Noch vor drei, vier Jahren überwog die Skepsis gegenüber der Touch-Technologie, speziell bei den Verantwortlichen in den FMCG-Branchen. Zu groß waren die Bedenken hinsichtlich Geschwindigkeit, Bedienbarkeit, Fehleranfälligkeit und Robustheit. Inzwischen aber ist der Anteil der Handelsunternehmen, die Touchscreens als Eingabe-Medium einsetzen, auf 86 Prozent gestiegen. Für die Zukunft sind bei allen im Rahmen der EHI-Kassenstudie befragten Unternehmen Touch-Systeme vorgesehen, davon 72 Prozent als reine Touch-Lösungen, also ohne unterstützende Tastatur.

Bei Zahlungsterminals ist größtmögliche Flexibilität für zukünftige Bezahlverfahren sowie die mit Wallets möglichen Funktionen wie Couponing, Loyality und Ticketing notwendig.

Markus Hövekamp

Vorsitzender der Geschäftsführung, Verifone GmbH

Die Händler haben festgestellt, dass sich die im Vergleich zur Tastatur deutlich höheren Anschaffungskosten des Touch schnell amortisieren. „Schulungsaufwand nahe Null, weniger Fehlbedienungen durch die kontextsensitive Anwendung“, konstatiert zum Beispiel Uwe Metz, Leiter POS-Systeme bei Deichmann. Insbesondere durch den weitgehenden Wegfall langwieriger Einweisungen bewegt sich der Return on Invest zwischen 12 und 24 Monaten. Je nach eingesetzter Technologie – und an diesem Punkt scheiden sich noch die Geister.

Bei der Infrarot-Technologie ist keine Glasscheibe bzw. kein Substrat erforderlich, um Berührungen zu erkennen. Dadurch wird ein physikalischer Verschleiß des Touchscreens ausgeschlossen. Die Infrarot-Technik eignet sich auch für den hochfrequenten Gebrauch und für raue Umgebungen. Auf Berührung mit dem Finger (oder langem Fingernagel) der Kassiererin reagiert die Oberfläche schnell und akkurat. Laut EHI-Studie entscheiden sich rund 40 Prozent der Händler für diese Variante.

Für die kapazitive, resistive oder akustische Technologie entscheiden sich jeweils zwischen 15 und 20 Prozent der Unternehmen. Letztlich sind die Hersteller gefragt, Umgebung und Alltagsanforderungen im Einzelfall zu analysieren und dem Händler auf dieser Basis das für ihn richtige System zu empfehlen.

Couponing schneller abwickeln

In den USA ist Couponing Volkssport. Jährlich werden dort rund 250 Mrd. Gutscheine verteilt, 92 Mio. Amerikaner nutzen diese Angebote – und dies zunehmend in digitaler Form. 2013 werden 47 Prozent der Coupon-User in den Vereinigten Staaten elektronische Rabattgutscheine einlösen, prognostiziert das New Yorker Marktforschungsunternehmen eMarketer. Experten gehen davon aus, dass die digitale Variante dem Couponing auch in Deutschland einen Schub verleihen wird. Auch der Handel teilt offensichtlich diese Einschätzung: Laut EHI-Studie wollen 80 Prozent der Händler ihre POS-Systeme mit entsprechenden Applikationen auf die Akzeptanz von mobilen Coupons vorbereiten.

Kartenterminals rüsten auf

Die zentralen Anforderungen des Handels an seine Kartenzahlungsterminals lauten: robuste und bedienerfreundliche Geräte, einfache Einbindung der Software in die IT-Umgebung, Abdeckung aller relevanten Kartenversionen und schnelle Abwicklung des Bezahlvorgangs. Für Neuinvestitionen kommt ein wesentliches Kriterium hinzu: Die Lösung muss die künftigen mobilen und kontaktlosen Bezahlvarianten am POS abbilden, ob per QR-Code oder per NFC.

Die großen Handelsfilialisten tauschen momentan sukzessive ihre Terminals gegen NFC-fähige Geräte aus – um schnell reagieren zu können, wenn sich die NFC-basierte Kartenzahlung weiter verbreitet und wenn sich Standards und Verfahren für das Mobile Payment herauskristallisieren.

Dann lautet die zusätzliche Anforderung des Handels: NFC-Terminals müssen sowohl mit NFC-Karten als auch mit NFC-basierten Wallets, den virtuellen Brieftaschen in den Smartphones, schnell und sicher funktionieren. Der Dienstleister Verifone zum Beispiel hat daher sein Zahlungsterminal „H5000“ bereits mit Wallets getestet und entsprechend optimiert. Weil mit einer zunehmenden Wallet-Nutzung künftig auch Couponing, Loyality und Ticketing über die Geräte abgewickelt werden, bietet Verifone für Großfilialisten zusätzlich eine Serverlösung an. Updates und neue Funktionen müssen dann nur auf den Server eingespielt werden, um allen angeschlossenen Zahlungsterminals zur Verfügung zu stehen.

Weniger Papier, weniger Strom

Tintenstrahl-Bondrucker sind eine aussterbende Spezies an den meisten Handelskassen. Sie kommen fast nur noch in Edel-Shops zum Einsatz, wo dem anspruchsvollen Gast ein besonders brillant und mehrfarbig gedruckter Kassenbon überreicht wird und wo Schnelligkeit keine Rolle spielt. Denn Vierfarb-Tintenstrahler kommen auf eine Druckgeschwindigkeit von lediglich rund 100 mm/Sekunde. Moderne Thermodrucker erreichen das Dreifache – damit kann der Kassenzettel auch im FMCG-Handel nicht mehr zum zeitlichen Engpass für den Checkout-Prozess werden.

Bei POS-Druckern ist ein Trend hin zu Web-basierten Lösungen zu beobachten. Sie eignen sich hervorragend für den Einsatz mit Tablet-PCs oder Mobiltelefonen.

Michael Rabbe

Head of Business Systems Sales, Epson

Die Hersteller von Bondruckern arbeiten daher vorwiegend an Detailverbesserungen zur Minimierung der Verbrauchskosten im laufenden Betrieb. Dabei geht es einerseits um den Papierverbrauch. Beispielsweise bietet die Druckerfamilie „TM-T88V“ von Epson eine Funktion, mit der die Zeilenabstände beim Druck optimiert werden und somit das Papier um, so Epson, „bis zu 30 Prozent besser ausgenutzt wird.“

Einen interessanten Ansatz verfolgt Citizen: Der Hersteller versucht, DIN A4-Laserdrucker-Rechnungen komprimiert auf einen 4 Inch-POS-Drucker zu bringen. „Damit könnten DIN A4-Drucker, etwa an den Baumarkt-Checkouts, obsolet werden“, meint Jörk Schüßler, POS Product and Marketing Manager bei Citizen Systems Europe.

Bondrucker gehen ins Netz

Zweiter relevanter Ansatzpunkt zur Reduzierung der laufenden Kosten von Bondruckern ist der Energieverbrauch. Die Hersteller bauen energieeffiziente Netzteile ein und versuchen, mit innovativen Betriebssteuerungen über die Kassenterminals und deren Software eine Reduktion des Energieverbrauchs zu erzielen. Bei der neuesten Generation von Druckern bewegt sich die Stromaufnahme (siehe Tabelle) im Betriebsmodus bei rund 50, im besten Fall bei unter 30 Watt. Im Stand by-Modus erreichen die ersten Geräte einen Stromverbrauch von unter einem Watt – besonders relevant, weil sich die Drucker zwischen 80 und 90 Prozent ihrer Lebenszeit in Wartestellung befinden.

Wie die Kassenterminals nehmen inzwischen auch die Bondrucker Verbindung zum Internet auf. „Der Trend geht hin zu Web-basierten Lösungen“, beobachtet Michael Rabbe, Head of Business Systems Sales bei Epson. Mit der sogenannten „TM-Intelligent“- Technologie hat der Hersteller im vergangenen Jahr eine Plattform für diesen Bereich vorgestellt. Die entsprechenden Drucker kommen ohne Treiber aus, denn sie arbeiten plattformunabhängig und sind daher mit allen HTML5-fähigen Browsern kompatibel. „Ein treiberloser Betrieb umgeht von vorneherein viele Probleme und Hürden bei der Implementierung und beim Betrieb der Anlage“, erklärt Rabbe.

Zweiter Pluspunkt ist die leichte Anbindung mobiler Geräte wie Tablet-PCs oder Smartphones. Die niederländische BAS-Gruppe, eine IT-Ladenkette mit den Marken Dixons und Mycon, hat diese Lösung bereits implementiert. Dort können Bons mobil ausgegeben werden, die Drucker können dabei selbst noch weitere POS-Drucker oder Zusatzhardware wie Geldschubladen ansteuern.

Fotos: Acardo (1), Ergonomic Solutions (1)