Die neuen Gourmet-Tempel sollen den täglichen Lebensmitteleinkauf zu einem außergewöhnlichen Moment veredeln – den man gern auch mit anderen teilt. Der Supermarkt wandele sich von der Vorratskammer zum Marktplatz, sagen die Zukunftsforscher vom Frankfurter Zukunftsinstitut und denken das klassische SB-Handelsformat gerade neu: Der Supermarkt als ein Ort der Inspiration, sozialer Interaktion und Emotionalität. Moderne LED-Lichtplanung hat daran einen wesentlichen Anteil.

Die frische Ware als „Star“ auf der Supermarktbühne beispielsweise erlebt durch punktgenaue farbspezifische LED-Lichtkonzepte eine Aufwertung. Das Ziel sind leuchtende, appetitanregende Farben sowie durch Licht- und Schatten modellierte plastische Formen und Oberflächen. 

Silpo-Markt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew: modernes Konzept mit dunkler Verkaufsumgebung und Licht-Spots auf der Ware.

Silpo-Markt in der ukrainischen Hauptstadt Kiew: modernes Konzept mit dunkler Verkaufsumgebung und Licht-Spots auf der Ware.
Foto: Ansorg

Doch es ist nicht nur das Farbspektrum: Komplexe digitale Lichttechnik unterstützt eine hochwertige und kreative Lichtplanung in mehrerer Hinsicht – etwa bei der Verbesserung des Sehkomforts. Dabei geht es darum, das Licht „zu bändigen“ und zu lenken, heißt es bei Ansorg. Reflektoren mit unterschiedlichen Abstrahl-Charakteristiken – von eng gebündeltem und fokussiertem Licht bis zu weit strahlendem Licht und einer homogenen Ausleuchtung – bringen das Licht dorthin, wo es gebraucht wird – in der benötigten Menge und Verteilung.

Die heute vielerorts offenen Deckenkonstruktionen in modernen Supermärkten sind bei der Lichtplanung von Vorteil, weil sie hohe Lichtpunkthöhen für die Strahlersysteme bieten und steile Beleuchtungswinkel ermöglichen. „Wenn man in der Planung außerdem die Sichtachsen beachtet und entsprechendes lichttechnisches Zubehör wie Wabenraster oder Blendschutzklappen einsetzt, lassen sich störende Blendeffekte vermeiden“, sagt J. Manuel von Möller, Geschäftsführer von Bäro.

Struktur schaffen

Eine exakte Lichtplanung verleiht zudem der gesamten Verkaufsfläche Struktur und bietet den Kunden Orientierung im Raum. Lange Reihungen von Lichtbändern an der Decke sind zwar in der Supermarkt-Landschaft nach wie vor anzutreffen, sie nutzen die eingesetzte Energie nach Meinung der Anbieter jedoch nicht effizient für die Warenpräsentation. Und sie ermüden Kunden und Mitarbeiter durch ihr gleichförmiges Licht, so die Kritik.

Daher gewinnen auch in Supermärkten Beleuchtungsszenerien mit Licht- und Schatteneffekten an Bedeutung. Kontrastreicheres Licht mache die Kunden eines Marktes wacher und aufnahmebereiter für Aktionen und Angebote. 

Auch das Trockensortiment wird bei Edeka Zurheide in Düsseldorf mit Hell-Dunkel-Effekten beleuchtet.

Auch das Trockensortiment wird bei Edeka Zurheide in Düsseldorf mit Hell-Dunkel-Effekten beleuchtet.
Foto: Fotograf Golz

Entsprechende Lichtkonzepte nutzen unterschiedliche Beleuchtungsniveaus – die Ware hell, der Gang dunkler – und erzeugen laut der Hersteller mit wenigen Punktlichtquellen (Strahlern) eine „brillante“ Ausleuchtung, die für eine interessantere Raumatmosphäre sorge und zugleich für Energieersparnis.

„Das Licht dient als Orientierung und leitet den Blick auf die Ware, zu den Highlights und durch den Raum“, erläutert Eva Danischus, Marketingfrau bei Ansorg, das Konzept. Einen besonderen Fokus legen Lichtexperten in der Planung heute zudem auf Rückwände und Blenden. Diese beiden Gestaltungselemente seien „die heimlichen Helden im Wegeleitsystem der Food-Märkte“, so Danischus.

Aus ihrer Sicht werden sie aber noch zu häufig „stiefmütterlich“ ausgeleuchtet. Auch Bäro-Geschäftsführer von Möller unterstreicht die wichtigen Funktionen einer Rückwandbeleuchtung: „Ausreichendes Vertikallicht, ob gleichmäßig oder rhythmisch angeordnet, definiert den Raum, erleichtert die Kundenführung und kann außerdem Displays und grafische Informationen hervorheben.“

Außergewöhnliche Locations

Lebensmittelhandelsflächen zielen heute vielfach auf eine „Premiumisierung“ des Angebots, der Präsentation und der Marktarchitektur, um sich vom Wettbewerb zu differenzieren. Dies spiegelt sich auch in der Häufung außergewöhnlicher Locations wider, an denen sich neue Verkaufsflächen ansiedeln. Derzeit ist es angesagt, moderne Supermärkte in einem Setting historischer Industriekultur anzusiedeln.

Storytelling, das Gestern im Heute erleben, ob in einer ehemaligen Schiffsschraubenfabrik, in historischen Markthallen oder in den Gewölben eines alten Weinkellers, immer bedingt die besondere Ästhetik dieser Umgebungen eine maßgeschneiderte Lichtinszenierung.

Die Rückwandbeleuchtung spielt auch hier eine wichtige Rolle, um den Raum zu gestalten. Zusätzlich werden besondere architektonische Elemente wie Gewölbe, Säulen oder Schmuckdecken mit sanftem Licht oder indirekter Beleuchtung in Szene gesetzt.

Auffällige dekorative Leuchten tragen in gastronomischen Zonen oder im Eingangsbereich zur Stimmigkeit der Inszenierung bei. So soll aus dem alltäglichen Lebensmitteleinkauf ein außergewöhnliches Erlebnis werden, das für längere Aufenthaltsdauer und höhere Kassenbons sorgt.

Auch in modernen Neubauten, die nicht mit solchen architektonischen Reizen aufwarten können, soll eine individuelle Lichtarchitektur sinnliche Erlebniswelten schaffen. Letztlich sollen derartige Lichtkonzepte dazu beitragen, den LEH dabei zu unterstützen, die eigene Zukunft als stationärer Anbieter zu sichern.

Weitere Informationen: www.baero.com, www.ansorg.de und redaktion(at)ehi.org