Corona forciert das Wachstum von SB-Technologien. „Der Anstoß, die enge Interaktion zwischen Kunden und Mitarbeitern auf ein Minimum zu beschränken, wird die Selbstbedienung stärken“, sagt Alan Burt, Leiter der vom RBR herausgegebenen Studie „Global EPOS and Self-Checkout 2020“. Für diese Einschätzung sprechen auch die Erfahrungen der Technologie-Anbieter aus den vergangenen Monaten. „Der Wunsch der Konsumenten nach einem autarken Einkaufs- und Checkout-Prozess hat sich erhöht, und die Händler sind daher mehr als vor Corona bereit, SB-Lösungen zu installieren“, beobachtet Gernot Hugl, Vice President Retail DACH bei Diebold Nixdorf. „Die Pandemie hat die Nachfrage weltweit beflügelt, denn Self-Checkout und Self-Scanning bieten Händlern eine ideale technologische Möglichkeit, um Distanzregelungen einzuhalten und Kontaktpunkte zwischen Kunden und Mitarbeitern zu reduzieren“, ergänzt Stefan Clemens, Area Sales Leader bei NCR.

Die Pandemie hat die Nachfrage nach Self-Scanning und Self-Checkout-Lösungen weltweit beflügelt.

Gernot Hugl

Vice President Retail DACH, Diebold Nixdorf Deutschland GmbH

Starke Zuwächse auf allen Kontinenten

Treiber der Entwicklung ist nach wie vor der US-amerikanische Einzelhandel. Dort haben in 2019 viele Unternehmen, zum Beispiel die Supermarktkette Wegmans und der Großhändler Costco, die SB-Technologie auf weitere Verkaufsstellen ausgeweitet. Hinzu kommen zahlreiche Neueinsteiger wie etwa der Convenience Store-Filialist Fast Phil’s. Insgesamt wuchs in Amerika die Zahl der Installationen laut RBR um 49 Prozent, im asiatisch-pazifischen Raum waren es 32 Prozent (jeweils 2019 zu 2018). Von im Vergleich allerdings deutlich geringerer absoluter Zahlenbasis ausgehend, hat sich in Europa die Zahl der Neuinstallationen sogar nahezu verdoppelt: In 2019 wurden im EMEA-Raum 94 Prozent mehr SB-Einheiten aufgebaut als noch im Jahr zuvor.

„Speziell der Handel in Frankreich, Holland, Russland und Osteuropa verzeichnet hohe Wachstumsraten“, berichtet Stefan Clemens von NCR. Aber auch der in Sachen SB-Technologie traditionell eher zurückhaltende deutsche Einzelhandel hat seinen Teil dazu beigetragen. Im Vergleich zum Stand August 2017 erhöhte sich die Zahl der stationären Self-Checkout-Systeme in Deutschland bis Mitte 2019 um rund 85 Prozent. In etwas mehr als 900 Märkten waren zu diesem Zeitpunkt rund 4.760 SB-Kassen im Einsatz. Die meisten Terminals stehen den Kunden nach wie vor in den Ikea-Möbelhäusern zur Verfügung. Im Ranking folgen die Edeka-Gruppe, Kaufland und die Rewe-Gruppe. Außerhalb des Lebensmittelsektors sind SB-Kassen neben Ikea vor allem bei den Baumarkt-Betreibern Bauhaus und Hornbach zu finden.

Das EHI Retail Institute, das die Zahlen für Deutschland erhebt, rechnet mit einem weiteren deutlichen Wachstum. „Die gute Kundenakzeptanz von Self-Checkout-Systemen wird sicher dazu führen, dass in naher Zukunft weitere Unternehmen diesen Service anbieten werden“, sagt EHI-Projektleiter Frank Horst. Das gilt auch für die mobile Variante von SB-Systemen, bei denen die Kunden ihren Einkauf direkt am Regal einscannen, mit eigenem Smartphone oder mit vom Händler bereitgestellten Handhelds. Auch in Deutschland scheint diese Lösung langsam aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwachen. Jedenfalls hat sich die Zahl der Installationen von 2017 auf 2019 um 134 Prozent erhöht – auch hier allerdings ausgehend von einer sehr niedrigen Basis. Hauptverantwortlich dafür ist der SB-Warenhaus- und Baumarkt-Betreiber Globus, der einen Großteil seiner Märkte mit dieser Technik ausstattet.

Hohe Wachstumsraten speziell in Frankreich, Holland, Russland und Osteuropa

Stefan Clemens

Area Sales Leader Retail, NCR GmbH

Interesse an hygienischen Lösungen

NCR ist der Technologie-Anbieter mit den weltweit meisten Installationen. Auch an den neu ausgelieferten Systemen des Jahres 2019 ist NCR hauptbeteiligt, mit einem Anteil von 47 Prozent bzw. mit rund 58.000 ausgelieferten Einheiten. Zu den Handelskunden von NCR gehören unter anderem der US-Riese Walmart, die britische Lebensmittelkette Sainsbury’s, der polnische Discounter Biodronka und die Salling Group in Dänemark. In der Rangliste folgen Toshiba (24 Prozent der Installationen) sowie CCL Technology und Diebold Nixdorf (jeweils 7 Prozent der Installationen des Jahres 2019). SB-Terminals von Diebold Nixdorf finden sich unter anderem bei Ikea, Lidl UK, Coop UK, Carrefour und C&A sowie bei den deutschen Handelsgruppen Edeka und Bünting. Auch kleinere Anbieter wie etwa Fujitsu arbeiten mit bekannten Handelsnamen wie Target, Home Depot, JMR und S Group zusammen.

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