Den Ladenbau in der DNA | stores+shops

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Foot Patrol-Store in der Berwick Street im Londoner Stadtteil Soho: Ein solcher Store verleiht den Designern Street Credibility

Den Ladenbau in der DNA

Brinkworth ist eine Londoner Storedesign-Agentur, die sowohl für große Modemarken als auch für kleinere, trendige und kreative Projekte arbeitet. Gründer und Geschäftsführer ist Adam Brinkworth, studierter Möbeldesigner, der den Ladenbau immer noch in der DNA hat.

Brinkworth ist eine Londoner Storedesign-Agentur mit Sitz im Osten von London, jenem Teil der britischen Hauptstadt, der im Moment total im Trend liegt. Brinkworth war aber schon dort, bevor er Mode wurde. Der Chef von Brinkworth ist, seit der Gründung 1990, Adam Brinkworth, ein Mann mit blondem Bürstenschnitt, heute Mitte 40. Sein Geist prägt die gesamte, 30 Personen starke Agentur. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass sich die Dinge so entwickeln würden“, sagt Brinkworth. „Ich sah mich eigentlich schon darin enden, am Strand von Brighton Liegestühle zu stapeln.“ Aber: Der heutige Erfolg der Agentur beruht auf einer kontinuierlichen Entwicklung auf der Basis langfristiger Geschäftsbeziehungen.

Filiale des britischen Herrenmode-Filialisten Ben Sherman in Islington: gepflegter Retro-Look

Filiale des britischen Herrenmode-Filialisten Ben Sherman in Islington: gepflegter Retro-Look

Adam Brinkworth hat Möbeldesign studiert und machte danach ein Aufbaustudium am Londoner Royal College of Art. Nach dem Studium bewarb er sich bei dem bekannten Londoner Architekturbüro Nicholas Grimshaw. Es war eine Zeit der Rezession, seine Bewerbung wurde abgelehnt. „Ich mag keine Ablehnungen, also habe ich keine weiteren Bewerbungen geschrieben, sondern mich gleich selbstständig gemacht.“ Und dies tat Brinkworth zusammen mit dem heute weltbekannten Möbeldesigner Konstantin Grcic, mit dem er am Royal College zusammen studiert hatte. „Wir teilten uns ein Studio in King’s Cross“, erzählt Brinkworth, der das Geschäft mit einem Start-up-Darlehen begann.

Es dauerte eine Zeit, bis der erste Auftrag kam. Dieser kam dann von der Modemarke Karen Millen. Heute ist Karen Millen ein internationales Mode-Imperium mit Stores von London bis Hongkong, doch damals war es ein noch eher bescheidenes Unternehmen. Der Kontakt kam über einen Freund zustande, der für Karen Millen arbeitete, und bei dem wiederum Brinkworth ein paar Tage in der Woche arbeitete, um sein noch junges Unternehmen finanziell am Laufen zu halten. „Mein Freund stellte reich verzierte Metallarbeiten her. Ich arbeitete dort als Schmied und machte einige Möbelstücke für Karen Millen.“

Die Marke Karen Millen ist bis heute Klient bei Brinkworth. „Wir haben in den vergangenen 22 Jahren 1.344 Karen-Millen-Filialen in 40 Ländern geplant, gebaut und geliefert – im Durchschnitt alle drei Tage eine neue Filiale, wie ich neulich ausgerechnet habe“, sagt Adam Brinkworth. Brinkworth war lange Zeit nicht nur eine Designagentur, sondern auch Ladenbauer. „Aus heutiger Sicht kommt es mir naiv vor, aber ich dachte damals, ich berechne einen moderaten Betrag für das Design und einen moderaten Betrag für die Herstellung und den Einbau der Möbel und unterbiete damit andere Designer und Ladenbauer“, erzählt Brinkworth.

Diese Strategie zahlte sich aus, und Brinkworth setzte dieses Geschäftsmodell die ersten 15 Jahre erfolgreich um. Danach allerdings nutzte sich die „Design and Build“-Strategie ab. Das wurde zum Beispiel bei der Zusammenarbeit von Brinkworth mit der italienischen Jeansmarke Diesel deutlich, bei der Brinkworth eigentlich nur für die Umsetzung zuständig war. „Sie hatten ein sehr starkes Inhouse-Designteam“, sagt Brinkworth. Die Geschäftsbeziehung endete, und Brinkworth nahm dies zum Anlass, sein Konzept zu ändern. „Es war ein sehr mutiger Schritt, das zweigleisige Geschäftsmodell aufzugeben, denn mit der ‚Design and Build‘-Strategie machten wir damals die Hälfte unseres Gewinns“, so Brinkworth.

Street Credibility

Ein Schritt, der für Brinkworth die Designagentur eine große Veränderung bedeutete. „Bis dahin war es so gelaufen, dass wir zum Beispiel mit unserem Transporter von London nach Kuwait gefahren sind, um dort einen Laden zu bauen. Ich hatte wohl nicht genügend Vertrauen in andere Dienstleister“, meint Brinkworth. Er berichtet, dass seine Leute mit dem Ladenbau zunehmend unglücklich waren. Die Entscheidung, diesen Teil aufzugeben, fiel 2000. Interessant ist, dass Diesel heute, einige Jahre später, wieder als Klient zurückgekommen ist. Diesmal ist Brinkworth aber ausschließlich für das Designkonzept zuständig.

Ben Sherman auf der Carnaby Street: Hemden mit System

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Das Ladenbauer-Erbe ist bis heute Teil der DNA von Brinkworth. So wissen die Berater auch heute noch genau, wie viel etwas kosten darf, diese Erfahrung ist geblieben. Auch kann die Agentur heute einem Retailer genau sagen, wo der beste Lieferant für eine bestimmte Aufgabe zu finden ist. Seit 18 Jahren befindet die Agentur sich jetzt in dem Studio im Osten Londons; wäh-
rend dieser Zeit gab es mal mehr, mal weniger Mitarbeiter, je nach Auftragslage. Allerdings legt Brinkworth Wert darauf zu betonen, dass man einen starken Kern von Stamm-Mitarbeitern habe: „Wir neigen eher nicht dazu, viele Free-
lancer an Bord zu holen. Wir legen Wert darauf, dass die Leute hier sind, weil sie bei uns sein wollen“, so sein Credo.

Adam Brinkworth hebt hervor, dass die Zahl der Klienten, die wiederkommen, gestiegen sei. „Ich habe mir vor einigen Jahren das Ziel gesetzt, dass wir zumindest fünf Klienten haben müssen, die immer wiederkommen. Damals habe ich auch beschlossen, dass wir in der Lage sein müssen, sowohl Aufträge mit kleinem Budget als auch sehr große Aufträge auszuführen. Wir übernehmen Aufträge in der Größenordnung von 10.000 Pfund ebenso wie Aufträge in der Größenordnung von zwei Millionen Pfund. Im Durchschnitt haben unsere Jobs ein Volumen von um die 500.000 Pfund.“

Wir sind in der Lage, sowohl Aufträge mit kleinem Budget als auch sehr große Aufträge auszuführen.

Adam Brinkworth

Geschäftsführer, Brinkworth

Die Agentur ist ihren handwerklichen Wurzeln bis heute treu geblieben. Wenn ein Auftraggeber den Gedanken äußern würde, seine Filialen mit Ikea-Möbeln auszustatten, dann wäre für Brinkworth der Moment gekommen, sich zu verabschieden. Brinkworth arbeitet grundsätzlich „maßgefertigt“. „Die meisten unserer Projekte sind im mittleren bis oberen Segment angesiedelt“, so Adam Brinkworth. Ein Blick auf das Klienten-Portfolio von Brinkworth zeigt eine Vielfalt unterschiedlicher Branchen und Stile. Es zählen dazu die kanadische Outdoor-Marke Arcteryx ebenso wie die aus Schiffscontainern bestehende Pop-up-Mall Boxpark in London.

Im Moment arbeitet die Agentur mit dem Betreiber zusammen an einem zweiten Boxpark, der 2013 in Amsterdam eröffnen soll. Ein weiterer aktueller Klient ist die Marke für Radsportmode Rapha. Teil des Portfolios sind aber auch britische Mainstream-Modemarken wie Ben Sherman, All Saints – für deren Ladeneinrichtung immer noch die erwähnten Metallarbeiten gemacht werden – und nicht zuletzt Karen Millen.

Spot on: Filiale des britischen Modefilialisten All Saints in Glasgow

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Doch die kleineren und einmaligen Projekte von Brinkworth sind in mancherlei Hinsicht die interessanteren. Arbeiten für Namen wie Converse, Foot Patrol und BaySixty6 – ein Skateboard-Park in London, der Nike gehört – geben der Agentur eine Portion Street Credibility, die hilft, neue Kunden und – ebenso wichtig – die richtigen Mitarbeiter anzuziehen. Es ist nicht einfach, von Adam Brinkworth zu erfahren, wie er die Zukunftsaussichten seiner Agentur einschätzt, er ist ein eher publicityscheuer Mensch. Er lässt eher die Mundpropaganda sprechen und verweist auf die Kompetenzen seiner Mitarbeiter. Seine Erfolgsstory ist die eines Selfmademan und eine des Learning-by-doing. „Ich habe keine Business-Ausbildung, und ich war oft ziemlich großzügig mit meinen Klienten. Aber wir haben heute eine Software, durch die ich Ihnen jederzeit genau sagen kann, wie der Stand jedes einzelnen Projekts ist“, sagt Brinkworth. Auch wenn die Mitarbeiter gerne mal Skateboard fahren oder auf den Crosstrainer steigen, ist dies eine absolut professionelle Agentur. So schön britische Seebäder auch sein mögen – das Thema Liegestühle stapeln hat sich für Adam Brinkworth wohl ein für alle Mal erledigt.

Brinkworth

Adresse: 6 Ellsworth Street, London E2 0AX

Gründer und Geschäftsführer: Adam Brinkworth

Mitarbeiter: 30

Gegründet: 1990

Kunden: All Saints, Karen Millen, BaySixty6, Foot Patrol, Boxpark,
Ben Sherman, Esprit, Converse, Diesel, Selfridges

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