Der Startschuss fiel im Januar 2020 in Köln: Das bundesweit erste unternehmensübergreifende Blockchain-Projekt im Ladungsträgermanagement hat seine Arbeit aufgenommen. Innerhalb von zwei Jahren wollen namhafte Firmen erstmals gemeinsam eine Blockchain-basierte Lösung für das Ladungsträgermanagement entwickeln.

Teilnehmer aus 14 Unternehmen arbeiten partnerschaft- lich im Blockchain-Projekt zusammen. Weitere Teilnehmer sind erwünscht.

Teilnehmer aus 14 Unternehmen arbeiten partnerschaft- lich im Blockchain-Projekt zusammen. Weitere Teilnehmer sind erwünscht.
Foto: GS1 Germany

Der Tausch von Paletten und anderen Ladungsträgern soll damit digital, transparent und effizient erfolgen, und die Lösung soll dem Markt im Anschluss zur Verfügung gestellt werden. Das übergeordnete Ziel ist kein kleines, denn die zumeist analogen Prozesse rund um den Ladungsträgertausch sind sehr komplex und oft von Intransparenz und Ineffizienz geprägt. Blockchain soll für Transparenz, Synergieeffekte und Effizienz im Markt sorgen. Zielstrebigkeit und Selbstbewusstsein der Partner rühren her aus dem vorangegangenen Pilotprojekt, in dem gut 30 Unternehmen – ebenfalls unter der Leitung von GS1 Germany – 2018 den Blockchain-basierten Palettentausch erfolgreich erprobten.

Europaweit

Gelingt jetzt im neuen Vorhaben der digital gesteuerte Ladungsträgertausch europaweit, wäre das für den Logistiksektor ein historischer Schritt. Perspektivisch könnte eine solche Lösung aber allen Branchen einen Mehrwert bieten, in denen Ladungsträger zum Einsatz kommen – von der Palette über die Fleischkiste bis zur Geldkassette.

Laut einer Prognose des Trendforschungsinstituts Gartner soll der Blockchain- Trend in zwei bis fünf Jahren das sogenannte „Plateau der Produktivität“ erreichen. Dass der Bedarf an neuen Erkenntnissen und praxistauglichen Lösungen im Markt weiterhin spürbar existiert, bestätigen auch die neuen Projektteilnehmer. Sie sind von Blockchain als möglicher Lösung für ihre logistischen Herausforderungen überzeugt.

Handelsseitig beteiligen sich an der nun gestarteten Initiative Edeka und Lidl. Auf Herstellerseite sind Henkel, Vitakraft und Gärtnerei Ulenburg in der Initiative aktiv. Aus der Logistikbranche übernehmen die Nagel-Group, Paki Logistics und Thermotraffic zentrale Rollen. Technologieseitig beteiligen sich Conet, das European EPC Competence Center (EECC), Lufthansa Industry Solutions und SAP. Beratende Funktion besitzt die Anwaltskanzlei DWF. Die Projektsteuerung obliegt GS1 Germany als neutraler Plattform.

Mitwirkung

Im ersten Halbjahr gab es bereits Anfragen von weiteren Unternehmen, insbesondere aus Industrie und Handel, die Interesse an der Mitentwicklung und Nutzung einer marktfähigen Lösung haben. Ihr Vorteil: Je früher der Einstieg in das Projekt erfolgt, desto größer ist die Chance, noch über Grundlagen wie Projektziele, Governance-Regelungen sowie technische Aspekte mitentscheiden zu können. Die Initiative ist bewusst auf zwei Jahre angelegt. Im laufenden Jahr fokussiert sich das Konsortium zunächst auf die konsequent den Marktbedürfnissen angepasste Konzeption.

Im zweiten Projektjahr geht es dann an die konkrete Entwicklung. Denn ohne einen klar definierten Anwendungsfall, belastbare Governance-Strukturen und geklärte rechtliche Rahmenbedingungen kann die beste Blockchain keinen Mehrwert liefern. In diesem Sinne haben die Projektteilnehmer drei Arbeitsgruppen gebildet (siehe Kasten).

Das spannende Ziel der Initiative ist es auch, weitere mögliche, noch nicht erkannte Vorteile herauszufinden, die Blockchain dem Management des Ladungsträgertauschs bieten kann. Auch die Schwierigkeiten und Herausforderungen auf dem Weg ans Ziel werden wertvolle Erkenntnisse sein. Die vielen Learnings aus dem ersten Pilotprojekt werden eine wichtige Hilfe sein, doch sicherlich wird dieses neue Unterfangen weitere, essentielle Erkenntnisse liefern.

Gelingt dem Projektteam das visionäre Vorhaben, wird es sich zeigen, ob der Markt bereit ist für Blockchain – und damit auch für mehr Transparenz, Vertrauen und Miteinander. Der Startschuss ist gefallen. Jetzt geht es in den Dauerlauf.

Die Themen der Arbeitsgruppen

 

Arbeitsgruppe 1: Definition des Anwendungsfalls

Klärt die Ziele der Lösung, ihren Scope und ihren Mehrwert. Gefragt sind darum vor allem die Logistik-Experten im Projekt.

Arbeitsgruppe 2: Entwicklung des technologischen Konzepts

Befasst sich mit der Blockchain-Architektur und -Infrastruktur – im Schulterschluss mit den Logistik-Experten. Am Ende soll eine Blockchain stehen, die nicht von einem zentralen IT-Dienstleister bereitgestellt, sondern aus der Gruppe heraus als Co-Development gestemmt wird. Im Fokus steht die Schaffung einer offenen Infrastruktur auch für Dritte. Diese Entwicklung soll als Non-Profit-Projekt erfolgen.

Arbeitsgruppe 3: Erarbeitung der Governance-Strukturen

Befasst sich mit einem der herausforderndsten Bereiche: der Entwicklung der Governance-Regeln für das spätere Blockchain-Konsortium. Es gilt, einen Konsortialvertrag aufzustellen, Regeln festzulegen und viele rechtliche Fragen zu klären. Darüber hinaus wird die Gruppe ein Geschäftsmodell samt Finanzierung aufstellen.