden. Zu diesen Nachteilen zählen die mangelnde Daten-Aktualität, komplexe Schnittstellen mit entsprechendem Entwicklungs- und Pflegeaufwand, ebenfalls höherer Aufwand für Wartung und Support, eingeschränkte Funktionalitäten im Offline-Fall und ungenügende Unterstützung von Multichannel-Aktivitäten.
Durch die Near- bzw. Realtime-Anbindung der Filialen und die dadurch ermöglichte Zentralisierung der Systeme ergeben sich erhebliche Geschäftsvorteile:
- Reduzierung der Komplexität bei der Integration von Schnittstellen und der Weiterentwicklung des Systems sowie bei der Wartung mit entsprechend geringerem zeitlichem und monetärem Aufwand.
- Einheitlicher Datenbestand und dadurch Vermeidung von Redundanzen und Daten-Inkonsistenz. Gewährleistet ist die zentrale Datenverfügbarkeit und zentrale Steuerung sämtlicher Filial-Aktionen. Marketingaktionen können filial- bzw. länderübergreifend koordiniert werden. Kundenbezogene Marketingaktivitäten können konsequenter durchgeführt werden. Vorteile durch die Zentralisierung der Filialbestellungen.
- Vertriebskanal-übergreifend integrierte Geschäftsprozesse in jeglicher Kombination (Web-Bestellung mit Abholung/Bezahlung in der Filiale, stationäre Retoure online bestellter Ware etc.).
- Im Offline-Fall sind sämtliche Kassen- und Warenwirtschaftsfunktionalitäten uneingeschränkt verfügbar auf Basis der Daten der letzten Replikation.
Auch Handelsunternehmen, die nicht auf Preisführerschaft ausgerichtet sind, sehen sich veranlasst, zunehmend auf Couponing- und Rabattaktionen zu setzen. Die international agierenden Händler betreiben dies bereits seit Jahren, und auch in Deutschland ist dies inzwischen ein deutlicher und sich schnell weiter verbreitender Trend.
Couponing
Durch die heute übliche Breitband-Anbindung der Filialen in Near- bzw. Realtime sind auch Kundendaten über zentrale Server filialübergreifend im Zugriff. Das ermöglicht neue, kundenindividuelle Marketingmaßnahmen wie Kartenkunden-Bonuspunkte, personalisierte Gutscheine oder die zielgerichtete Ausgabe von Coupons in Abhängigkeit vom Kaufverhalten eines individuellen Kunden, entweder am Checkout oder noch während des Einkaufsvorgangs als sofortiger Anreiz für Impulskäufe (Instore-Couponing).
Checkout-Couponing ermöglicht die individuelle Coupon-Ausgabe am Kassensystem. Hierbei wird der Coupon in Abhängigkeit vom Kaufverhalten eines Konsumenten erstellt. Am Ende des Kaufvorgangs analysiert die Kasse den aktuellen Warenkorb sowie vergangene Einkäufe des Kunden. Bei einer Übereinstimmung mit den programmierten Ausgabebedingungen wird der Coupon am Ende des Kassenbons ausgedruckt. Diese Coupons sollen den Konsumenten zur Rückkehr in die Filiale animieren.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Kundenkarten- und Couponsystemen werden dabei die Rabatte nicht breit gestreut, sondern ganz zielgerichtet zur Steuerung des Kaufverhaltens eingesetzt. Beim Instore-Couponing kann der Bon-Druck an der Waage, der Bedientheke oder am Leergutautomaten erfolgen. Der Coupon kann noch während des Einkaufs eingelöst werden. Da ein Großteil der Kaufentscheidungen am POS getroffen wird, werden beispielsweise beim Waagen-Couponing Einlöseraten von bis zu 30 Prozent ezielt. Alle in den Filialen verteilten Coupons sind nur in der Vertriebslinie des Händlers einlösbar, sodass Instore-Couponing dem Händler ermöglicht, sich vom Wettbewerb zu unterscheiden.
Innovative Bezahlverfahren
Einer Umfrage des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung zufolge würden 50 Prozent der Bundesbürger das Handy gerne zum Bezahlen nutzen. Vor allem in Handelssegmenten mit eher kleinen Durchschnittsbons ist künftig von einer Zunahme des mobilen Bezahlens auszugehen. Das E-Payment per Handy wird derzeit erprobt. Bei der NFC-Technologie (Near Field Communication) erfolgt die Bezahlung per Abbuchung über das Handy des Kunden an NFC-Terminals. Diese Zahlungsmöglichkeit will künftig über die Hälfte der Handelsunternehmen anbieten. Das Aufladen eines Prepaid-Handys mit Guthaben (E-Loading) wird heute bereits von einem Viertel der Händler angeboten; in Zukunft wollen es 40 Prozent aller Händler anbieten.
Weitere innovative Bezahlverfahren wie berührungsloses Zahlen mit der Karte (Contactless Payment), Zahlung per Fingerabdruck oder auch verschiedene Selfpayment- Applikationen befinden sich derzeit in Tests. Händler sehen beim Zahlungsprozess noch Optimierungsmöglichkeiten, sich über Services zu profilieren und gleichzeitig die Kassendurchlaufzeiten zu reduzieren. Allerdings muss die angebotene Technologie passen zur jeweiligen Kundenklientel, zum Ambiente der Filiale und auch zur Unternehmensstrategie.
Alle beschriebenen Trends weisen einen hohen Entwicklungsdruck auf, sowohl was die kurzen Einführungsintervalle als auch die flächendeckende Verbreitung angeht. Auch die Verkürzung des Durchschnittsalters der Kassenhardware innerhalb von zwei Jahren um ein Drittel auf heute 4,5 Jahre macht die ausgesprochene Dynamik der Entwicklung deutlich.
Ausblick
Um in diesem dynamischen Prozess nicht zurückzufallen und dadurch Einbußen beim Kundenservice zu riskieren, ist Händlern geraten, sich sehr genau über die eigenen geschäftskritischen Anforderungen im Klaren zu sein und auf State-of-the-Art-Technologie bei den Kassen zu setzen. Nur so können zukünftige, aber im Detail noch unbekannte Anforderungen flexibel und mit gutem Aufwands-Wirkungsverhältnis umgesetzt werden.
Foto: Metro Group
Autor: Jochen Hampe ist Geschäftsführer bei REtailer-conSULT.
Kontakt: jochen.hampe@re-sult.org
„Wir betrachten Standardsoftware als alternativlos“
Wir betrachten heute die Entscheidung für Standardsoftware als vollkommen alternativlos. Die Dynamik der Technologieentwicklung und die Breite der Themen führen dazu, dass nur noch Standardsoftware adäquate und vor allem nachhaltige Antworten liefern kann. Unsere Erfahrungen aus zahlreichen Projekten bestätigen klare Vorteile der Standardsoftware: Der kontinuierlich gepflegte Standard sichert Projekte in Time und in Budget, was in der Branche nicht selbstverständlich ist. Kunden profitieren von der Weiterentwicklung des Standards und bleiben mit all ihren Besonderheiten releasefähig. Dazu ist eine Standardlösung kostengünstiger als eine Eigenentwicklung. Und internationale Projekte profitieren davon, dass Länderspezifika und Fiskalanforderungen bereits abgebildet sind.
„Sowohl Standard- als auch kundenindividuelle Funktionen“
Standardsoftware ist nicht gleich Standardsoftware. Moderne Entwicklungs- und Software-Designverfahren ermöglichen heute eine Erstellung von Lösungen, die sowohl Standard- als auch kundenindividuelle Funktionen abdecken. Das erfordert vom Hersteller eine disziplinierte Software-Entwicklung und -Qualitätssicherung. Durch kunden- oder funktionsindividuell konfigurierte Module lässt sich die Lösung dann ideal an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen. Branchenspezifische Funktionalitäten sollten aber weiterhin in branchengerechter Software enthalten sein. Eine Lösung, die alle Branchen abdecken will, wird immer ihre Schwachstellen haben – die eierlegende Wollmilchsau gibt es einfach nicht.
„Individualsoftware unschlagbar im Hinblick auf Flexibilität“
Eine reine Standardsoftware kann nicht alle heutigen Anforderungen an ein Kassensystem erfüllen, insbesondere wenn individuelle Anpassungen schnell erfolgen sollen. Als Customizing deklariert, kann ein Anbieter im Grunde alles hinzu entwickeln. Doch selbst geringfügige Anforderungen können einen großen Anpassungsaufwand und wachsende Gesamtkomplexität nach sich ziehen. Mit unserem „Standividual“-Ansatz erreichen wir eine hohe Standardisierung bei maximaler Anpassbarkeit. Das Design zielt von vornherein auf eine kundenspezifische Lösung, aber auf der Basis von Standardkomponenten. Im Hinblick auf Flexibilität ist Individualsoftware unschlagbar. Jedes Detail ist machbar, muss aber auch erst gemacht werden. Weitaus praktikabler ist das Aufsetzen auf einem Komponentensystem als POS-Plattform.