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Gesprächsrunde auf dem EHI-Kongress „Energiemanagement im Einzelhandel 2016“ (Foto: Axel Schulten/EHI)

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Auf dem EHI-Kongress „Energiemanagement im Einzelhandel 2016“ berichteten Energieexperten von Food- und Nonfood-Filialisten über Fortschritte und laufende Projekte rund um Energiemanagement und -effizienz. Nach der Realisierung der „Quick wins“ in den letzten Jahren geht es aktuell um langfristig angelegte Projekte und Strategien.

Ernsting’s Family, Obi, Aldi Süd und Tegut sind seit Ende 2015 von der Neufassung des Energiedienstleistungsgesetzes betroffen. Dieses verpflichtet sie, regelmäßig ein sogenanntes Energieaudit durchzuführen. Dabei werden von eigenen Mitarbeitern oder externen Dienstleistern Energieeinsatz, -verbrauch und -kosten systematisch erfasst und analysiert. Alternativ dazu kann ein Energiemanagementsystem nach DIN ISO 50001 eingeführt werden. In einer Podiumsdiskussion auf dem EHI-Kongress „Energiemanagement im Einzelhandel 2016“ zogen die Verantwortlichen eine Zwischenbilanz ihrer Energiemanagement- Aktivitäten.

Ernsting’s Family

Das Unternehmen mit 1.800 Filialen entschied sich für das Energieaudit, weil dessen Durchführung intern als weniger komplex eingestuft wurde und kurzfristiger realisiert werden konnte. Die mit dem Energieaudit verbundenen Maßnahmen wurden mit internen Mitarbeitern durchgeführt. Außer der Erfüllung der gesetzlichen Pflicht habe man dabei allerdings keinen „Benefit“ erzielen können, so Stephan Hinzke von Ernsting’s Family. Grund: Man arbeitet in 80 Prozent der Filialen mit standardisierter Technik. Das sorgt für einen hohen Informationsstand in puncto Energieverbrauch und gilt intern als eine der Voraussetzungen für Energieeffizienz. Der Standardisierungsgrad soll weiter ausgebaut werden und binnen vier Jahren etwa 95 Prozent der Filialen erreichen.

Eine Technik ist nur gut, wenn auch die Gebäudehülle dazu passt.

Stephan Hinzke

Ernsting’s Family

Entscheidend für Erfolge im Bereich Energiemanagement sei eine Integration dieses Bereiches in die Unternehmensorganisation. Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang die (künftige) Digitalisierung und Vernetzung der Prozessbeteiligten. Diese würde beispielsweise dazu führen, dass etwa Wartungsberichte über den Betrieb einer Klimaanlage die Entscheidungsträger wesentlich schneller erreichen als bisher. Wichtig außerdem: Ernsting’s Family will künftig nicht nur die Technik in den Filialen optimieren, sondern auch die Gebäudehülle stärker berücksichtigen.

Obi

Beim Baumarkt-Filialisten (650 Märkte, davon 350 in Deutschland) wurde vor rund drei Jahren das Monitoring von Energieverbräuchen eingeführt und anschließend eine Reihe von Maßnahmen zur Verbrauchsreduzierung eingeleitet. Im Mittelpunkt steht dabei die effizientere Steuerung von Beleuchtung, Heizung und Lüftung. Zu diesem Zweck wurden externe Dienstleister damit beauftragt, die Lastgänge der Märkte, also die abgenommene Energieleistung, zu analysieren, Schwankungen und „Ausreißer“ zu identifizieren und bei Bedarf auch kurzfristig aktiv gegenzusteuern.

Auch bei Obi habe das gesetzlich vorgeschriebene Energieaudit keine neuen Erkenntnisse gebracht, so Robert Schulz, Leiter Strategisches Facility Management. Immerhin habe man Erkenntnisse des eigenen Energiemanagements für das Energieaudit verwenden können.

Die Energie-Audits haben uns keine neuen Erkenntnisse gebracht.

Robert Schulz

Obi

Aufgrund der Lastganganalysen und des Energiemonitorings kennt man Schwachstellen wie beispielsweise ineffiziente Heizungsanlagen sehr genau. Richtig ist aber auch, dass Investitionen in effizientere Gebäudetechnik häufig deshalb unterbleiben, weil Obi in den weitaus meisten Filialen nur Mieter und nicht einmal verantwortlich für die Wartung der Anlagen ist.

Mittelfristig will man jedoch gerade bei den Heizungsanlagen weitere Potenziale in puncto Energieeffizienz ausschöpfen. Zu diesem Zweck sollen Filialen mit Gasheizung eine sogenannte Gas-Impulsaufschaltung erhalten. Damit werden die Heizanlagen komplett „auslesbar“, und alle Lastgangsdaten werden sichtbar gemacht. Man arbeite zudem an der Entwicklung eines komplett neuen Heizkonzeptes. Darüber hinaus sollen Sparmaßnahmen, die sich in Deutschland, Tschechien, Österreich und Ungarn als sinnvoll erwiesen haben, nun auch in Polen, Russland und Italien angewendet werden.  

Aldi Süd

Energiemanagement ist seit der Liberalisierung des Strommarktes Ende der 90er-Jahre ein wichtiger Bereich beim Food-Discounter (5.400 Märkte in neun Ländern). Mittels Energiemonitoring werden die Verbräuche in den Filialen erfasst. Die höchsten Einsparungen verspricht man sich von Investitionen in neue Technologien, beispielsweise LED im Bereich Beleuchtung oder energieeffiziente Kältetechnik. Laut Florian Kempf, Leiter Energiemanagement bei Aldi Süd, ist zudem bereits ein Großteil der Filialen mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. Gesprochen wird intern auch über die Anwendung innovativer Technologien wie Elektromobilität.

Nur wenn man die Verbräuche kennt, kann man sie auch managen.

Florian Kempf

Aldi Süd

Das Energiemanagementsystem nach DIN ISO 50001 wurde im Sommer 2015 zertifiziert. Dieses sei detaillierter als das zuvor genutzte intern entwickelte System und habe Aldi Süd deshalb in puncto Energieeffizienz weitergebracht. Der Trend hin zu größeren Filialen und längeren Kühlregalen werde den Energiebedarf erhöhen und dafür sorgen, dass das Thema Energieeffizienz zusätzliche Bedeutung bekommt.

Tegut

Der Lebensmittelfilialist (290 Märkte) führte den Bereich Energiemanagement Ende der 90er-Jahre in die Organisation ein. In den letzten Jahren ist die Zahl der Mitarbeiter dieser Abteilung stark gestiegen. Gleichzeitig hat man die Tegut-Energiepolitik in ihren Grundsätzen formuliert. Dazu gehören u.a. die Quantifizierung von Zielen und Budgets sowie die Weiterbildung der Mitarbeiter in den Filialen. Diese müssen laut Detlev Müller, Bereichsleitung Facility- & Energiemanagement, ein Grundverständnis dafür haben, wo Energie sinnvoll eingespart werden kann.

Gute Erfolge in puncto Energieeffizienz hat Tegut im Bereich Kältetechnik erzielen können. Mit einem externen Dienstleister wurden zudem die Gebäudeleittechniksysteme immer weiter ausgebaut, sodass sich mittlerweile die gesamte Haustechnik energetisch darüber monitoren und steuern lässt und die Energieverbräuche weiter gesenkt werden können.

Die Zunahme der Technisierung macht es schwer, die Verbräuche zu senken.

Detlev Müller

Tegut

Das Energiemanagementsystem nach der europäischen Norm ISO 50001 wurde bei Tegut im Jahr 2014 erstmals zertifiziert. Eine der Folgen der dabei erhoben Daten: In Gesprächen mit anderen Unternehmensbereichen, zum Beispiel dem Vertrieb wächst die Akzeptanz und das Verständnis für die Belange des Energiemanagements. Man geht davon aus, dass sich mit der aktuell vorhandenen Technik die heutigen Durchschnittswerte beim Stromverbrauch um bis zu 30 Prozent senken lassen. Erste Märkte können bereits komplett ohne den Einsatz fossiler Energie beheizt werden. Binnen 20 Jahren soll dies in jeder dritten Filiale möglich sein.

Foto: Axel Schulten/EHI

Weitere Informationen: redaktion@ehi.org

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