EPI: Eine App für alles? | stores+shops

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Eine gemeinsame europäische Bezahllösung steht vor dem Start, um der US-Konkurrenz Paroli zu bieten.
Foto: Prostock-studio/stock.adobe.com

EPI: Eine App für alles?

Im dritten Quartal 2023 will die European Payment Initiative EPI eine digitale Bezahl-App für Europa starten. Die Einführung eines europäischen Wallets kann einen funktionalen Mehrwert für die Kundschaft, faire Konditionen für den Handel und Wettbewerbsvorteile für Europas Banken bieten.

Im dritten Quartal 2023 geht es los: Dann wollen 13 der ursprünglich 31 EPI-Gründungsmitglieder eine gemeinsame Bezahllösung starten und damit ein Gegengewicht zur mächtigen US-Konkurrenz im europäischen Zahlungsverkehr schaffen. Neben 11 europäischen Banken, darunter die Deutsche Bank und die Sparkassen, beteiligen sich auch die internationalen Zahlungsdienstleister Worldpay und Nexi an der Entwicklung der App.

Die genossenschaftliche DZ Bank hatte dagegen im Februar 2022 ihren Rückzug verkündet – angesichts von mehr als 30 Mio. Volks- und Raiffeisenbank-Kund:innen ein herber Rückschlag. Kurz zuvor war schon die Commerzbank aus dem Europa-Projekt ausgestiegen. Dennoch sieht Martina Weimert, Geschäftsführerin der EPI Interimsgesellschaft, die kritische Masse für den Markteintritt im Herbst kommenden Jahres als gegeben.

Wir können in Europa nur gewinnen, wenn wir den Schulterschluss mit dem Handel schaffen.

Martina Weimert

Geschäftsführerin, EPI Interimsgesellschaft, Brüssel

Auch die Sparkassen stehen nach wie vor entschlossen hinter EPI: „Wir brauchen eine Europa-Strategie, um gegen große, kapitalmarktfinanzierte Innovatoren zu bestehen“, sagte Dr. Joachim Schmalzl vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband DSGV auf dem diesjährigen EHI Payment Kongress in Köln. Unternehmen wie Paypal und Klarna würden sich innovative Lösungen kurzerhand kaufen, so der DSGV-Vorstand. Mit der Girocard habe Deutschland zwar im Gegensatz zu anderen Ländern eine gute Kartenlösung und sei nicht abhängig von Visa und Mastercard. Dennoch bedürfe es kontinuierlicher Investitionen in die ständige Weiterentwicklung und Verbesserung.

Innovation statt Regulierung

Mit rd. 43 Mio. Girokonten kommen die Sparkassen im europäischen Zahlungsverkehr auf einen Marktanteil von sechs Prozent. Vier von fünf Kartenzahlungen entfallen auf die Girocard, die nach wie vor boomt. Schwächen habe der „Girocard-Fanclub“ beim E-Commerce, räumte Schmalzl ein: „Da müssen wir nachlegen.“

Parallel zu ihrem Europa-Engagement bei EPI kooperiert die Sparkassengruppe deshalb mit den amerikanischen Zahlungsriesen Mastercard und Visa beim Ausbau der Girocard zur Co-Batch-Karte, „die alles kann“. Auch die Verbindung von Girocard und Apple Pay laufe sehr erfolgreich.

Auf Nachfragen, ob die Kooperation mit dem mächtigen US-Konzern nicht im Widerspruch zu den EPI-Zielen stehe, gab sich der DSGV-Vorstand auf dem Kongress pragmatisch: Die fast schon fanatische Kundenorientierung von Apple komme bei der Kundschaft gut an. Als demokratische Organisation erfülle man die Kundenwünsche, industriepolitische Fragen müsse der Gesetzgeber klären. Die beste Antwort auf Souveränitäts- Sorgen und übermächtige Wettbewerber sei für ihn ohnehin nicht Regulierung, sondern Innovation – so wie es mit EPI 2.0 im verkleinerten Kreis jetzt passiere.

Der beste Weg, gegen Monopole oder Oligopole anzugehen, ist nicht zu regulieren und zu jammern, sondern zu machen.

Dr. Joachim Schmalzl

Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, Deutscher Sparkassen- und Giroverband DSGV, Bonn

Kontobasiertes Multi-Wallet

Als offenes Wallet „für alle Zahlungs-Situationen außer Geld abheben“, beschreibt Martina Weimert die geplante EPI-App. Neben kontobasierten Sofortzahlverfahren wie Push-2-Pay oder Request-to-Pay können vorhandene Karten künftig virtuell in die App eingebunden werden. Auch Innovationen wie der digitale Euro würden so schnell „handelsfähig“. Mehrwerte wie das Anlegen einer digitalen Identität, beispielsweise für komfortable Auto- und Hotelbuchungen, oder das zentrale Verwalten von Abonnements sollen die Kund:innen von der Lösung überzeugen.

Aus Umfragen wisse man, dass Verbraucher:innen verschiedene Zahlungsoptionen in einer App wünschen. Genau das biete EPI – da die Lösung grenzüberschreitend mit der gleichen Sicherheit und einem einheitlichen Validierungsverfahren nutzbar wäre.

Dem Handel stellt Weimert neben der einfachen Integration in bestehende Loyalty-Programme eine faire Verteilung der Kosten in Aussicht: Visa und Mastercard hätten Margen von fast 50 Prozent – Geld, das in Europa für Innovationen fehle. Wenn es gelänge, sich mit EPI einen Teil davon zurückzuholen, könnten Handel und Banken sich sicherlich auf ein tragfähiges Geschäftsmodell verständigen.

Der Zahlungsverkehr muss für alle verlässlich, sicher und zu angemessenen Konditionen erfolgen und darf in seiner Gestaltung nicht allein dem Markt überlassen werden.

Dorothea Mohn

Leiterin Team Finanzmarkt, Verbraucherzentrale Bundesverband, Berlin

Der Zahlungsverkehr sei eine kritische Infrastruktur, die es zu schützen gelte, sagte Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband beim Payment-Kongress zum Thema EPI. Aus Perspektive des Verbraucherschutzes sei eine sichere, europäische Zahlungslösung begrüßenswert, um die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern zu reduzieren.

In einer zunehmend digitalen Welt unterstrich sie jedoch zugleich die wichtige Rolle eines gesetzlich kontrollierten, krisenfesten und inklusiven Zahlungsmittels, das jeder auch ohne Smartphone oder Strom unabhängig vom Weltgeschehen diskret und ohne Datenspur nutzen könne. An diesen Vorzügen müsse sich auch ein digitaler Euro messen lassen. Ihr Fazit: „Bargeld ist nicht von gestern, sondern von heute und morgen.“

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