Engel-Apotheke, Freiburg

Der Vorher-Nachher-Effekt nach einem Umbau könnte nicht größer sein als bei der Engel-Apotheke in Freiburg. Vorher: Aufsteller mit Zecken in Großaufnahme und Überschriften wie „Die Gefahr lauert überall“, beige-braunorange Möbel aus Spanplatten, ein verschlissener Nadelfilzboden, diffuses Neonlicht, auf jedem Quadratzentimeter abgestellte Freiwahlprodukte. Und danach: ein transparenter, „engelsgleicher“ Traum aus Glas, von Bauhaus-mäßiger Ordnung und Struktur. Dass die Offizin, der Verkaufsbereich, nur 37 qm groß ist, mag man nicht glauben, so großzügig wirkt die von Klaus Bürger Architektur aus Krefeld neu gestaltete Apotheke. Rezeptur und Backoffice der Apotheke sind durch eine Glaswand abgetrennt und der Raum also voll einsehbar – von beiden Seiten.

Engel-Apotheker Dr. Egbert Meyer-Buchtelas Interessenschwerpunkte sind naturmedizinische und alternative Therapien, sodass er sich eine „Beratungsapotheke“ wünschte. Klaus Bürger und seine Architekten haben eine Einrichtung geschaffen, in der es keine apothekentypischen Handverkaufstische mehr gibt. Stattdessen sind mehrere einzelne, voneinander getrennte Beratungstische entstanden, bei denen es kein Dahinter und Davor gibt. Freiwahlmöbel in zartem Blau und Eschenholz unterstreichen den „engelhaften“ Charakter. Den Architekten gelang es sogar noch, Platz für einen zusätzlichen diskreten Beratungsraum mit Glasschiebetür zu schaffen.

Auf besonderen Wunsch Meyer-Buchtelas gibt es in der Apotheke eine Lakritz-Selbstbedienungs-Bar mit 16 Sorten Lakritz. Die Bar ist Maßarbeit mit integrierter SB-Waage, einer Rückwand mit Blister-Tüten und weiteren Fächern für Fruchtschnitten etc. sowie mit einem Spender für energetisiertes Wasser, Becher und kleinem Mülleinwurf.

Jordan-Apotheke, Erlangen-Büchenbach

Jordan-Apotheke in Erlangen-Büchenbach: starkes architektonisches Konzept (Foto: Glahn Architekten/N.Kazakov/www.glahn-architekten.de)

Jordan-Apotheke in Erlangen-Büchenbach: starkes architektonisches Konzept (Foto: Glahn Architekten/N.Kazakov/www.glahn-architekten.de)

Die neu errichtete Apotheke von Jordan Hammad in Erlangen-Büchenbach ist mit 176 qm Offizin- Fläche deutlich größer. Das Berliner Architekturbüro Glahn Architekten hat hier ein starkes architektonisches Konzept entwickelt. Körperhaft und monolithisch stehen weiße Möbelkuben als Tresen-Skultpuren frei im Raum oder hängen als großformatige Regal-Volumen an der Wand und sind untrennbarer Bestandteil der Architektur. Die strahlend weißen Möbeleinbauten stehen auf einem dunkelbraunen Industrieparkett aus Räuchereiche.

Jeder Tresen-Kubus ist durch eine Rundsäule mit der Decke verbunden, darin befindet sich die Medikamentenschütte vom Lager im Obergeschoss. An der Decke sind um die Säulen herum leuchtend grüne LED-Ringe eingebaut, welche die vier Handverkaufs-Counter im Raum klar definieren. Diese grünen Lichtkreise leuchten permanent. Auch die Taschenablagen der Kuben sind mit LED hinterleuchtet.

Der fugenlose Grundkörper des Mobiliars besteht aus dem Mineralwerkstoff „Hi-Macs“ von Klöpfer Surfaces. Die Ecken der Kuben wurden sanft abgerundet, um die Form gefällig und weich zu gestalten. Die Oberfläche schimmert leicht und fühlt sich warm an. Die porenlose Oberfläche ist zudem hygienisch. Auf eine Schaufenstergestaltung wird bei der 25 m langen Glasfassade der Jordan-Apotheke bewusst verzichtet, der Innenraum mit seiner klar strukturierten Produktpräsentation soll für sich sprechen.

Struwwelpeter-Apotheke, Frankfurt am Main

Struwwelpeter-Apotheke, Frankfurt am Main: der Namensgeber im bunten LED-Kreis (Foto: raum.4)

Struwwelpeter-Apotheke, Frankfurt am Main: der Namensgeber im bunten LED-Kreis (Foto: raum.4)

Der Apotheker Peter Cornelius ist ein Bewunderer des Reformers und Arztes Heinrich Hoffmann, der auch schriftstellerisch tätig war und den „Struwwelpeter“ schrieb. Nach dieser Figur benannte Apotheker Cornelius seine zweigeschossige Apotheke im Frankfurter U-Bahnhof Hauptwache. Diese Apotheke wurde nun nach über 40 Jahren bei laufendem Betrieb saniert und erweitert.

Die Verkaufsebene im Untergeschoss hat kein Tageslicht. Das beauftragte Kölner Design- und Planungsbüro raum.4 entwarf ein helles Konzept mit viel Weiß. Optischer Anziehungspunkt ist eine freistehende runde gläserne Wassersäule, welche die Figur des Namensgebers, des Knaben mit den wilden Haaren, ziert. Darüber befinden sich in der Decke fünf Kreise mit integrierter farbiger LED-Beleuchtung. Diese werden durch eine Dali-Lichtsteuerung farbwechselnd gesteuert. Das Wasser in der Säule und die Farbwechsel bringen Dynamik und Bewegung. Das Boden- und Möbel-Layout nimmt die Kreisform auf. Die Handverkaufstresen sind aus Wurzelholz, haben eine blaue Natursteinplatte und werden ebenfalls geziert von Struwwelpeter-Motiven.

Pampus-Apotheke im Josefcarree, Bochum

Um seine Apotheke optisch als ein Kompetenzzentrum zu positionieren, beauftragte der Apotheker Holger Pampus die Werbeagentur Eden und Team mit der Entwicklung einer kompletten Corporate Identity inklusive Ladenkonzept, Corporate Design und Wording. Die Konzeptidee ist, dass Farben und Materialien an Pflanzen und Kräuter erinnern sollen. Der natürliche Farb-Dreiklang besteht aus hellem Holz, Weiß und frischem, fröhlichem Grün. Der Boden ist aus Holz. Geprägt wird das Interior Design und die atmosphärische Wirkung der Apotheke durch ein Pflanzen-Rankendekor in Grün, das großzügig über Wände und Decken verläuft. Eingesetzt wurden dafür selbstklebende Farbfolien von 3M in vier verschiedenen Grüntönen.

Bahnhof-Apotheke, Liestal, Schweiz

Bahnhof-Apotheke im schweizerischen Liestal: klassische Apotheken-Optik in Holz, modern interpretiert (Foto: Heco-Schrauben)

Bahnhof-Apotheke im schweizerischen Liestal: klassische Apotheken-Optik in Holz, modern interpretiert (Foto: Heco-Schrauben)

Die Bahnhof-Apotheke von Olessia und Christoph Munsch im schweizerischen Städtchen Liestal bei Basel befindet sich in einem neu gebauten Geschäftshaus. Die Einrichtung wird geprägt durch einen Materialkontrast: die Kombination von Holz und Glas. Optisch dominant sind die Wand-, Front- und Schubladenelemente aus lackiertem Zebrano-Furnier, ein warm-braunes Holz mit kräftiger horizontaler Maserung. Die Böden der Sichtwahl sind aus Glas.

Was den Freiwahlbereich betrifft, setzt das Konzept der Bahnhof-Apotheke auf eine Retail-mäßige modulare Lösung. Ladenbau Ganter, die für die Planung, Fertigung und die gewerbeübergreifende Gesamtabwicklung zuständig waren, gestalteten für den Mittelraum mobile Warenpräsenter, ebenfalls mit Zebrano-Furnier. Freundliche Sitzflächen laden zum Verweilen ein. Für den aufwändigen Einbau der Apothekeneinrichtung nutzte Ganter Spezialschrauben, die sich von alleine zusammenziehen (Heco-Unix).

Der Patient als Kunde

Dr. Thomas Zenk, Geschäftsführer der Apotheken-Verbundgruppe Avie, über die Verbindung traditioneller Apotheker-Tugenden mit modernem Marketing.

Hat Ihre Systemzentrale eine eigene Ladenbauabteilung?

Avie hat eine eigene Expansionsabteilung, die auch das Thema Ladenbau schultert. Das Marketing legt Minimal-Anforderungen für Bestandsapotheken fest und stellt Hilfsmittel für deren Umsetzung bereit. Für die neuen Standorte von Avie Apotheken gestaltet die Expansionsabteilung den Ladenbau inklusive Beleuchtungsplanung und Außenwerbung.

Welche Elemente zeichnen aus Ihrer Sicht eine moderne Apothekeneinrichtung aus?

Avie legt für zeitgemäßen Apothekenbau den Upper-Mainstream als Maßstab an. Die Offizin soll dem Patienten, der durchaus als Kunde verstanden wird, ein angenehmes Erlebnis bei seinem Apothekenbesuch in einer wertigen Atmosphäre vermitteln. Hierzu gehören geeignetes Licht auch zur Strukturierung des Raums, die Auswahl passender Materialien, eine harmonische Form- und Farbwelt, Sitzmöglichkeiten sowie Informations- und Orientierungselemente wie Beschriftungen und unterschiedliche Farben für Frei- und Sichtwahl. Gestalterische Überhöhungen hingegen wären eher kontraproduktiv.

Wie steht Ihre Verbundgruppe zu den üblichen Werbeaufstellern im Schaufenster und zu den oft zahlreichen Sonderplatzierungs-Angeboten innerhalb der Apotheke?

Die Ertragssituation von Apotheken verschlechtert sich seit Jahren; Apotheken sind einem wachsenden Konkurrenzdruck ausgesetzt. Die Stärkung der Wettbewerbsposition schließt neben der Betonung der pharmezeutischen Kompetenz die optimale Nutzung der Offizin als Ort der Produktinformation und des Warenkontaktes ganz ausdrücklich mit ein. Eine effizient gestaltete Offizin berücksichtigt Erkenntnisse über das Konsumentenverhalten und beachtet Größen wie Kontaktzahl, Kontakt-Intensität, latente Kundenwünsche und Spontankaufverhalten. Gezielte POS-Werbung und Zweitplatzierungskonzepte orchestrieren das Visual Merchandising, das wirksamer ist als Insellösungen und eine zufällige Anhäufung von Werbeaufstellern der Industrie.