Welche Payment-Trends werden gerade besonders intensiv diskutiert und warum?
Aus Sicht des Handels steht vor allem die Sorge um die Zukunft der Girocard im Vordergrund. Das mit weitem Abstand führende Bezahlverfahren verliert momentan durch die Verbreitung der Debit-Produkte von Visa und Mastercard, die auch 2024 zu den klaren Gewinnern zählten. Die finalen Zahlen, die wir im Rahmen des EHI Paymentkongresses in Bonn präsentieren werden, bestätigen diese Entwicklung. Weiter zulegen wird auch die Bargeldauszahlung über die Kassen des Einzelhandels, wenn auch voraussichtlich mit etwas abgeschwächtem Tempo. Der Bedarf nach Bargeld, gekoppelt mit der bequemen Beschaffung unmittelbar nachdem Einkauf, ist weiterhin gegeben – und das, obwohl der Umsatzanteil von Scheinen und Münzen weiter zurückgegangen ist. Rund 14 Milliarden Euro Bargeld dürften in 2024 per Cashback an die Kundinnen und Kunden ausgegeben worden sein. Dies geht einher mit einem immer weiteren Abbau der Geldausgabeautomaten durch die Deutsche Kreditwirtschaft. Mit einem neuen, alternativen Betreibersystem, das bereits von der Postbank eingesetzt wird und in der zweiten Jahreshälfte auch von der Deutschen Bank eingeführt werden soll, zahlt dann der Handel bei diesem Service zumindest nicht mehr drauf. Eine gute Entwicklung in Anbetracht der rund 20 Millionen Euro, die Cashback dem Einzelhandel im letzten Jahr gekostet haben dürfte.
Beim EHI-Payment-Kongress 2025 wird es ein Panel zum Thema New Generation Payments geben. Ist Payment tatsächlich eine Generationenfrage oder nicht doch eher nutzerspezifisch?
Hier geht es vor allem um die wichtige Frage, ob die jüngere, nachwachsende Payment-Generation andere Vorstellungen hat vom Bezahlprozess, von den angebotenen Bezahltechniken und Bezahlverfahren als die Baby-Boomer, die nun ins Rentenalter kommen. Unser langjähriger Veranstaltungspartner Payone wird diesem Thema im Rahmendes Kongresses eine eigene Session widmen. Zum gleichen Thema wird es am ersten Veranstaltungstag eine Diskussionsrunde geben, die mit Payment-Experten und -Expertinnen sowohl der älteren als auch der jüngeren Generation besetzt ist. Wichtig ist es, dass der Handel sich mit seinem Angebot an Bezahlverfahren auf diesen Generationenwandel und die sich möglicherweise veränderden Bedürfnisse rechtzeitig einstellt.
Trotz seit Jahren rückläufiger Entwicklung ist die Bargeldzahlung gerade in Deutschland aktuell noch ein wichtiger Faktor. Welche Rolle wird das Bargeld hierzulande in zehn Jahren spielen?
Allen Befürchtungen zum Trotz wird Bargeld auch in zehn Jahren noch einen nennenswerten Anteil im Zahlungsmix der Händler ausmachen. Derzeit entfällt auf das Bargeld branchenübergreifend noch gut ein Drittel des stationären Umsatzes. Nimmt man aber den Onlinehandel dazu, wo Bargeld so gut wie keine Rolle spielt, liegt der Anteil bereits bei knapp unter 30 Prozent. In Niedrigpreisbranchen ist der Bargeldanteil zum Teil deutlich höher, im textilen Einzelhandel deutlich niedriger. Immerhin sind aber 2023 noch 172 Milliarden Euro über den Einzelhandel umgesetzt worden und auch die Deutsche Bundesbank hat sich klar pro Bargeld ausgesprochen. Die diskutierte Abschaffung der 1-Cent- und 2-Cent-Münzen ist eher als kosmetische, kostensparende Maßnahme zu sehen und weniger als erster Schritt zu einer bewusst lancierten Bargeldabschaffung.Fakt ist aber: Das Bargeldhandling wird für den Handel nicht billiger.
Wird die Zunahme an Self-Checkout-Kassen den Rückgang bei der Bargeldzahlung beschleunigen?
Bei den Betreibern von Self-Checkout-Kassen gibt es unterschiedliche Meinungen zu der Frage, ob es Sinn ergibt, Bargeldmodule in die Terminals zu integrieren. Fakt ist, dass sich unbares Bezahlen in den letzten Jahren einfach zu gut etabliert hat. Außerdem gibt es mit Ausnahme der autonomen Stores immer auch noch das parallele Angebot Bargeld akzeptierender Kassen.
Eine Breakout-Session auf dem Payment-Kongress wird sich mit der Zukunft des Bezahlens befassen. Welchen Nutzen hat Künstliche Intelligenz für den Payment-Sektor? Hat KI das Potenzial, Payment-Prozesse in den kommenden Jahren zu verändern?
Anders als in vielen anderen Branchen spielt Künstliche Intelligenz im täglichen Payment-Handling für den Einzelhändler noch keine große Rolle. Momentan sind es vor allem Zahlungsverkehrsdienstleister und große Brands wie Mastercard und Visa, die KI zur Optimierung der Sicherheit im Zahlungsverkehr einsetzen. Man kann aber davon ausgehen, dass es künftig auch zur Paymentsteuerung interessante Einsatzmöglichkeiten von KI geben wird, zum Beispiel für Kundenbindungssysteme.
Die neue Zahlart Wero kommt in Deutschland nur langsam in Fahrt. Wo liegen die Herausforderungen und wozu braucht es überhaupt Wero?
Wero hat wie auch der kommende Digitale Euro den grundlegenden Ansatz der Emanzipation von immer stärker werdenden internationalen Zahlungssystemen, die die Unabhängigkeitdes europäischen Zahlungsverkehrs sichern sollen. Die Einschätzungen dazu sind geteilt, vor allem deshalb, weil viele Zahlungsverkehrsexperten der Meinung sind, dass diese Ansätze deutlich zu spät kommen. Daher geht es vor allem darum, mit dem länderübergreifenden Omnichannel-Ansatz von Wero klare USPs zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden noch besser gerecht werden. Platzhirsch Paypal hat hierzulande im E-Commerce einen sehr dicken Pflock gesetzt. Aus Sicht vieler kostengeplagter Händler würde hier ein bisschen Bewegung gut tun. Allerdings wird der Handel auch Wero definitiv nicht geschenkt bekommen. Entscheidend wird sein, ob das System bei der Kundschaft gut ankommt und wie die Händler beim Angebot mitziehen.
Der EHI Payment Kongress 2025 findet am 6. und 7. Mai im alten Bundestag in Bonn statt.
Weitere Informationen und die Möglichkeit, noch kurzfristig Tickets zu erwerben: hier.