Laut Anbieter SES-imagotag werden ESL „jetzt zum Portal für ein ständig wachsendes Portfolio von Cloud-basierten Anwendungen, die sich auf Ladenautomatisierung, Käuferbindung und Datenanalyse konzentrieren“. Die Vielzahl neuer Einsatzmöglichkeiten stellt sowohl ESL-Anbieter als auch deren Kunden aus dem Handel vor die Frage, welche der zusätzlichen Optionen wirklich relevant und wirtschaftlich vertretbar sind.
So sieht man bei Solum Europe, Schwalbach/Taunus, einem Spin-off des global agierenden Technologiekonzerns Samsung Electro-Mechanics, die Zukunft von ESL u. a. im Zusammenhang mit der Bereitstellung von Geolokationsdaten und der Navigation von Mitarbeitenden oder Kund:innen im Store zu Produkten und Angeboten.
Die Optimierung von Picking-Prozessen ist ohne ESL kaum möglich.
Jochen Goppold
Put-to-light
„Eines der Probleme im LEH und in Drogeriemärkten ist es aktuell, ausreichend Personal vorzuhalten. Mehr als zuvor werden externe Dienstleister mit dem Auffüllen von Regalen beauftragt. Dabei kommen häufig wechselnde Mitarbeiter temporär zum Einsatz“, berichtet Jochen Goppold, Senior Sales Manager bei Solum Europe.

Passt zusammen: Elektronische Regaletiketten für die Auszeichnung elektronischer Produkte.
Foto: Digety
Die Optimierung dieser Warenverräumung durch die Put-to-light-Funktion des elektronischen Etiketts, also der Navigation des Mitarbeitenden per Blinklicht zum korrekten Regalplatz, werde daher immer relevanter, wie eine steigende Nachfrage des Handels nach dieser Unterstützung beweise.
Aber auch Pick-by-light, also die Unterstützung der ESL bei Pickprozessen, gewinnt an Bedeutung. Hintergrund ist die stark wachsende Nutzung von Lieferdiensten in allen Bereichen des Handels. Die Optimierung dieser Picking-Prozesse und die Erleichterung der Arbeit der sogenannten Picker sei ohne die Geschwindigkeit, die ESL gewährleistet, kaum möglich. Wichtig: Obwohl diese Funktionen die Lebensdauer der ESL-Batterien beeinträchtigen, könne mit einer Batterielaufzeit von 10 Jahren gerechnet werden.
Die Bedeutung der Betriebskosten von ESL wird weiter zunehmen.
Matthias Brod
Nicht so sexy, aber relevant
Bei Delfi Technologies, einem ESL-Anbieter aus Schönkirchen, legt man Wert darauf, weder um die umfangreichste Ausstattung, noch um den günstigsten Preis bei ESL zu wetteifern. Oberste Priorität bei der Weiterentwicklung von ESL-Produkten hätten die Bereiche Darstellungsqualität, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowie das optimale Handling in der Praxis, formuliert Matthias Brod, Sales Director DACH und Prokurist.
Das sei zwar „nicht immer so sexy“ wie blinkende bunte Lämpchen in allen Farben, vollgrafische Label, Solarzellen oder NFC/ BLE-Antennen zur interaktiven Kundenansprache, dafür aber aus Kundensicht relevanter. Laut Brod sollte eine ESL-Lösung diese Anforderungen abdecken:
- geringer Installationsaufwand (nur eine Antenne für bis zu 5.000 qm Verkaufsfläche)
- sichere Kommunikation außerhalb der WLAN-Frequenzen
- betriebsbereit angelieferte Systeme
- höchste Anzeigenqualität des Displays
- höchste Energieeffizienz
- eigene Android/iOS-Lösungen mit Handterminals für einfachstes Handling von allen Bedienfunktionen (anmelden, konfigurieren, löschen, scannen, Templates ansteuern etc.)
- sicheres Monitoring und individueller Lebenslauf für jedes Label
- Remote Firmware Updates für die Label (per Fernzugriff)
- individuelle Befestigungslösungen.
Neben den Anschaffungskosten spielen die tatsächlichen Betriebskosten eine entscheidende Rolle in einer ROI-Kalkulation. Deren Bedeutung wird laut Brod sogar weiter zunehmen, wenn die Handelsunternehmen ihre zweite Roll-out-Welle starten. „Dann verfügen sie über Erfahrungen aus der täglichen Praxis und werden diese in ihre Ausschreibungen mit einfließen lassen.“

QR-Code auf einem elektronischen Preisschild: Hinterlegte Zusatzinformationen können per Scanning abgerufen werden.
Foto: Delfi Technologies
ESL batterielos einsetzen
Bei Digety, Albstadt, einem ESL-Anbieter mit Fokus auf die Bekleidungsbranche und den Aspekt der Nachhaltigkeit, sieht man aktuell 2 große technische Entwicklungen, die den Einsatz elektronischer Etiketten wirtschaftlicher und umweltfreundlicher machen. Zum einen seien Solarzellen mittlerweile auf einem technischen Stand, der auch bei den im Handel üblichen Lichtverhältnissen einen künftig komplett autarken, batterielosen Betrieb der ESL ermöglicht.
„Das ist nicht nur nachhaltiger, weil die Solarzellen die Energie nutzen, die ohnehin zum Beleuchten der Ware verwendet wird, sondern erspart dem Handel auch den kostspieligen Prozess des Austauschs der Batterien“, erklärt Marc Lebherz, Firmenchef und Gründer des Unternehmens.
Die Verwendung von Solarzellen für ESL erspart den Austausch von Batterien.
Marc Lebherz
Hinzu kommen Fortentwicklungen bei Technologiestandards inklusive Antennen, die eine sehr präzise Ortung eines elektronischen Etiketts auf der Verkaufsfläche ermöglichen. Dadurch lassen sich sowohl Kund:innen als auch Mitarbeitende noch schneller und zielgenauer als zuvor zur gesuchten Ware leiten. Lebherz: „Das beschleunigt das Picking, wie zum Beispiel im Rahmen von Click & Collect-Prozessen.“
Im Modehandel, wo zumeist jeder Artikel einzeln ausgezeichnet wird, kann ESL mit trackbaren Etiketten aber auch dazu dienen, das Kundenverhalten zu analysieren. Denn die elektronischen Preisschilder sind in der Lage, Daten zu sammeln, die Aufschluss darüber geben, wie häufig ein Artikel von Kund:innen in die Hand genommen wurde, wie häufig die Kund:innen diesen Artikel mit zur Anprobe in eine Umkleidekabine genommen haben und sogar, welche anderen Produkte sie auf dem Weg dorthin außerdem noch betrachtet haben.