Ausdruck von Niveau und Geschmack | stores+shops

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Das Holy Outdoor-Outlet in Metzingen: In einem aufwendigen Verfahren wurde der Fassade eine raue Moos- und Flechten-Optik verliehen

Ausdruck von Niveau und Geschmack

Moderne Hüllen von Einzelhandelsimmobilien sind nicht mehr für die Ewigkeit in Stein gehauen. Schnellere optische Wechsel liegen ebenso im Trend wie nachhaltige Konzepte. Gut, wenn dies nicht im Widerspruch zueinander steht.

In der Fassadengestaltung der deutschen Handelslandschaft sieht Dieter Brell, Mitbegründer und Mitinhaber des Wiesbadener Design- und Architekturbüros 3deluxe, „noch ein großes Feld, das nicht abgearbeitet ist“. Zu oft noch prägen aus seiner Sicht „verbaute, inhomogene Fußgängerzonen mit teilweise hausbackenen Nachkriegsbauten“ das Bild der Innenstädte. Dass deutsche Behörden teils recht restriktiv sind und Wildwuchs verhindern möchten, kann der Designer gut verstehen. Er findet jedoch: „Für City-Straßenzüge sollten andere Maßstäbe gelten, zumindest dann, wenn es keine architektonisch wertvollen  Strukturen zu schützen gilt. Es macht jede Stadt spannend und sympathisch, wenn sie nicht zu gleichförmig ist.“ So plädiert Brell für mehr Einzelhandelsauftritte, deren individuelle Innenraumgestaltung sich in der  Außengestaltung fortsetzt. Qualitativ hochwertig zwar, aber: „Es müssen keine architektonischen Wahrzeichen für die nächsten 100 Jahre werden.“ Denn Geschäfte kommen und gehen, ebenso wie immer neue Moden, da müssen Flexibilität und letztendlich auch die Bezahlbarkeit gegeben sein.

Es macht jede Stadt spannend und sympathisch, wenn sie nicht zu gleichförmig ist.

Dieter Brell

Mitbegründer und Mitinhaber, 3deluxe, Wiesbaden

Swarovski in Wien: Funkeln durch LED-Lichtmodule

Swarovski in Wien: Funkeln durch LED-Lichtmodule

Bauen für die Ewigkeit: Für Fassaden hat dieser Anspruch keine Gültigkeit mehr. Die klassischerweise auf Beständigkeit ausgerichtete Disziplin der Architektur bleibt von den immer dynamischer werdenden Veränderungsprozessen in der Mode und im Produktdesign nicht unberührt. Ein Beispiel: Die Außenmauern des Vosschulte Multi Concept Stores in Dortmund wurden im Rahmen des letzten Umbaus mit Metall-Elementen verkleidet, die sich in Weiß mit  grünen Blumen-Ornamenten zeigen. Dieses Fassadendekor ist veränderbar. „Die Elemente lassen sich austauschen. Überschaubare Kosten von 10.000 Euro ermöglichen es uns, etwa alle fünf statt alle 30 Jahre die Fassade samt Grafik zu wechseln und damit modegerecht sowie mit einer eigenen Handschrift aufzutreten“, erklärt Geschäftsführer Axel Vosschulte. Neue elektronische Medien machen veränderbare Fassadengestaltungen im Handel möglich. Man spricht auch von „Medien-Architektur“. Großformatig lassen sich Fassaden mittels digitaler Medien und LED-Lichttechnik „bespielen“. „Honeycomb“, Honigwabe, nennt sich die Fassadengestaltung des Swarovski-Stores in Wien. Das innovative Konzept basiert auf steuerbaren, LED-bestückten Kristall-Lichtmodulen. Die wabenartige Struktur bringt das Swarovski-typische Glitzern und Funkeln auch auf die Fassade.

Die Lifestylemarke Esprit, die kürzlich ihren weltweit größten Store in Frankfurt am Main eröffnete, ließ die Fassade des Gebäudes auf der Zeil großflächig verglasen und im quadratischen Raster mit Betonelementen gliedern. Eine zweite Ebene, eine gelochte Metallfassade, überlagert diese Konstruktion.

Esprit in Frankfurt/Main: gelochte Metallfassade mit animierbaren LED-Glaslinsen

Esprit in Frankfurt/Main: gelochte Metallfassade mit animierbaren LED-Glaslinsen

Das Kölner Architekturbüro Corneille Uedingslohmann schuf damit eine neue Oberflächenwirkung, die vor allem dann deutlich wird, wenn über die mehr als 14.000, mittels LED-Technik beleuchteten Glaslinsen Animationen in Szene gesetzt werden. Frankfurt, oder schreiben wir in diesem Zusammenhang lieber Mainhattan, scheint die neue Hochburg der Medien-Architektur zu werden: 3deluxe entwickelte das Revitalisierungskonzept der Zeilgalerie, das derzeit umgesetzt wird. Auch bei der Neugestaltung dieser Fassade wird eine aus mehreren Ebenen aufgebaute Medieninstallation zum Einsatz kommen und die Fläche des rechten Baukörpers mit einer sanft pulsierenden Lichtornamentik überziehen. In die Alcubond-Verkleidung wird eine rund 260 qm große Rechteckfläche aus Zweischeibenglas oberflächenbündig eingebettet, hinter der sich ein rautenförmiges Raster aus 310 LED-Streifen befinden wird. Jede der insgesamt 13.700 Leuchtdioden kann einzeln angesteuert werden. Während es tagsüber und im Sommer generell ruhiger zugehen soll, soll das Lichtspektakel in den Abendstunden seinen Höhepunkt erreichen und sich auch an den Wochenenden besonders lebendig zeigen. Und wie vertragen sich solche Installationen mit dem Thema Nachhaltigkeit? Leuchtwerbung gab es immer schon. „Aber nun verbraucht diese nur noch einen Bruchteil der Energie, die vor 20 Jahren benötigt wurde. 20.000 LEDs entsprechen 50 Glühbirnen à 100 Watt“, macht Dieter Brell deutlich. Doch nachhaltige Fassadenkonzepte hören beim Thema Lichttechnik nicht auf und besitzen oft ein hohes Maß an Kreativität und Individualität. Das zeigt zum Beispiel der Geox-Flagshipstore in Mailand. Oberhalb der beiden Schaufensterebenen befinden sich an der Fassade 734 abwechselnd gold-, bronze- und silberfarbene Edelstahlplatten.

LED-Animationen

Zeilgalerie in Frankfurt mit neuer, „bespielbarer“ Medien-Fassade

Zeilgalerie in Frankfurt mit neuer, „bespielbarer“ Medien-Fassade

Mithilfe von 82 Motoren lassen sich diese unabhängig voneinander computergesteuert bewegen. Dabei sind verschiedene Neigungswinkel möglich. Durch Öffnen, Schließen und Regulieren der Lamellen entsteht ein permanenter Luftaustausch und damit ein optimales Raumklima. Wie eine „zweite Haut“ schützen die Platten, so heißt es, die Räume des Hauses vor Kälte oder übermäßiger Hitze und bewirken so bestmögliche Klimatisierung und reduzierten Energieverbrauch. Passend übrigens zum Markenkern – denn auch Geox-Schuhe zeichnen sich schließlich dadurch aus, dass sie „atmen“. Durch die Generalsanierung der Mailänder Immobilie konnte deren CO2-Bilanz um rund 75 Prozent gesenkt werden – sie ist nun in die Energieeffizienzklasse A eingestuft. Die Fassade wurde von dem Mailänder Architekturbüro Dante O. Benini & Partners geplant und ausgeführt. Neben ihrer Funktionalität und Klimaeffizienz besticht sie durch ihre Ästhetik. Die sich permanent bewegenden Paneele changieren wie Pailletten im Licht. 

Interessante „Vernetzung“ einer normalen Fassade: Fililale des chinesischen Sportswear-Filialisten 361°

Interessante „Vernetzung“ einer normalen Fassade: Fililale des chinesischen Sportswear-Filialisten 361°

„Die Städte sehen heute alle gleich aus“ – dieser Ausspruch ist häufig zu hören. Dieselben Filialketten allerorten sorgten nicht nur im Hinblick auf das Angebot, sondern auch optisch für Gleichförmigkeit. Der Düsseldorfer Modefilialist Peek & Cloppenburg stellt sich diesem Trend seit Jahren entgegen und verzichtet auf eine sofort wiedererkennbare „Marken-Fassade“. Spätestens seit dem Bau des „Weltstadthauses“ in Frankfurt am Main 1988 (Architekten: Rhode, Kellermann, Wawrowsky) gestaltet P&C seine großen Häuser mit dem Anspruch von Weltstadtarchitektur: Die Gebäude sollen die Städte gut kleiden, mit natürlichen Materialien wie Naturstein und Glas weltstädtische Eleganz und Großzügigkeit ausstrahlen und damit bauliche Highlights setzen. Dafür wurden Architekten von internationalem Rang beauftragt: Prof. Gottfried Böhm für die Häuser Berlin und Wuppertal, Prof. Josef P. Kleihues für den Standort Stuttgart, Richard Meier für Mannheim und Düsseldorf, Charles Moore kreierte Leipzig, Renzo Piano Köln und David Chipperfield Wien. „Wir sehen diese Weltstadthäuser als Investition in das Unternehmen. Denn gute Architektur kommuniziert. Sie dokumentiert die Unternehmensphilosophie auf die sichtbarste Weise und schildert plastisch die eigenen Ansprüche in puncto Niveau und Geschmack“, so heißt es bei Peek & Cloppenburg. Das Unternehmen hat sich entschieden, Städte durch Architektur zu prägen.

Fotos: Blocher Blocher Partners, Dan Pearlman Markenarchitektur

Spielräume nutzen

Dieter Blocher, Mitinhaber von Blocher Blocher Partners aus Stuttgart, sagt dem Thema Handelsfassade eine spannende Zukunft voraus.

s+s: Was zeichnet moderne Einzelhandelsfassaden aus?

BLOCHER: Fassaden bilden im Idealfall den Anfang eines schlüssigen Gesamtauftritts einer Marke. Unternehmen definieren Architektur längst als selbstverständlichen Teil ihrer Corporate Identity. Wir erwarten daher eine Phase mit starker Tendenz zur Außergewöhnlichkeit und Authentizität, mit kreativen Detaillösungen und kontrastreichen Materialkonzepten. Den überwiegend uniformen und einfach strukturierten Baukörpern typischer Handelsimmobilien aus der Nachkriegszeit neue Identität zu geben, ist eine anspruchsvolle, aber lösbare und spannende Aufgabe.

s+s: Spielen die Kommunen dabei mit und lassen Gestaltungsfreiraum?

BLOCHER: Natürlich sind die Veränderungsmöglichkeiten teilweise durch bestehende Bebauungspläne fest abgesteckt. Aber innerhalb der Grenzen gilt es, die Spielräume zu nutzen. Unserer Erfahrung nach sind die meisten Kommunen sogar offen für innovative Bauvorhaben. Für das Sporthaus Bründl in Kaprun beispielsweise haben wir eine mutige, polarisierende Architektur geschaffen. Der Gemeinderat hat dieser Landmarken-Architektur einstimmig zugestimmt. Ein wesentliches Argument sind zudem nachhaltige Konzepte.

s+s: Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit im Hinblick auf Fassaden?

BLOCHER: Umweltschutz und Ressourcenschonung haben längst im Bereich Fassadengestaltung Einzug gehalten. Zum einen aus ethisch-moralischen Gründen, die sich in der Öffentlichkeit gut vermarkten lassen. Zum anderen aus ganz rationalen Gründen. Nachhaltige Fassadenlösungen sind nicht unbedingt teurer. Intelligent eingesetzt, tragen sie sogar dazu bei, langfristig Kosten einzusparen. Selbst Investoren nutzen nachhaltige Konzepte als Vermiet- und Verkaufsargument. Green-Building- Konzepte im Handel werden unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten entwickelt.

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