Viele stationäre Händler haben erkannt, dass reine Produktpräsentation nicht mehr ausreicht, um sich im Wettbewerb zu positionieren und den steigenden Kundenansprüchen gerecht zu werden. Erfolg braucht positive Erlebnisse im Store sowie den nahtlosen Anschluss an Online-Kanäle. Dabei kann Digital Signage mehr leisten als digitale Poster an der Wand: Wird es professionell in bestehende Omnichannel-Prozesse eingebettet, kann es den Umsatz und die Zufriedenheit von Kundschaft und Personal steigern.
Durch intelligente Datenverknüpfungen eröffnen sich Chancen für nachhaltigeres Handeln und zusätzliche Serviceangebote. Obwohl Digital Signage großes Potenzial für Umsatzsteigerung und bessere Kundenerlebnisse birgt, lauern Stolpersteine. Händler müssen einerseits intern für Akzeptanz sorgen, rechtliche Vorgaben zum Datenschutz einhalten und ihre IT-Systeme optimal vernetzen. Andererseits stellt sich die Frage, wie die Installation digitaler Displays zu einer nachhaltigeren Kommunikation beiträgt und wo sich Kosten für Strom, Hardware und Wartung auf lange Sicht wirklich lohnen.
Typische Fehlerquellen
Akzeptanzprobleme entstehen häufig, wenn Mitarbeitende im Verkauf befürchten, dass digitale Lösungen ihre Beratungskompetenz infrage stellen oder zu Provisionsverlusten führen. Daher ist es wichtig, das Personal von Anfang an einzubinden und zu vermitteln, wie Digital Signage zu zusätzlichen Verkäufen und einem besseren Beratungserlebnis beiträgt. Ebenso wichtig ist der Datenschutz: Gesichtserkennung, Sensordaten und KI-Analysen sind nur dann wertvoll, wenn sie rechtskonform und transparent eingesetzt werden, weshalb Händler frühzeitig Datenschutzexperten einbeziehen sollten. Ein weiterer Stolperstein sind fehlende Schnittstellen – bleiben CRM-, Warenwirtschafts- und E-Commerce-Systeme unverbunden, gehen Potenziale für personalisierte Inhalte oder Click & Collect verloren. Eine solide IT-Architektur ist unerlässlich, um sämtliche Funktionen und Services reibungslos zu integrieren.
Kosten-Nutzen-Rechnung
Digital Signage gilt in der öffentlichen Wahrnehmung oft noch als Stromfresser. Moderne Displays sind energieeffizient, schalten sich automatisch bei geringer Kundenfrequenz ab und lassen sich intelligent steuern. Regelmäßige Software-Updates sorgen für einen ressourcenschonenden Betrieb. Dennoch müssen Händler Betriebskosten und Installationsaufwand gegen den Nutzen abwägen. Im Gegenzug ersetzen digitale Displays gedruckte Werbematerialien und sparen so Papier und Druckkosten. Da die Inhalte situativ angepasst werden können, wird weniger Material verbraucht. So können sich Händler als umweltbewusst positionieren. Mit digitalen Kassensystemen ist auch ein nahezu papierloser Store möglich.

Ein Sensor erkennt, welcher Schuh angehoben wird, und spielt gezielt Inhalte aus
Foto: Peakmedia I Alex Gretter
Technische Integration
Händler, die Digital Signage mit dem Onlineshop verknüpfen, schaffen einen durchgängigen Datenfluss zwischen stationärem Handel und E-Commerce. QR-Codes bieten eine komfortable Möglichkeit für schnelle Kaufabschlüsse per Smartphone, ob für Nachbestellungen, erweiterte Produktinformationen oder Click & Collect. KI-basierte Produktempfehlungen nutzen in Echtzeit die Daten des Onlineshops, um passende Artikel auf den Bildschirmen zu bewerben und so die Chancen auf einen stationären Abschluss zu erhöhen.
Augmented Reality (AR) erweitert die Einsatzmöglichkeiten von Digital Signage. Kund:innen können Produkte virtuell anprobieren oder Anwendungsszenarien durchspielen, ohne das Produkt physisch in die Hand nehmen zu müssen. Das kann Kaufentscheidungen erleichtern und die Hemmschwelle für Spontankäufe senken, da das reale Nutzungserlebnis bereits digital simuliert wird.
Einsatz außerhalb der Geschäftszeiten
Ein Vorteil von Digital Signage ist, dass intelligente Schaufenster und interaktive Displays auch nach Ladenschluss genutzt werden können. Wer sein Schaufenster mit interaktiven Elementen versieht, steigert die Sichtbarkeit bei Passant:innen und weckt durch Gamification-Ansätze oder spielerische Inhalte Neugier. Smart Mirrors bringen das Produkterlebnis nach draußen: Kundïnnen können Outfits virtuell testen, während das Geschäft geschlossen ist, und werden so zum Online-Kauf motiviert. Die nahtlose Anbindung an E-Commerce-Lösungen ermöglicht zudem eine direkte Leadgenerierung. So erhöht sich die Reichweite des Händlers über die realen Öffnungszeiten hinaus, während gleichzeitig neue Kundendaten für eine personalisierte Werbeansprache gewonnen werden.
Social Proof
Eine tiefe CRM-Integration ermöglicht dynamische Inhalte: Wiederkehrende Kund:innen erhalten maßgeschneiderte Angebote am POS. Dynamische Preisanpassungen, basierend auf Bestands- und Online-Daten, steigern die Kaufbereitschaft und bieten einen echten Mehrwert, den statische Preisschilder nicht leisten können. Social-Media-Einbindungen mit Trends, Influencer-Beiträgen oder Kundenbewertungen, die in Echtzeit auf den Displays erscheinen, können als Social Proof wirksam werden, weil Käufer:innen sehen, wie andere Menschen die Produkte nutzen oder bewerten.
Ein weiteres spannendes und derzeit intensiv diskutiertes Thema ist Retail Media. Es gewinnt weiter an Bedeutung, wenn Händler ihre Instore-Screens an Werbepartner vermieten. Auch hier kann KI unterstützen, um zielgruppengenauere Werbung auszuspielen. So können zusätzliche Erlösquellen generiert werden und eine fortlaufende Optimierung der Werbeeinblendungen erfolgen.
Gastautor Sebastian Wernhöfer ist Teil der Führungsriege und Co-Founder der Y1 Digital AG und Fashion- und Lifestyle-Spezialist im Digital Commerce.