Im Food-Handel liegt der durchschnittliche Stromverbrauch bei 318 kWh/qm Vkf. Im Nonfood-Handel liegt er mit durchschnittlich 102 kWh/qm Vkf aufgrund der weniger energieintensiven Anlagentechnik deutlich darunter. Der Wärmeenergieverbrauch liegt im Food-Handel bei durchschnittlich 88 kWh/qm Vkf und im Nonfood-Handel bei 51 kWh/qm Vkf.
Der angegebene Bezugspreis für eine Kilowattstunde Strom inklusive Steuern und Abgaben schwankt bei den Befragten im Food-Handel zwischen 16 und 20 Cent und bei den Nonfood-Händlern zwischen 17 und 22 Cent. Im Bereich Wärme wird pro Kilowattstunde eine Spanne zwischen 3 und 6 Cent im Food-Handel angegeben. Im Nonfood-Handel bewegen sich die Angaben zwischen 4 und 8 Cent pro Kilowattstunde.
Potenziale Food
Der durchschnittliche Stromverbrauch sanierter Bestandsfilialen liegt 18,1 Prozent unter dem Gesamtdurchschnitt. Beim Wärmeenergieverbrauch von sanierten Bestandsfilialen wird von den befragten Unternehmen eine Unterschreitung des Durchschnitts um 13,3 Prozent angegeben. Der durchschnittliche Stromverbrauch unsanierter Bestandsfilialen liegt 19 Prozent über dem Gesamtdurchschnitt. Beim Wärmeenergieverbrauch wird in Bezug auf unsanierte Bestandsfilialen eine Überschreitung des Durchschnitts um 19,4 Prozent angegeben.
Eine perspektivisch immer stärkere Koppelung von Einspar-Anreizen an den CO2-Ausstoß.
Benjamin Chini
Bestand sanieren
In Neubaufilialen werden durchschnittlich 245 kWh Strom und 62 kWh Wärmeenergie verbraucht. Auch wenn im Neubau die Werte mit der höchsten Energieeffizienz erreicht werden, eignen sich diese nur bedingt für eine Potenzial-Betrachtung. Die Option, zur Erhöhung der Energieeffizienz im Filialbetrieb komplett neu zu bauen, ist in den meisten Fällen weder finanziell noch vor dem Hintergrund der Ressourceneffizienz eine sinnvolle Strategie. Dies kommt aus ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten nur dann in Frage, wenn die Gebäudesubstanz schon so baufällig ist, dass nur noch ein Abriss infrage kommt.

Durchschnittlicher Energieverbrauch im Lebensmittelhandel (Neubau, sanierte Bestandsfilialen, unsanierte Bestandsfilialen)
Foto: EHI
61 Prozent der Lebensmittelhandelsfilialen werden von den Befragten als unsanierte Bestandsfilialen eingestuft. 28 Prozent der Filialen zählen zum sanierten Bestand, und 11 Prozent gelten als Neubau. Die Potenzial-Betrachtung konzentriert sich daher insbesondere auf den unsanierten Filialbestand.
Die Differenz zwischen unsanierten und sanierten Bestandsimmobilien ist aus technologischer Sicht ein Mindestpotenzial, da es mit bewährten Maßnahmen problemlos gehoben werden könnte. Bezieht man den technologischen Fortschritt mit ein und orientiert sich nicht am Durchschnitt, sondern an den energieeffizientesten Best-Practice-Beispielen, wären noch weitaus größere Energieverbrauchssenkungen möglich.
Ziel der Bundesregierung ist ein klimaneutraler Gebäudebestand bis 2050. Kombiniert mit Eigenenergie-Erzeugung bzw. -verbrauch sowie Energiespeichern kann ein Nullenergie- bzw. Plusenergie-Standard erreicht werden. Mehrere Handelsketten haben bereits Handelsgebäude errichtet, die einen solchen Standard erfüllen. Häufig sind dies jedoch Pilotprojekte, die sich bisher nicht wirtschaftlich replizieren lassen bzw. die auch nicht an jedem Standort umsetzbar sind. Lange Amortisationszeiten sind bei gemieteten Objekten oft keine Option.
Potenzial bei Strom
Grundsätzlich sind die Potenziale im Bereich Stromeinsparung höher als im Bereich Wärmeeinsparung. Da der Strompreis im Durchschnitt das drei- bis fünffache des Preises für Wärmeenergie ausmacht, sind die Anreize für Energieeinsparungen hier deutlich höher. Eine perspektivisch immer stärkere Koppelung von Einspar-Anreizen an den CO2-Ausstoß könnte bewirken, dass durch fossile Brennstoffe erzeugte Wärme teurer wird. Eine zunehmende Anzahl an Vorreiter-Unternehmen bewegt seine Unternehmenspolitik schon immer stärker in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
Auch bei Handelsunternehmen, die in diesem Prozess noch vergleichsweise am Anfang stehen, gibt es durchaus Erfolge. Dennoch reicht die aktuelle Dynamik nicht aus, um die Klimaziele 2050 zu erreichen. Laut der Studie „Klimaneutrales Deutschland“ kann die Zielerreichung nur durch konsequent und intelligent veränderte Investitionsanreize gelingen.
Ein wichtiger Anreiz wäre eine Umkehr der bisherigen Kostenverhältnisse im Energiesektor: Der bisher vergleichsweise sehr teure Strom würde regenerativ erzeugt und perspektivisch sehr günstig werden, während fossile Brennstoffe sich stark verteuern würden. Investitionen in erneuerbare Energien bzw. zur Erhöhung der Energieeffizienz von Gebäuden wären in diesem Szenario aus ökonomischer Sicht nicht nur lohnenswert, sondern unvermeidbar, um Gebäude zukünftig wirtschaftlich betreiben zu können.
Weitere Informationen: Benjamin Chini/chini@ehi.org

EHI-Studie Energiemanagement im Einzelhandel 2020
Foto: EHI
EHI-Studie: Energiemanagement im Einzelhandel 2020
Mit Schwerpunkt Lebensmittelhandel
ISBN 978-3-87257-542-5
Preis 465,00 € zzgl. MwSt.
Mehr Infos unter: www.ehi-shop.de, vertrieb@ehi.org, Tel. + 49 221 57993-43