In der Beliebtheit der Einkaufsstätten für Lebensmittel stehen Wochenmärkte in Kundenumfragen immer vorn – sie vermitteln höchste Frische und Farbenpracht, bieten vielfältige Obst- und Gemüsesortimente, sind Treffpunkt und Inspirationsquelle und sorgen für Entschleunigung beim Einkaufen. Kein Wunder also, dass immer mehr Lebensmittelhändler beim Upgrading ihrer O & G-Abteilungen nach diesem Vorbild streben.

Mit Obst und Gemüse startet nach wie vor in den meisten Lebensmittelmärkten ganz klassisch der Kundenlauf durch die Sortimente – die „Welcome-Abteilung“ soll eine angenehme Einkaufsatmosphäre schaffen. Üblicherweise gestalten Händler und Ladenbauspezialisten aus Regalen, Gondeln, Schütten und saisonalen Aktionsmöbeln Marktplätze, die durch zusätzliche Themenplatzierungen, Fokuspunkte, Verkostungen und Servicezonen belebt werden. Hier können auch Cross-Selling- Produkte wie Essig, Öl und Nüsse ihren Platz finden und zur Profitabilität beitragen.

Sehr große Flächen benötigen dabei zusätzlich Orientierungshilfen und eine geschickte Gliederung für die anregende Atmosphäre. Deckenelemente in Form von Deckensegeln, Abhängungen sowie die abgestimmte Beleuchtung inszenieren die jeweiligen „Marktstände“ und schaffen Zonierungen, sagt Peter Prisching, Shop Consult Director bei Umdasch Food Retail.

Neue Konsumentenansprüche 

O&G-Abteilungen werden durch neue, auch gekühlte Sortimente und Zweitplatzierungen immer größer, hier Rewe Stockstadt
Foto: Umdasch Shopfitting

Um solche Anmutungen gekonnt und authentisch auf SB-Flächen im Lebensmittelhandel zu inszenieren, braucht es ein Konzept, das vielfältige moderne Konsumtrends und Kundenbedürfnisse überzeugend zusammenführt: den Wunsch nach knackig-frischer, gesunder, natürlicher Ernährung – auch als Premiumangebote, den Anspruch an Nachhaltigkeit mit ausreichend regionaler oder Bio-Ware und saisonalen Obst- und Gemüsesorten.

Ebenso gilt es, auf den Trend zu Convenience mit frisch zubereiteten Fruchtsnacks, Smoothies und Fruchtsäften für unterwegs oder den Verzehr gleich vor Ort zu reagieren. Das Angebot solcher Fresh-Cut-Artikel, vor allem in gekühlter Form, wächst stetig und ist ein höchst wichtiges Thema für den Category Manager in der O & G-Abteilung. Salatbars, Früchte- und Müsli-Stationen, Saftbars und Saftpressen für die SB-Bedienung oder saisonal Spargelschäler ergänzen daher immer häufiger die Ausstattung – sie bieten dem Kunden einen zusätzlichen, besonderen Service. Und der Handel profitiert überdurchschnittlich von dem Abverkauf der margenstarken Convenience-Produkte.

Die so erweiterte O & G-Abteilung benötigt mehr Fläche, und der Bedarf an multifunktionalen Einrichtungsmöbeln wächst. Es bieten sich zum Beispiel hochtransparente Kühlmöbel an, die den Handel bei der Inszenierung der Frischeprodukte unterstützen. Ist auch Bedienung in das Konzept integriert, so sollten Reinigungsprodukte und Werkzeug griffbereit sein und leicht zugänglich hinter Hygieneklappen bereitliegen.

Stimmige Raumatmosphäre

Trendthema Regionalität, hier inszeniert im Interspar im Europark Budapest
Foto: Umdasch Shopfitting

Aus Sicht von Peter Prisching verändert sich bei diesen modernen Konzepten weniger die Warenpräsentation an sich, sondern vor allem die stimmige Raumatmosphäre. Dazu tragen ein vermehrter Einsatz von dunklen Böden, dunklen Decken, viel Holz und neuen Materialien an den Wänden bei. Mit einer intelligenten und aussagekräftigen Grafik-Sprache, so beobachten es auch die Ladenbauexperten wie Interstore/Schweitzer, kommt zudem verstärkt das Storytelling ins Spiel, um Produkte für die Kunden erlebbar zu machen. „Geschichten zu erzählen gehört heute zur Aufgabe der Händler und dient vor allem dazu, dem Kunden das Produkt zu erklären“, sagt Verena Zirwes, Senior Designerin bei Interstore Düsseldorf.

Also: Woher kommt das Produkt, wie kann es verarbeitet werden? Das erklärt der Osnabrücker Marktkauf, ein Projekt von Interstore beispielsweise mit einer „Kartoffel-Story“ mit interessanten Details zu den dicken Knollen – inklusive Kaufempfehlungen geeigneter Sorten für die geplante Mahlzeit.

Auch Trendthemen wie Regionalität und Nachhaltigkeit lassen sich in der O&G-Abteilung auf diese Weise besonders gut spielen. Carrefour Madrid beispielsweise wirbt auf der Verkaufsfläche mit großen Wandplakaten für seine regionalen und Bio-Angebote aus ganz Spanien – allein das Bio-Sortiment umfast über 1.000 Produkte. Die üppig gestaltete Präsentation dieser Obst- und Gemüsesorten vor den Plakaten verlockt zum Kauf.

Emotionalität 

Emotionalität ins Spiel bringt auch der von Umdasch gestaltete Interspar im Europark in Budapest. Hier wirbt die lebensgroße Pappfigur eines Erzeugers inmitten der Paprika- Zweitplatzierung für die Herkunft direkt vom Erzeuger und damit für Verbrauchervertrauen. Die Sprechblase lautet: „Gute Erzeuger sind wie Eltern: Sie begleiten ihre Sprösslinge bis zum Schluss und lassen sie dann gehen.“

„Gutes Storytelling wirkt wie ein Emotionsschub“, sagt der Produktmarketingexperte Simon Rappold von Wanzl mit Blick auf die O&G-Abteilung und weist darauf hin, dass sich der Händler auch als „untrennbarer Bestandteil seiner lokalen Community“ präsentiert. Dies muss sich laut Wanzl in einer entsprechenden Inszenierung widerspiegeln. Individualität hat daher – wie in allen modernen Ladenbaukonzepten – auch bei der Ausstattung der O & G-Abteilung heute hohe Priorität. Zwar greifen viele Märkte zum Naheliegenden und unterstreichen die Natürlichkeit von Obst und Gemüse durch natürliche Materialien im Warenaufbau, zum Beispiel Weidenkörbe, Stroh, Holzgefährte und -steigen und Ähnliches. Dass aber auch andere Spielarten funktionieren, davon zeugen dekorative „Stilbrüche“ wie beispielsweise im Edeka Aktiv-Markt Göres im schwäbischen Elchingen: Dunkle Wandfarbe, funkelnde Kronleuchter und anmutige Obst-Etageren in der Zweitplatzierung sind die Highlights und setzen wohnliche und emotionale Akzente.