Erfolg wird in der Wirtschaft nach wie vor primär durch monetäre Maßstäbe definiert. Also gelten Unternehmen, die in der Lage sind, im Wettbewerb mit anderen Unternehmen durch ihr Geschäftsmodell langfristig mehr Einnahmen als Ausgaben zu generieren, als erfolgreich. Als besonders erfolgreich gilt es, wenn sie den Markt für ihre angebotene Leistung laufend vergrößern und somit ein kontinuierliches Wachstum erzielen.
Ob wir den heutigen Stand der Wissenschaft und Technologie ohne dieses Wirtschaftsmodell hätten erreichen können, ist fraglich. Die durch den globalen Innovationswettbewerb entstandenen Technologien sowie das damit verbundene Wissen sind wertvoll für die Gestaltung unserer Gegenwart und Zukunft. Gleichzeitig hat das Modell zu großen Ungleichgewichten innerhalb der Weltbevölkerung geführt. Ein Vergleich der CO2-Fußabdrücke von Menschen aus unterschiedlichen Weltregionen oder Gesellschaftsschichten verdeutlicht dies sehr anschaulich.
Die alarmierende Veränderung des Weltklimas sowie die wachsende soziale Ungleichheit bringen uns zunehmend zu einer differenzierteren und langfristigeren Sichtweise auf die Begriffe Erfolg, Nutzen und Wirtschaftlichkeit.
Gemeinwohl
Die Produkte und Dienstleistungen unseres arbeitsteiligen Wirtschaftssystems dienen der Bedürfnisbefriedigung der Bevölkerung. Mit dem Vertrieb von Waren übernimmt der Einzelhandel hier eine elementare Funktion. Die rein monetäre Sicht auf Erfolg bietet für Hersteller und Einzelhändler den ständigen Anreiz, durch Werbung neue Bedürfnisse zu wecken und in der Konsequenz mehr Waren zu verkaufen.
Hier stellt sich nun die Frage nach der Verhältnismäßigkeit: Welchen Nutzen stiftet ein Produkt für den Konsumenten, wenn das Bedürfnis künstlich erzeugt wurde, und welcher Schaden entsteht der Natur und der Gesellschaft durch Produktion, Transport und Verkauf des Produktes? Der Schaden kann durch kurze Innovationszyklen und Produktnutzungs-bzw. Lebensdauern noch einmal massiv verstärkt werden.
Diese Diskussion ist nicht leicht zu führen, aber die Auseinandersetzung mit dieser Thematik findet in der Gesellschaft zunehmend statt. Es ist ein Erkenntnisprozess, in dem konkrete fortschrittliche Beispiele gefragt sind. Es geht nicht darum, die Fehler des bisherigen Wirtschaftens anzumahnen, sondern darum, sich damit zu beschäftigen, wie zukunftsfähiges Wirtschaften aussehen könnte: Wie kommen wir vom überwiegend kurzfristig und monetär geprägten Ökonomiebegriff zu einer neuen Definition von Wirtschaftlichkeit, die die Perspektive eines langfristigen, kollektiven Nutzens mit einschließt?
Der diesjährige Fachkongress „Energiemanagement im Einzelhandel“ beschäftigt sich in dem Themenblock „Wirtschaftlichkeit neu denken“ mit dieser Fragestellung.
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