Lázaro Rosa Violán, der Innenarchitekt des 74-Zimmer Hotels, verbindet in dem Projekt auf gelungene Weise industrielles Design mit Vintage und modernen Elementen. Gleich am Eingang fällt der Blick durch große Fenster auf die mit Mehlsäcken, Backblechen und Teigwannen ausgestattete Backstube, in der man den Bäckern beim Kneten und Formen zusehen kann. Einmal drin im Hotelfoyer, sprich der Bäckerei, sieht man, wie ankommende Gäste mit Rollkoffer zusammen mit der Laufkundschaft in der Kundenschlange stehen und nicht selten auch miteinander ins Gespräch kommen. In der angeschlossenenen gemütlichen Café-Lounge setzt sich das zwanglose Miteinander fort, denn die meisten Spanier zieht es zum Frühstück mit Café con leche und Croissant sowieso raus aus dem Haus und rein ins Café. Hier teilen sich die Hotelgäste am backfrischen Frühstücksbüffett mit den einheimischen Barcelonesen das gemütliche Ambiente. Einige Tische werden zwar regelmäßig für die Hotelgäste reserviert, aber an den größeren Tischen teilen sich Gäste und Laufkundschaft Tisch und Brot.
Brötchenduft im Zimmer
Genau das ist es, was die Erfinder dieses Konzepts angetrieben hat: „Wir wollten genau das Gegenteil der üblichen unpersönlichen, durchgestylten Hotelrezeption mit Personal in Uniform. Wir wollten in unserem Hotel eine ganz andere Willkommenskultur schaffen. Ein Erlebnis der besonderen Art für unsere Gäste, damit sie sich wie zu Hause und unter uns fühlen. Eine Überraschung und bleibende Erinnerung”, sagt Magaly Julien, die Direktorin des Hotels Praktik Bakery, das sich ganz in der Nähe des berühmten Gaudí-Gebäudes La Pedrera am Paseo de Gracia befindet.
„Es gibt wohl kaum etwas Schöneres, als von dem Duft frisch gebackenen Brotes geweckt zu werden”, „das ist wie Wochenende und gibt schlicht ein gutes Gefühl”, „da freut man sich richtig aufzustehen”, so lauten die Kommentare unserer Gäste”, sagt Magaly Julien.
„Technisch haben wir dafür gesorgt, dass der Duft aus der Backstube auch wirklich in alle Etagen des Hotels gelangt”, so Julien. Jeden Mittwoch werden Back-Workshops in der hauseigenen Manufaktur veranstaltet, an denen sowohl Hotelgäste als auch Einheimische teilnehmen.
Interessant auch, wie Innenarchitekt Lázaro Rosa Violán dafür sorgt, dass Gäste und Bäcker sich nicht aus den Augen verlieren: Sowohl im Ladenbereich vorne als auch in der anschließenden Lounge ist die Backstube durch eine Glaswand abgetrennt. So sehen die Kunden, wie die Backwaren entstehen und die Bäcker sehen an der Kundenschlange und den Tischen, wie es allen schmeckt. Die Bäckerei hat eine hohe verglaste Fassade und hohe Decken. Die Kombination aus industriellen Deckenstrukturen aus schwarzem Metall und Wänden aus rotbraunen Klinkern erinnert an alte New Yorker Brotfabriken und gibt einen schönen Vintage-Anstrich.
Frühstück in der Bäckerei
Sogar die Etagen-Information samt Zimmernummern sind auf stilgerechte Holztableaus geschrieben und diskret neben den beiden in warmem Gelbton gehaltenenen Aufzugtüren angebracht. Optisch sind diese so gut ins Gesamtbild integriert, dass eigentlich nichts auf ein Hotel hinweist.
Viel warmes Holz und eine gedämpfte Beleuchtung bringen eine angenehme Wohlfühlatmosphäre in die Lounge. Eine Sitzecke mit Sofa und Vintagemöbel runden das Wohnzimmerfeeling ab. Ein Hingucker ist die mit echten Grünplanzen bestückte Rückwand der Café-Lounge, die durch die verglaste Decke natürliches Licht bekommt und bis in einen kleinen Innenhof im Außenbereich verlängert ist. Auch hier kann man sich an kleinen schwarzen Bistrotischen zu Kaffee und Brioche niederlassen.
Tische und Stühle aus Holz und in leicht unterschiedlichen Ausführungen machen das informelle Ambiente perfekt. Da fragt sich sicher so mancher Gast, warum es soetwas nicht woanders gibt, wenn er mal wieder in einem der üblichen sterilen Hotelfrühstücksräume sitzt und überlegt, ob er sich nicht ein Café in der Nähe suchen soll.