Von wegen Easy Opening | stores+shops

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Von wegen Easy Opening

Eine im Verkaufsraum zurückgelassene leere Verpackung ist ein Indiz für einen möglichen Diebstahl, denn Diebe entledigen sich oftmals der sperrigen Verpackung. Die Analyse dieser Verpackungen offenbart nicht nur die Vorgehensweise der Diebe, sondern auch Schwachstellen des Verpackungsdesigns.

Das Auspacken ist eine von vielen Manipulationsarten – und bei einigen Produktverpackungen sogar notwendig, um anschließend die Waren unentdeckt und unbezahlt aus dem Verkaufsraum zu schleusen. Dadurch kann das Diebesgut auf die Größe des Produkts reduziert werden, was dem Täter ein einfacheres Verstecken des Diebesgutes erlaubt. Die Produktverpackung von Präservativen zum Beispiel weist in Relation zum Produkt ein großes Volumen auf. Wenn sie entfernt wird, kann das Produkt leicht in der Hosentasche versteckt werden. Das geschieht zwar zum Teil aus Schamgefühl – aber nicht nur.  

Durch das Entfernen der Produktverpackung verliert das Diebesgut auch den offensichtlichen Bezug zu einem bestimmten Händler, wodurch nicht mehr zu erkennen ist, ob das Produkt gerade entwendet oder beim Betreten des Verkaufsraumes bereits mitgeführt wurde, was – um beim Beispiel zu bleiben – bei Präservativen ja durchaus zutreffen kann. Außerdem umgeht der Täter durch das Entfernen der Verkaufsverpackung die eventuell angebrachte elektronische Artikelsicherung, die häufig in Form von Klebeetiketten auf oder innerhalb der Verpackung appliziert wird.  

Um diesem Problem entgegenzuwirken, sollten Verpackungen diebstahlhemmender konzipiert werden, auch wenn dies beim Auspackprozess häufig eine Minderung der Kundenzufriedenheit bewirkt. Diese Maßnahmen sind jedoch bei einigen Produkten unabdingbar, um den Verkauf des betroffenen Produkts außerhalb von abgeschlossenen Vitrinen und somit in Selbstbedienung fortsetzen zu können. Abgesehen davon sollten diebstahlhemmende Verpackungen auch im Sinne der ehrlichen Kunden sein, denn am Ende sind es eben diese, die das Handeln der Straftäter durch erhöhte Verkaufspreise bezahlen müssen.

Am Institut für Distributions- und Handelslogistik (IDH) des VVL e.V., Dortmund, wird im Rahmen eines aktuellen Forschungsprojekts die Diebstahlsicherheit von Verpackungen bewertet. Dieses Projekt wird über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ e.V. (AiF) im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsförderung und -entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.  

Für das Erreichen des Forschungsziels, die Diebstahlsicherheit einer Verpackung zu bewerten und diese anschließend zu verbessern, müssen zunächst deren Schwachstellen ermittelt werden. Daher werden in dem Projekt die von Dieben zurückgelassenen Leerverpackungen näher untersucht. Aus den über 500 untersuchten Leerverpackungen, die im ersten Schritt ausschließlich aus der Baumarktbranche stammen, stellte sich bereits heraus, dass jede vierte dieser Verpackungen eine Sichtverpackung ist, die aus einer Blisterkarte (einer planen Unterlage aus Karton oder Papier) und einer Blisterhaube (tiefgezogene Kunststofffolie) besteht. Diese wurde nochmals in unterschiedliche Unterkategorien systematisiert (siehe Abbildung). Bei nahezu jeder zweiten Verpackung dieser Unterkategorien waren die Blisterhauben lediglich auf der Karte aufgesiegelt.

Öffnungshilfen kontraproduktiv

Das Durchdrücken der Kartonage zur Entnahme des Artikels als Vorgehensweise erfolgte hier nur dann, wenn eine deutliche Öffnungshilfe in Form von perforierten Stellen angeboten wurde. Überwiegend wurde jedoch einfach die Blisterhaube von der Kartonage entfernt. Die offensichtliche Schwachstelle dieser Unterkategorie ist demnach die Verbindungsfestigkeit der Siegelnaht zwischen Blisterhaube und Blisterkarte – vorausgesetzt, es sind keine Öffnungshilfen vorgesehen.  

Um diese Verpackung nun diebstahlhemmender zu gestalten, muss gezielt an dieser Schwachstelle angesetzt werden. In dem speziellen Fall ist jedoch eine einfache Erhöhung der Siegelnahtfestigkeit nicht ausreichend, da sich beim Öffnungsprozess lediglich der Siegelbelag von der Kartonage lösen würde. Anders verhält es sich jedoch, wenn die Siegelfläche der Blisterhaube von der Kartonkarte vollständig umschlossen wird (siehe Abbildung). Hierbei erhöht sich die Verbindungsfestigkeit um ein Vielfaches, verhindert somit das schnelle Auspacken des begehrten Artikels und wirkt so diebstahlhemmend. Diese Wirkung wird jedoch aufgehoben, sobald Öffnungshilfen vorgesehen sind. In diesem Falle ist der erhöhte Verpackungsaufwand sinnlos.  

Erfolgt die Entnahme des Artikels durch das Durchdrücken des Artikels durch die Kartonkarte der Blisterverpackung, so ist dies mit einem höheren zeitlichen und mechanischen Aufwand verbunden. Diesen Aufwand gilt es zu bestimmen, um die Bewertung der diebstahlhemmenden Wirkung einer solchen Verpackung zu quantifizieren. Aus diesem Wissen heraus lassen sich dann einerseits bewährte Verpackungsansätze modifizieren und in ihrer diebstahlhemmenden Wirkung optimieren, andererseits können die Erkenntnisse aber auch zu ganz neuen Konzeptideen führen.

So werden am IDH des VVL e.V. derzeit weitere Projekte konzipiert, die vorrangig das Ziel verfolgen, die Diebstahlsicherheit von Verpackungen zu erhöhen, ohne dabei die Kundenzufriedenheit zu gefährden, das heißt ein frustrationsfreies Auspacken zu ermöglichen. Hierdurch soll eine der wesentlichen Barrieren für den Einsatz von diebstahlsicheren Verpackungen im Handel weitgehend beseitigt werden.  

Im weiteren Verlauf des Projekts sind noch mehrere Sitzungen des aus Experten betroffener Bereiche bestehenden projektbegleitenden Gremiums geplant. Weitere Interessenten können jederzeit mit dem Projektleiter (s.u.) Kontakt aufnehmen. Die Teilnahme an den Sitzungen ist aufgrund der öffentlichen Förderung des Projekts für Interessenten kostenfrei. Handelsunternehmen, die zum Projekterfolg beitragen wollen, können dies auch durch das einfache Verschicken ihrer aufgefundenen Leerverpackungen an das IDH des VVL e.V., Giselherstr. 34 in 44319 Dortmund, tun.

Kontakt: a.lapp@idh.vvl-ev.de

Foto: Fotolia/djama

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