Zum Auftakt präsentierte Horst Rüter, Payment-Experte des EHI, zentrale Ergebnisse der neuen EHI-Studie „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2025“. Zwar dominiert Bargeld demnach weiterhin bei der Anzahl der Transaktionen, doch der Rückgang des Barzahlungsanteils setzt sich fort. Die Girocard behauptet ihre Führungsrolle unter den Kartenzahlungen, während Mobile Payment stetig wächst. Besonders augenfällig: Die Nutzung von Cashback bleibt hoch – kostet den Handel aber weiterhin einen zweistelligen Millionenbetrag jährlich. Im Onlinehandel bleibt Paypal unangefochtener Spitzenreiter, deutlich vor dem Kauf auf Rechnung.

André Pallinger (S-Markt & Mehrwert) und Dominik Dommick (Payback)
Foto: EHI/Hauser
Payback trifft Girocard
Einen prominenten Platz beim Kongress nahm das Thema Kundenbindung ein – u. a. die Rolle von Payback. Das Loyalty-Programm feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen und präsentierte zusammen mit der Sparkassen-Finanzgruppe eine potenziell richtungsweisende Erweiterung: In Kürze sollen Payback-Punkte auch über die Girocard gesammelt werden können.
Damit verknüpfen sich die Reichweite von über 70 Mio. Sparkassenkunden mit der hohen Relevanz von Payback – rund 95 Prozent der gesammelten Punkte werden aktuell eingelöst. Ziel sei eine horizontale Integration der Payback-Funktionalität in die Sparkassen-Card und Banking-Apps, wie André Pallinger von der Finanzgruppe erklärte. Die Sparkassen wollen so ihren Kartenumsatz stärken und darüber hinaus ihr Händlernetzwerk ausbauen – mit Fokus auf regionale Partner wie Bäcker oder kleine Einzelhändler, die durch die Kooperation ohne große technische Investitionen am Payback-System teilnehmen können.
Auch auf Handelsseite stand Loyalty im Fokus: Kevin Schneevoigt, selbstständiger Edeka-Kaufmann, zeigte auf, wie Kundenbindung zwischen Gewohnheit und echter Emotionalisierung schwankt. In seinen Märkten setzt er auf einen Mix aus klassischen Stempelkarten, Events und der Payback-Amex-Karte. Für ihn ist entscheidend, dass die Zahlungsmittelfreiheit erhalten bleibt – sie sei für viele Kund:innen Ausdruck von Individualität und Lifestyle.
EHI-Studie „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2025“
Die Studie dokumentiert die Entwicklung der Zahlungsarten (bar, girocard, SEPA-Lastschrift, Kreditkarte, internationale Debit-Schemes (inkl. New Debits) handelseigene Karten mit Zahlungsfunktion/Gutscheinkarten) sowie den Einsatz von Bezahltechnologien und den Stand der Bargeldauszahlung am PoS („Cash Back“) in verschiedenen Branchen des stationären Einzelhandels.
Die EHI-Studie erscheint Ende Juni und ist kostenfrei für EHI-Mitglieder verfügbar.
Kontakt: Horst Rüter, Leiter Forschungsbereich Zahlungssysteme und Mitglied der Geschäftsleitung, Tel.: 0221/57993-54, rueter@ehi.org
Wahlfreiheit beim Bezahlen

Alexander Vaasen (Aldi Süd) und Fabiana Mingrone (Amex)
Foto: EHI/Hauser
In mehreren Breakout-Sessions rückten die Themen Mobile Payment und alternative Bezahlverfahren in den Mittelpunkt. Diskutiert wurden etwa kontobasierte Verfahren wie Wero oder die Vision eigener Währungssysteme zur Gebührenvermeidung. Marcus W. Mosen, Botschafter der Initiative „Deutschland zahlt digital“, plädierte dabei für die Wahlfreiheit der Konsumenten: Bezahlen soll überall möglich sein – mit Bargeld, Karte oder digitalem Wallet.
Einen strategischen Blick bot auch der Beitrag von Aldi Süd und American Express. Fabiana Mingrone (Amex) und Alexander Vaasen (Aldi Süd) zeigten auf, wie zwei scheinbar gegensätzliche Marken voneinander profitieren können. Der Discount-Kunde ist heute hybrid, entscheidet situativ – und nutzt zunehmend Premium-Dienstleistungen wie Amex. Für Aldi bedeutet die Partnerschaft Zugang zu datenbasierten Insights, für Amex eine stärkere Präsenz im Alltag.
Bei der Baumarktkette Obi wird Payment inzwischen als Enabler für neue Geschäftsmodelle begriffen. Nach jahrelanger Dezentralität baute das Unternehmen eine zentrale Payment-Organisation auf, die sämtliche Kanäle – vom POS über den Onlineshop bis hin zum 2024 gestarteten Marktplatz – integriert. Ein neuer Zahlungsdienstleister und die enge Verzahnung mit IT und Kassenorganisationen unterstreichen den Wandel hin zu einer Payment-getriebenen Infrastruktur.

Caroline Coelsch und Sebastian Behr (Obi)
Foto: EHI/Hauser
Zentrale Systeme statt Flickenteppich
Wie anspruchsvoll Payment im operativen Alltag sein kann, zeigte der Beitrag von Viba Sweets und dem Payment-Dienstleister Secupay. Nach der kurzfristigen Übernahme einer insolventen Filialkette stand das Traditionsunternehmen vor einer kaum beherrschbaren IT-Landschaft mit sieben Kassensystemen, mehreren Gutscheinsystemen und diversen Zahlungsanbietern. Innerhalb weniger Tage wurde mit Secupay eine neue Lösung eingeführt, Terminals ausgerollt und ein zentrales Gutscheinsystem implementiert.
Auch regulatorische Anforderungen fordern die Branche heraus. So berichteten Vertreter von Finetelligence und Verifone über die Fiskalisierung von E-Ladesäulen. Diese unterliegen inzwischen der Belegausgabepflicht, obwohl sie keine klassischen Kassen darstellen. Lösungen wie cloudbasierte Fiskalisierung und terminalgestützte Belegsignierung schaffen hier praktikable Wege – vorausgesetzt, Schnittstellen sind standardisiert.
KI, Daten und digitale Währungen
Zukunftsforscher Tristan Horx warf einen visionären Blick in die kommenden Jahre – doch auch auf technologischer Ebene gab es Ausblicke auf das, was kommt: Carsten Schüerhoff (Iskander Business Partner) und Carsten Muerl (Mastercard) beleuchteten, wie KI das Payment revolutionieren kann. Von hyperpersonalisierter Kundenansprache bis hin zu risikobasierter Authentifizierung: Künstliche Intelligenz verspricht höhere Relevanz, weniger Reibung und niedrigere Kosten – vorausgesetzt, es stehen hochwertige Daten zur Verfügung.
Für den stationären Handel eröffnen sich damit neue Optionen: Loyalty-Apps mit Mobile Payment-Funktionalität können emotional aufladen, KI reduziert Kreditkartengebühren und erhöht die Conversion. Ein anderer Ausblick in die Zukunft kam von Bernd Romswinkel (Kurant Germany), der über Bitcoin-Automaten informierte. Diese ermöglichen es Verbraucher:innen, mit Bargeld Kryptowährungen zu kaufen oder auszahlen zu lassen – mit Lizenz und Support durch Kurant. Für Händler, die einen Automaten bereitstellen, ergeben sich Zusatzumsätze und potenziell neue Zielgruppen.