Dass Künstliche Intelligenz im diesjährigen Weihnachtsgeschäft Einzug in die Geschenkeplanung deutscher Verbraucher:innen gehalten hat, machen zwei aktuelle Studien von User Testing und Shopfully deutlich. Sie zeigen aber, dass trotz der Nutzung technologischer Innovationen finanzielle Zurückhaltung und eine Portion Skepsis das Einkaufsverhalten prägen.

KI-Nutzung
Foto: Shopfully
Brainstorming und Preisvergleiche
Die Zahlen deuten auf einen Wendepunkt hin: 80 Prozent der Deutschen planen laut User Testing, beim diesjährigen Geschenkekauf KI-Tools wie ChatGPT, Google Gemini oder Perplexity zu nutzen. Die Yougov-Studie im Auftrag von Shopfully zeichnet mit zehn Prozent aktiven Nutzern zwar ein zurückhaltenderes Bild, bestätigt aber die grundsätzliche Tendenz. Der Unterschied in den Zahlen erklärt sich durch die Formulierung: Während die eine Umfrage nach Planungen fragt, erfasst die andere bereits die tatsächliche Nutzung.
Die Anwendungsszenarien sind unterschiedlich: 38 Prozent setzen KI beim Brainstorming für Geschenkideen ein, 37 Prozent nutzen sie für Preisvergleiche und zur Auswahl der besten Angebote. Zehn Prozent der Shopfully-Befragten verwenden entsprechende Tools gezielt für Preisrecherchen, acht Prozent lassen sich bei der Geschenkauswahl inspirieren. Auch für Rezeptideen (sieben Prozent), das Verfassen von Grußkarten (sechs Prozent) oder Dekorationsvorschläge (fünf Prozent) kommt KI zum Einsatz.
KI ersetzt nicht die menschliche Note.
Astrid PocklingtonZwischen Effizienz und menschlicher Kreativität

Anwendungsbereiche für KI beim Geschenkekauf
Foto: UserTesting
Die Motivation ist klar: Fast die Hälfte der User-Testing-Befragten gibt an, dass KI-Tools für sie den vorweihnachtlichen Shopping-Stress verringert haben. 43 Prozent glauben sogar, dank KI passendere Geschenke zu machen. 39 Prozent halten die Künstliche Intelligenz für einen besseren Ratgeber halten als Freunde und Familienmitglieder.
Jedoch sorgen sich 42 Prozent der Teilnehmenden um die fehlende menschliche Note, ein Drittel hat Datenschutzbedenken, und 31 Prozent befürchten zu verallgemeinerte Vorschläge. Die von Shopfully beauftragte Studie unterstreicht diese Zurückhaltung: Die Hälfte der Befragten setzen KI bewusst nicht ein, elf Prozent sind mit solchen Tools nicht vertraut, und zwölf Prozent haben eine Nutzung erwogen, sich aber dagegen entschieden.

Shopping-Kanäle
Foto: Shopfully
„KI kann den Einkaufsstress deutlich reduzieren, aber sie ersetzt nicht die menschliche Note“, sagt Astrid Pocklington, Senior Field Marketing Manager D-A-CH bei User Testing. „Am Ende sind Emotionen, Empathie und persönliche Beziehungen entscheidend dafür, ob ein Geschenk wirklich ankommt.“
Finanzen als Faktor
Unabhängig vom Einsatz digitaler Hilfsmittel bleibt die finanzielle Realität bestimmend: Rund jede:r Zweite plant, nicht mehr als 200 Euro für Geschenke, Mahlzeiten und Dekorationen auszugeben. 27 Prozent kalkulieren mit unter 100 Euro, weitere 23 Prozent mit 100 bis 200 Euro. Nur sieben Prozent sehen mehr als 600 Euro vor. Gespart wird vor allem an Freizeitaktivitäten (25 Prozent), Dekoration (20 Prozent) oder den Geschenken selbst (17 Prozent).
Das Weihnachtsessen bleibt hingegen weitgehend unangetastet – nur rund fünf Prozent möchten hier kürzertreten. Immerhin 28 Prozent geben an, gar keine Einschränkungen vorzunehmen. Auf der Wunschliste steht entsprechend ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ganz oben (54 Prozent), gefolgt von geringeren Versandkosten (47 Prozent).
Händler, die kanalübergreifend denken, haben klare Vorteile.
Julian Klein
Kaum reine Onlineshopper
Die Deutschen reagieren auf den Budgetdruck mit strategischer Planung: 37 Prozent haben ihre Geschenke bereits im Oktober oder November besorgt, 27 Prozent kaufen jetzt Anfang Dezember ein. Last-Minute-Shopping wird zur Ausnahme: Nur drei Prozent kaufen umfragegemäß in der letzten Woche, ein Prozent an den letzten beiden Tagen vor Weihnachten. 17 Prozent verzichten dieses Jahr ganz auf Geschenke.
Bei den Einkaufskanälen zeigt sich ein ausgewogenes Bild: Stationäre Geschäfte bleiben wichtig – rund 30 Prozent kaufen überwiegend oder ausschließlich vor Ort ein. Gleichzeitig dominiert der Multichannel-Ansatz: 36 Prozent nutzen online und offline gleichermaßen, weitere 25 Prozent bevorzugen Onlinekäufe mit gelegentlichen Store-Besuchen. Nur sechs Prozent shoppen ausschließlich online.

Bedenken zur KI-Nutzung
Foto: UserTesting
Datenschutz als Schlüssel
Für eine breitere Akzeptanz von KI im Shopping nennen Verbraucher:innen klare Anforderungen: 51 Prozent würden die Tools häufiger nutzen, wenn sie wüssten, dass ihre Daten sicher sind. Je 38 Prozent wünschen sich individuellere oder zuverlässigere Ergebnisse, 31 Prozent aktuellere Informationen, 18 Prozent eine einfachere Bedienung. 29 Prozent fänden es gut, wenn Einzelhändler die KI-Tools in ihren Onlineshop integrieren.
Dabei sind Kund:innen durchaus bereit, für bessere Ergebnisse Informationen zu teilen: 51 Prozent würden Vorlieben, Abneigungen und Hobbies des Beschenkten preisgeben, 44 Prozent Beschreibungen bereits vorhandener Gegenstände. 32 Prozent teilen ihre Beziehung zum Empfänger mit, 21 Prozent sogar ihre Einkaufs- oder Browsing-Historie. 17 Prozent lehnen jede Datenweitergabe ab.
KI wird Standard

Zukunftsszenario
Foto: UserTesting
Der Trend geht offenbar in Richtung verstärkter KI-Nutzung: Zwei Drittel der User-Testing-Befragten wollen im Jahr 2026 künstliche Intelligenz häufiger zum Einkaufen einsetzen, 40 Prozent erwarten erhebliche Veränderungen ihrer Einkaufsgewohnheiten in den nächsten drei Jahren. 59 Prozent empfinden KI bereits jetzt generell als hilfreich.
„Unsere Studie zeigt: Weihnachten wird anders geplant“, resümiert Julian Klein, Country Manager Germany bei Shopfully. „Frühzeitigkeit, Angebotsorientierung und digitale Werkzeuge prägen das diesjährige Einkaufsverhalten. Händler, die jetzt sichtbar sind und kanalübergreifend denken, haben klare Vorteile.“ Astrid Pocklington: „Damit KI beim Shoppen dauerhaft Akzeptanz findet, müssen Vertrauen, Transparenz und Qualitätssicherung an erster Stelle stehen. Verbraucher möchten verstehen, wie Ergebnisse zustande kommen.“
Studienmethodik
Yougov hat im Auftrag der Marketingplattform Shopfully vom 7. bis 10. November 2025 insgesamt 2.046 Personen ab 18 Jahren im Rahmen einer Online-Erhebung befragt. Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Wohnbevölkerung nach Alter, Geschlecht und Region.
An der Online-Umfrage der Research-Plattform User Testing nahmen 303 deutsche Erwachsene teil.

