Aktuell dient ein Großteil der knapp 580.000 Automaten in Deutschland der Ausgabe von Essen und Getränken. Rund 12,6 Mio. einzelne Verkäufe pro Tag gab es in diesem Bereich in 2019. Knapp 80 Prozent der Automaten stehen in Unternehmen und versorgen die Mitarbeiter mit Kaffee, Tee, Kaltgetränken, Snacks oder ganzen Mahlzeiten.

Digitale Schaufenster, wie in dieser Animation, ermöglichen den Kauf per Click & Collect oder die Lieferung nach Hause

Digitale Schaufenster, wie in dieser Animation, ermöglichen den Kauf per Click & Collect oder die Lieferung nach Hause
Foto: Der Automat Harrer

Derzeit entstehen in größeren Bürogebäuden Micro-Markets, das sind automatisierte Mini-Supermärkte. Diese verkaufen über digital kontrollierte Kühlschränke, Automaten und Regale Foodund Nonfood Artikel. Rund 20 Prozent der Automaten stehen heute im Public Vending, zum Beispiel in Krankenhäusern, Hotels, auf Bahnhöfen, Flughäfen oder (halb)öffentlichen Plätzen. Vermarkter nutzen Automaten außerhalb der Öffnungszeiten oder bei Personalengpässen, auch für Direktvermarkter sind Automaten eine gute Möglichkeit, ihre Produkte anzubieten. Im Travel-Sektor dienen Automaten dem spontanen Kauf to go und verkaufen klassische Reiseartikel wie Zahnbürsten, Rasierer, Ladekabel sowie aktuell Desinfektionssprays und Mund-Nase-Schutzmasken.

Auch im Einzelhandel gibt es Automaten – sei es der Kaffeeautomat im Kundenservice oder die Abholstation für vorbestellte Waren. Erste Markenstores setzen Verkaufsautomaten als Hingucker in ihren Stores ein: So brandete Tiffany 2018 einen Snackautomaten im eigenen Design und verkaufte über diesen im Londoner Store ein neues Parfüm. Hier dient der Automat als überraschendes Kauferlebnis in der Instore-Experience.

Kontaktlos

Eine aktuelle Studie von Euromonitor (2020 Digital Consumer Survey) zeigt, dass Kunden während der Corona-Pandemie kontaktlose Kaufoptionen wählen. 35 Prozent der Befragten bevorzugten den Self-Checkout ohne Verkäuferkontakt. Vollautomatisierte Supermärkte können hiervon profitieren. Kunden erhalten in diesen Mini-Supermärkten 24/7 an 365 Tagen ein Angebot ähnlich dem der Convenience-Stores an Bahnhöfen. Durch die digitale Einbindung in die Warenwirtschaft und in Kundenbindungsprogramme bieten sich hier zentral gesteuerte Rabattaktionen oder Kombi-Angebote am Automaten an. Diese können auf das Automatendisplay oder per QR-Code bzw. in einer App auf das Smartphone des Kunden gespielt werden. Auch eine gezielte Preissteuerung ist möglich. Je nach Kundenfrequenz und Nachfrage wird diese automatisiert angepasst. Speziell an Orten, an denen eine Filiale mit Personal nicht möglich ist, sind automatisierte Lösungen interessant.

Vorteile von Vending-Automaten

  • Ständige Verfügbarkeit
  • Convenience
  • Für unterschiedliche Produkte geeignet
  • Breites Angebot an Zahlungsmöglichkeiten
  • Temperaturkontrolle
  • Branding
  • Flexible Geschäftsmodelle (kaufen, leasen, mieten)

Smart Vending

Neue Smart-Vending-Konzepte integrieren den Automaten in eine Omnichannel-Strategie. Kunden können zum Beispiel online bestellte Ware abholen oder umtauschen. Eine Einbindung in das CRM-System ermöglicht ihnen, kanalübergreifend zu bestellen.

Smart Vending erlaubt auch neue Verkaufskonzepte wie das „digitale Schaufenster”. Hierbei handelt es sich um eine physische oder digitale Produktpräsentation im oder am Schaufenster, gekoppelt mit einer automatisierten Warenausgabe, die Kunden rund um die Uhr zugänglich ist. Die Animation zeigt eine Schaufensterfront, die großflächig mit digitalen Displays ausgestattet ist, über die Kunden direkt ordern können. Optional lassen sich auch physische Automatenausgaben in Fassaden integrieren. Beide Varianten werden bereits über spezialisierte Dienstleister umgesetzt.

Diese Lösungen eignen sich auch als automatisierte Filiale zum Beispiel in U-Bahnstationen, als Pop-up-Store oder als Test-Standort. Dank moderner Robotik lassen sich fast alle Produktformate verkaufen. Auf der Softwareseite ermöglicht Smart Vending zum Beispiel eine Integration der Automaten in CRM-/ERP-Systeme, eine Kopplung mit Prämienprogrammen, automatisierte Verkaufsempfehlungen und Kundenerkennung über die Erfassung biometrische Daten. Die Bedienung der Automaten ist analog per Tastenauswahl oder digital per Touchdisplay oder Smartphone möglich. Neben Bargeld erfolgt die Bezahlung zum Beispiel über kontaktlose Chip- oder Kreditkarten, Smartphones, QR-Codes oder Kundenkarten.

Offline und online

In seiner einfachsten Ausführung, also stand-alone und ohne digitale Anbindung braucht ein Automat nur Strom. Das reicht zur Präsentation und Ausgabe von Waren im Innen- oder Außenbereich oder auch remote zum Beispiel in Bahnhöfen. Ist der Automat zusätzlich online (per W-LAN oder Mobilfunk), funktionieren bargeldlose Bezahlverfahren und Telemetrie zur Kopplung mit der Warenwirtschaft.

Für die skizzierten Smart-Vending-Lösungen bedarf es spezieller Software und ggf. einer Anpassung von Hardware und Design des Automaten. Wenn vor einer Store-Umgestaltung oder einem Neubau ein automatischer Verkaufskanal in die strategischen Überlegungen einbezogen wird, erleichtert das die Integration innerhalb eines Storekonzepts, vor allem aber die bautechnische Integration in Fassaden oder Außenbereiche.

Der Autor Dr. Aris Kaschefi ist Geschäftsführer Bundesverband der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft e. V.