Ob bei Neueröffnungen oder Renovierungsprojekten: Wenn es um die Investition in einen neuen elastischen Bodenbelag geht, sind Nachhaltigkeitsaspekte kaufentscheidend. „Die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Bodenbelags rückt immer mehr in den Fokus“, so Simon Knauf, Head of Regional Marketing des Kautschuk- Spezialisten Nora Systems, „das gilt sowohl für den CO2-Fußabdruck als auch für die Verwendung der Ressourcen.“ Daher steht die Ausweitung und Weiterentwicklung des Angebots an nachhaltigen Produkten ganz oben auf der Agenda der Hersteller elastischer Böden. „Es geht darum, ein Null-Abfall-Unternehmen zu werden und ein klimapositives Produktportfolio aufzubauen“, bestätigt Jens Puda, Marketingleiter DACH bei Forbo Flooring Systems.

Entsprechend wurde in den letzten Jahren – teilweise massiv – investiert, sowohl in Forschung und Entwicklung als auch in innovative Technologien und Produktionsanlagen, die mit Strom aus erneuerbaren Energien funktionieren. Das Engagement der Branche reicht von der Erforschung heimischer Pflanzenöle oder klebstofffreier Verlegetechnologien bis zur Errichtung von Recycling- und Wiederverwertungscentern. „Ob bei der Produktentwicklung und der Materialkomposition oder bei der Anlagen- und Verfahrenstechnik: Die Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit aller Prozesse wird konsequent vorangetrieben“, sagt Frank Selbeck, Leiter Marketing bei Gerflor Mipolam.

Die große Zielsetzung für die Branche ist die lückenlose Kreislaufwirtschaft nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip, die in einigen Unternehmen bei immer mehr Produkten bereits praktiziert wird. Durch entsprechende Zertifizierungen wird dabei transparent, ob „die eingesetzten Materialien gesundheitlich unbedenklich sind und schnell nachwachsende Rohstoffe verwendet werden, ob man klimaneutral und sozialverträglich unter Verwendung erneuerbarer Energien produziert oder verantwortungsvoll mit Wasser umgeht“, erläutert Annika Windmöller, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Windmöller. Zudem tragen mit Cradle-to-Cradle-Prädikat versehene Bodenbeläge zu den immer wichtiger werdenden Gebäudezertifizierungen wie LEED bei.

Mit Kreativität zur Kreislaufwirtschaft

Vor diesem Hintergrund sind derzeit bei vielen Herstellern neue, umweltverträgliche Produktentwicklungen in der Pipeline. Im Fokus stehen dabei der Einsatz in der Natur vorkommender und schnell nachwachsender Rohstoffe und die Verwendung von Recyclingmaterialien. „Jedes neue Produkt muss zu hundert Prozent wiederverwertet werden können“, sagt Silke Hüsgen, Director Sales & Marketing bei der Visuals United AG (Fotoboden).

Für die Produktentwicklung bedeutet das, dass „Bodenbeläge von vornherein so konzipiert werden, dass sie bestmöglich recycelt werden können“, so Frank Selbeck. „Nicht nur die Erst-Verwendung eines Produkts steht im Fokus, die Trennung und Wiederverwertung der darin enthaltenen Rohstoffe nach Gebrauch wird in der Entwicklungsphase bereits mitgedacht.“ Recycling schließt aber nicht nur die Wiederverwendung von Stoffen aus eigener Produktion, sondern auch diejenige branchenfremder Materialien ein. „Ob gebrauchte SIM-Karten von Mobiltelefonen, aus Trinkwasser gewonnener Kalk oder für Auto-Windschutzscheiben verwendete Polymer-Verbundfolien: Aus all diesen Materialien können schadstoffarme Substanzen gewonnen werden, die man sinnvoll in die eigene Lieferkette einspeisen kann“, sagt Swantje Kühn, Sustainability Manager DACH bei Tarkett.

Je relevanter der „grüne“ Lebenszyklus für die Beurteilung eines Bodenbelags wird, desto wichtiger werden solche Innovationen. „Flexible Bodenlösungen mit einem hohen Recyclinganteil werden künftig stark an Bedeutung gewinnen“, ist Jens Puda überzeugt. „Sie werden völlig neue Installations- und Renovierungstechniken ermöglichen.“