Ein Statement im Raum | stores+shops

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„Coole Kugeln“ bei Levi’s in Brüssel (Foto: Zumtobel)

Ein Statement im Raum

Dekorative Leuchten haben im Ladenbau in allen Branchen Hochkonjunktur. Sie schaffen eine wohnliche Atmosphäre und signalisieren Wertigkeit, sie definieren besondere Raumsituationen und setzen ein Statement für Individualität und Stil. Die Kunst besteht darin, genau die richtige Leuchte für den spezifischen Raum zu finden.

Am Anfang stand eine klare Zielsetzung: Der Berliner Einzelhändler Andreas Murkudis wollte eine Leuchte, die sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es ging darum, eine Fläche neu zu definieren und für neue Produktgruppen zu erschließen in einem nicht optimal nutzbaren Nebenraum des insgesamt gut 800 qm großen Concept-Stores in einem Hinterhof der Potsdamer Straße in Berlin-Tiergarten. Der Raum sollte umgebaut und auf 200 qm erweitert werden.

61 mundgeblasene, an biegbaren Stäben befestigte Glaskugeln: Leuchte von Bocci bei Andreas Murkudis in Berlin (Foto: Murkudis)

61 mundgeblasene, an biegbaren Stäben befestigte Glaskugeln: Leuchte von Bocci bei Andreas Murkudis in Berlin (Foto: Murkudis)

„Ich hatte die Vorstellung von einer Leuchte, die zwar filigran, aber gleichzeitig auch so kraftvoll ist, dass sie gestalterisch die Verbindung zu der bisher dominanten Modefläche herstellen kann“, so Murkudis. Da erwies sich der spektakuläre Solitär des kanadischen Glasleuchten-Spezialisten Bocci als genau die richtige, mit einem Wert von rund 80.000 Euro allerdings auch äußerst kostspielige Lösung. Mit ihren 61 mundgeblasenen, an langen, biegbaren Stäben befestigten Glaskugeln lässt sich die Leuchte individuell zu einer Art Lichtskulptur formen. „Die Lampe wurde zuerst montiert, dann wurden die Stäbe gebogen, bis die Leuchte so aussah, wie man sie jetzt hier sieht“, erinnert sich Murkudis an den Prozess, der sich über mehrere Tage hinzog. „Das haben wir gemeinsam mit den Bocci-Leuten gemacht.“ So ist eine Installation entstanden, die eine gewisse Poesie ausstrahlt, von außen betrachtet wirkt die Leuchte wie eine Blume.

Nicht nur im hochgenrigen Modehandel, auch in anderen Branchen und auf kommerzielleren Flächen begegnet man zunehmend mehr oder weniger spektakulären Licht-Solitären. Zum einen, „weil in der Ladengestaltung derzeit generell versucht wird, eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen“, so Jochen Messerschmid vom Stuttgarter Architekturbüro Messerschmid. Die Grenzen zu privaten Wohnräumen verschwimmen, auch „der hotelassoziierte Aspekt spielt immer mehr in die Läden hinein“, sagt Jutta Blocher von Blocher Blocher Partners, es gehe darum, mehr Gastlichkeit zu pflegen. Zudem wolle man „im Zuge der Individualisierung eigene Statements setzen“, so Blocher weiter, und zu diesem Zweck eine spektakuläre Leuchte einzusetzen, „ist eine einfache und wirkungsvolle Maßnahme“.

Funktion und Gestaltung

Schlicht und einfach Licht zu spenden ist daher meist nicht die vornehmste Aufgabe einer solchen Leuchte. Laut Frank Busch, Vertriebsleiter Deutschland des Leuchten-Herstellers Artemide, sollten sich im Idealfall Funktion und Gestaltung auch die Waage halten.

„Lichtsteine“ aus Spritzguss-Thermoplast mit reflektierender Oberfläche bei New Yorker in Braunschweig (Foto: Artemide)

„Lichtsteine“ aus Spritzguss-Thermoplast mit reflektierender Oberfläche bei New Yorker in Braunschweig (Foto: Artemide)

„Man will etwas in den Fokus rücken, ein Highlight setzen, auf eine spezielle räumliche Situation hinweisen“, sagt Claudia Grabmeister vom Hamburger Architekturbüro Anders + Grabmeister. Vor allem Loungebereiche werden oft durch wirkungsvolle Leuchten definiert. „So bildet man einen Raum im Raum“, erklärt Jochen Messerschmid. Wenn die Sitzgruppe mit Teppich und vielleicht zwei Sesseln plus Beistelltisch durch eine Steh- oder Pendelleuchte komplettiert wird, werde zudem „die dritte Raumdimension durch die größere Höhe der Leuchte besser genutzt, das Auge bleibt dort hängen“.

Durch Mehrgeschossigkeit entstandene Lufträume können mit Eyecatcher-Leuchten spektakulär inszeniert werden. Und mitunter gelingt es dekorativen Leuchten, je nach Ausrichtung der Lichtstrahlung von einer offenen Decke abzulenken oder umgekehrt auf eine besonders schöne Deckenstruktur hinzuweisen. Dekorative Leuchten sind also immer auch im Kontext der Deckengestaltung zu sehen und sollten zu einem möglichst frühen Zeitpunkt in die Gesamtplanung einbezogen werden. Bei sichtbarer Kabelführung ist laut Philipp Beck von der Storedesign-Agentur Atelier 522 darauf zu achten, dass diese einer eigenen Ästhetik folgt, beispielsweise durch ein grafisches Muster. Kann eine nachträglich installierte spektakuläre Leuchte auch ein überholtes Interior „retten“? Kaum. „Eine einzelne schöne Lampe kann ein ansonsten nicht stimmiges Konzept nicht wettmachen“, meint Jochen Messerschmid. Mit Fingerspitzengefühl jedoch ist es durchaus möglich, eine solche Leuchte im Nachhinein in das Gesamtkonzept zu integrieren.

Exquisit und wertig

Außergewöhnliche Leuchten können „als Leitsystem fungieren, der Raumgliederung dienen und Wertvolles von nicht Wertvollem unterscheiden“, sagt Philipp Beck. Allerdings muss die entsprechende Leuchte dann auch „ein anspruchsvolles Produkt sein“, so der Leuchten-Designer Tobias Grau, denn nur mit einer hochwertigen Leuchte assoziiere der Verbraucher Wertigkeit. Ein exquisites Stück sollte die Leuchte also schon sein, wenn sie das Sortiment aufwerten soll.

Perfekt auf das Interieur abgestimmte dekorative Leuchten im Modehaus Kaiser in Freiburg (Foto: Klaus Mellenthin für Blocher Blocher Partners)

Perfekt auf das Interieur abgestimmte dekorative Leuchten im Modehaus Kaiser in Freiburg (Foto: Klaus Mellenthin für Blocher Blocher Partners)

Die Angebotsvielfalt bei außergewöhnlichen Leuchten ist groß. Wie findet man da die richtige für seine Fläche? „Meist existiert ja schon eine gestalterische Linie mit Farbkonzept und Materialitäten“, sagt Frank Busch, da gelte es dann einerseits zu schauen, „welche Lichtqualität, Lichtfarbe und Materialien dazu passen“. Grundlegend ist aber auch die Frage, „ob man eine großvolumige Leuchte als Eyecatcher wählt, die den Raum beherrscht oder eine Leuchte, die sich dem Raum unterordnet“. Auf einen simplen Nenner gebracht muss man, so Jochen Messerschmid, „die richtige Leuchte für den jeweiligen Raum suchen.“ Die Leuchte sollte im richtigen Verhältnis zur Raumproportion stehen.

Während Filialisten, Monolabel-Konzepte und die großen Brands die Investition in Customized-Leuchten nicht scheuen, bedienen sich individuelle Multilabel-Häuser meist bei den Kollektionen renommierter Markenhersteller. Entscheidet man sich für bekannte Design-Klassiker, ist man meist auf der sicheren Seite. Allerdings: „Man sollte kein Modell wählen, das zu inflationär eingesetzt wird“, rät Philipp Beck. „Man muss sich auch grundsätzlich überlegen, ob man Follower sein oder lieber etwas Neues wagen will“. So wie Andreas Murkudis und seine aufwändige Licht-Installation. „Wer unseren Hof betritt und die Lampe sieht, geht gleich zielstrebig in diesen Raum“, sagt der Berliner Händler, „umsatztechnisch funktioniert die Fläche jetzt sehr gut.“

Fotos (4): Artemide (1), Klaus Mellenthin für Blocher Blocher Partners (1), Murkudis (1), Zumtobel (1)

Weitere Informationen: www.zumtobel.com/com-de/index.html

Fast wie zu Hause

Seyhan Baris, Global Key Account Manager von Zumtobel, über Funktion und Wirkung von dekorativen Leuchten auf Retailflächen.

Woher kommt der Trend zu dekorativen Leuchten auf Retailflächen?

Es geht darum, eine wohnliche Atmosphäre zu schaffen. Daher ist der Einsatz von dekorativen Leuchten, der sowohl bei Filialisten als auch bei individuellen, familiengeführten Multilabel-Häusern zu beobachten ist, immer im Zusammenhang mit der Möblierung zu sehen. Ein gutes Beispiel sind hier die mit Sofa, Sesseln, Tisch und Teppich ausgestatteten Loungebereiche, da gehört eine wirkungsvolle Leuchte einfach dazu. Hier werden erhebliche Summen investiert. Aber man kann auch tagtäglich erleben, dass diese Bereiche von den Kunden sehr gut angenommen werden.

Dekorative Leuchten fördern Wohnlichkeit – funktioniert diese Formel in allen Branchen?

Ja, durchaus. Selbst in Supermärkten und sogar bei Lebensmittel-Discountern wird mithilfe von besonderen Leuchten eine heimelige Situation geschaffen. In der Obst- und Gemüseabteilung wird die frische Ware aus alten, wirkungsvoll arrangierten Kisten verkauft, in der Wein-Abteilung werden Weinfässer auf einem wohnlichen Holzboden platziert – und immer krönt eine dekorative Leuchte die Szenerie. In den Stores der Luxusmarken helfen hochwertige dekorative Leuchten dabei, die Herstellung, Nachhaltigkeit und handwerkliche Qualität der Produkte im wahrsten Sinne des Wortes ins rechte Licht zu rücken.

Die angebotene Vielfalt an attraktiven Leuchten-Solitären ist immens – gibt es Modelle, die sich besonders gut eignen?

Es ist oft eine gute Idee, auf Klassiker zurückzugreifen. Denken Sie beispielsweise an die Richard-Sapper-Leuchte, die man häufig im Kassenzonen-Bereich findet. Ein solches Stück kennt der Kunde, vielleicht steht sie sogar auf seinem Schreibtisch. Auch in VIP-Bereichen werden oft klassische Designerleuchten eingesetzt, damit unterstreicht man die Wertigkeit.

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